Altenburger Land. Altenburger Land: Mit 23 an die Gößnitzer Rathausspitze? Patrick Albrecht will frischen Wind ins Bürgermeisteramt der Stadt bringen.

  • Er will Bürgermeister werden am 26. Mai in Gößnitz.
  • Von Kuchenrezepten bis Kommunalpolitik.
  • Mit Tür-zu-Tür-Kampagne Unterstützung gesammelt.

Wenn er am 26. Mai die Bürgermeisterwahl in Gößnitz gewinnt, ist er das jüngste hauptamtliche Stadtoberhaupt in Deutschland: Patrick Albrecht. Was den 23-Jährigen bewog, seinen Hut mit in den Ring zu werfen, erzählt er im Garten seines Elternhauses in Gößnitz bei Kaffee und Kuchen.

Den Kuchen hat er selbst gebacken. „Fantakuchen mit einer Creme aus Schlagsahne und Schmand, in der Glasur obendrauf ist Orangensaft. Ein Schuss Fanta-Limonade kommt in den Ölteig - als Backtriebmittel. Ein sehr erfrischender Sommerkuchen“, erklärt Patrick Albrecht das Rezept und muss gleich ein bisschen lachen: „Klingt nach Schwiegermutter-Schwarm, stimmts?“ Und er setzt gleich noch etwas obendrauf: „Ich koche und putze auch sehr gerne.“

Seine Freunde und Eltern wissen seine Talente zu schätzen

Seine Freunde kennen ihn nur so und wissen seine Talente zu schätzen, wenn er sie zu Kesselgulasch oder Mutzbraten einlädt. Seine Eltern freuen sich über die Entlastung im Haushalt: „Sie sind lieber im Garten, da gibt es auch genug zu tun“, sagt er. „Und tatsächlich bin ich am liebsten in der Küche zu Gange. Das entspannt mich ungemein. Ich stöpsel dann meine Musik in die Ohren und lege los. Da kann ich gut nachdenken“, fügt er hinzu.

Eigentlich wollte Patrick Albrecht schon längst ausgezogen sein aus dem Haus seiner Eltern. Eine Wohnung hatte er praktisch schon, dann bekam er den Studienplatz an der Gothaer Fachschule für Verwaltung, wo er aktuell seinen Abschluss als Diplom-Verwaltungswirt anstrebt. Eine eigene Wohnung in Gößnitz, so sagt er, habe sich da erstmal nicht mehr gelohnt.

Unüberlegtes Handeln ist seine Sache nicht

Unüberlegtes Handelt scheint Patrick Albrechts Sache generell nicht zu sein. Schon bei der Berufswahl ging er mit Bedacht vor. Nach dem Abitur wollte er im dualen Studium eigentlich Informatik studieren - also Arbeit und Studium parallel meistern. „Aber die Realität hat mir dann die Augen geöffnet. Informatik - Bestleistung bringen in Job und Studium gleichzeitig - ich hatte damals Angst, das nicht zu schaffen“, gibt Albrecht zu.

Alles über die Gößnitzer Bürgermeisterkandidaten auf einen Blick

Also schlug er den Weg eines Verwaltungsfachmannes ein. Seine Initiativbewerbung auf einen Ausbildungsplatz in der Stadtverwaltung Gößnitz war erfolgreich - und seine Freude groß. „Denn ich wollte unbedingt in der Region, in Gößnitz bleiben“, sagt er. Warum das? „Hier hab ich meine Leute, ich weiß, was ich an Gößnitz habe und ich finde es hier total entspannt. Wenn ich etwas erleben will, bin ich superfix in Zwickau oder Leipzig. ln Gößnitz aber bin ich zu Hause.“

Kommunalpolitik und -recht gehören zu Patrick Albrechts Alltag

Was Kommunalpolitik und -recht angeht, so gehört beides zum Leben des 23-Jährigen seit dem ersten Tag seiner Berufsausbildung dazu. Sowohl in diesen drei Lehrjahren als auch in seinem jetzigen Studium ist Kommunalrecht ein riesiges Thema und gar kein trockenes. „Mich hat das immer mehr interessiert und dann hieß es, in unserer Stadt wird ein neuer Bürgermeister gewählt“, blickt er auf die jüngste Vergangenheit zurück.

