Altenburger Land. Klimakleber und Bauernproteste: Ähnliche Aktionen, aber gewichtige Unterschiede, sagt Tom Bauch, Chef des Kreisbauernverbandes Altenburger Land.

Am Montag, 3.30 Uhr starteten sie in Schmölln und Beerwalde, am Freitagnachmittag gingen sie - vorerst - am Zschaschelwitzer Kreuz zu Ende: die Bauernproteste im Altenburger Land. Wie Kreisbauernverbandschef Tom Bauch auf die zurückliegenden Tage mit Sternfahrten, Aufzügen und Straßenblockaden im gesamten Altenburger Land blickt, was ihn dabei am meisten beeindruckte und was er nun von der Ampel-Regierung in Berlin erwartet, erzählt er hier im Interview mit dieser Zeitung.

3.30 Uhr an der Autobahnauffahrt Schmölln: Landwirte, Agrarbetriebe, Handwerker, Spediteure und Privatleute sind beim Auftakt der Bauernproteste am 8. Januar dabei.
3.30 Uhr an der Autobahnauffahrt Schmölln: Landwirte, Agrarbetriebe, Handwerker, Spediteure und Privatleute sind beim Auftakt der Bauernproteste am 8. Januar dabei. © Funke Mediengruppe Thüringen | Jana Borath

Mit welchen Eindrücken und Gefühlen blicken Sie am Ende der Bauernprotest-Woche im Altenburger Land auf die letzten Tage zurück?

Für mich war diese Protestwoche eine sehr positive Erfahrung. Wegen der großen Unterstützung unserer Aktionen, die uns auch aus der Bevölkerung erreichte. Ich habe gespürt, wie groß der Zusammenhalt ist, wie groß die gegenseitige Unterstützung im Altenburger Land. Viele Menschen haben uns geholfen, mitorganisiert und waren einfach zur Stelle.

Waren Sie überrascht, wie viele Landwirte und Agrarbetriebe Kreisbauernverband und Maschinenring als Organisatoren mobilisieren konnten?

Von Seiten der Landwirtschaft ja. Ich wusste zwar, dass es viel Unmut gibt in unserer Branche. Das geht ja schon viele Jahre so, dass die Landwirte von der Politik immer wieder gegängelt werden. Die große Beteiligung in den zurückliegenden Tagen war für mich dann aber schon überraschend.

Rechneten Sie damit, dass sich so viele andere Branchen an der Protestwoche der Bauern im Altenburger Land beteiligen würden?

Nein, damit haben wir überhaupt nicht gerechnet. Wir wussten aus vielen Gesprächen und Kontakten, dass wir die Handwerker und Spediteure im Altenburger Land an unserer Seite wissen. Aber dass sich dann auch andere Branchen mit uns solidarisierten, hätte ich nicht gedacht. Wir erfuhren viel Unterstützung, Zustimmung von Firmen und auch Privatleuten.

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Welches Fazit ziehen Sie aus all dem am Ende dieser Protestwoche im Altenburger Land?

Dass es im Grunde einen tiefen Zusammenhalt in unserem Altenburger Land gibt und sehr viele Menschen, die mit der Politik der Ampel-Regierung nicht einverstanden sind. Ich habe gemerkt, dass diese Unzufriedenheit viel tiefer geht als nur im Bereich der Landwirtschaft. Unternehmer und Privatleute – sie alle sind nicht mehr zufrieden. In diesem Ausmaß hätte ich das nicht vermutet und mir war das nicht klar. Erschreckt hat mich diese tiefe Unzufriedenheit aber nicht.

Sehe Sie die Bauern im Altenburger Land als Impulsgeber, ihre Aktionen als Initialzündung für die Menschen hier, auf die Straße zu gehen?

Ich denke schon, dass wir den Funken gezündet haben. Vor unserer Aktionswoche gab es keinen, dem so viele Menschen auf die Straße gefolgt wären, um ihrem Unmut kundzutun.

War es die erste Bauernprotest-Woche dieser Art im Altenburger Land?

In diesem großen Ausmaß ja.

Was unterscheidet Ihrer Meinung nach den Bauernprotest von den Protestaktionen der Klimakleber?

Bei uns geht es um Existenzgrundlagen, die uns weggenommen werden. Wir können die Preise für unsere Produkte nicht auf die Kundschaft umlegen, wir sind Preisnehmer. Direktvermarktung funktioniert in unserer Branche aktuell nicht wirklich. Wenn uns noch mehr Geld genommen wird, können wir uns mit unseren Betrieben nicht weiterentwickeln, können nicht nachhaltiger werden, uns nicht für die Zukunft aufstellen.

Und die Form des Protestes – die Bauern haben wie die Klimaaktivisten mit ihren Aktionen beispielsweise den Straßenverkehr im Altenburger Land zum Teil stark behindert?

Wir haben, soweit ich weiß, all unsere Aktionen ordentlich angemeldet. Meines Wissens tun dies Klimakleber nicht. Wir sind nicht auf Sachbeschädigung aus, sondern wir haben nach Ende unserer Aktionen immer alles wieder ordentlich weg- und aufgeräumt. Klimakleber sind teilweise bewusst auf Sachbeschädigung aus, wir nicht. Obwohl die Klimakleber auch für Ziele protestieren, die wichtig sind. Aber sie tun es auf eine andere Art, als wir es tun. Zudem standen unsere Kollegen bei Wind und Wetter draußen – bei bis zu Minus 13 Grad. Das unterstreicht die Wichtigkeit unseres Anliegens. An dieser Stelle ziehe ich den Hut vor unseren Berufskollegen.

Was erwarten Sie für Ihre Mitglieder vom kommenden Montag in Berlin?

Die komplette Rücknahme der geplanten Streichungen in unserer Branche. Diese Pläne waren schließlich der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.