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Eine Entwicklung, die natürlich auch in den Vorlesungen an der Verwaltungsfachschule in Gotha Gesprächsthema war. Und mehr und mehr dachte Patrick Albrecht nach: Darüber, welchen Bürgermeister die Kommune wohl bekommen würde mit der Neuwahl. Dass er, Patrick Albrecht, ja eigentlich alle nötigen Kenntnisse von Berufs wegen mitbringt dafür. Seine Mitstudenten und er sehen es zudem eher kritisch, dass der hauptamtliche Bürgermeister als Dienststellenleiter einer öffentlichen Verwaltung hierzulande keine Vorkenntnisse haben muss, um dieses Amt begleiten zu dürfen. Dabei treffe man durchaus Entscheidungen von erheblicher Tragweite, meint Patrick Albrecht.

Theoretisches Gedankenspiel verlor alles Unrealistische

Seine Kandidatur war anfangs nur ein rein theoretisches Gedankenspiel in den Gesprächen mit seinen Mitstudenten. Doch je mehr sich Patrick Albrecht damit auseinandersetzte, verlor die Idee seiner Kandidatur alles Unrealistische. „Meine Entscheidung, ob ich antrete, machte ich dann von den Unterschriften abhängig“, berichtet er weiter. Er ging als Einzelbewerber ins Rennen und brauchte 80 Unterstützerunterschriften, um als solcher überhaupt antreten zu dürfen. Um sie zu sammeln, klingelte er an vielen Türen in der Stadt, ging von Haus zu Haus. Und: „Es wurde ein echter Selbstläufer. Und mit jeder Unterschrift, die dazu kam auf meiner Liste, freute ich mich mehr“, erzählt Patrick Albrecht. Noch besser waren all die Gespräche mit den Leuten: „Ich saß da an so manchem Küchentisch.“ Dass das Interesse an ihm, seinen Ideen und Zielen als Bürgermeisterkandidat so groß sein würde, hatte er nicht erwartet.

Mit jeder Unterschrift, die meine Einzelbewerbung unterstützte, freute ich mich mehr.
Patrick Albrecht

An der Situation der Stadt Gößnitz gibt es nichts zu beschönigen

Die Situation für die Stadt Gößnitz sieht Patrick Albrecht realistisch und will sie auch gar nicht beschönigen: Eine goldene Zukunft kann er nicht versprechen. Das, was die Stadt Gößnitz an Zuweisungen des Freistaates Thüringen bekommt, ist zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig. Deshalb seine Ziele: kurzfristig Vandalismus bekämpfen, Zusammenarbeit mit Vereinen stärken, Verwaltung digital und transparent gestalten; langfristig aktiver Einsatz für einen fairen kommunalen Finanzausgleich, Förderprogramme nutzen, Eigenkapital der Stadt aufbauen für Bau und Erweiterung eines ansprechenden Spielplatzes, Beseitigung innerstädtischer „Schrottimmobilien“, Sanierung maroder Straßen.

Die Gößnitzer Stadtverwaltung arbeitet zu intransparent

Dass der Posten als Bürgermeister der Stadt Gößnitz kein leichter ist, weiß Patrick Albrecht sehr gut. Und sieht die Ursache beispielsweise für das über-Kreuz-Liegen mit Teilen des Stadtrates auch als hausgemachtes Problem der Verwaltung. „Wir arbeiten zu intransparent“, sagt er. „Wenn wir alles ordentlich erklären würden, wäre das anders. Aber wir werfen manchmal nur Bröckchen an Informationen hin. Da ist es ja klar, dass man dagegen ist, Zweifel an der Stadtverwaltung hegt oder deren Tun komplett infrage stellt.“ Angst vor Konflikten hat er nicht. „Warum auch?“, fragt er. „Es gibt immer eine Lösung, wenn man alle einbindet und miteinander redet.“

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