Wurzbach. „Wir sind Juden aus Breslau“ lautet der Titel des Streifens, der bis Mitte kommender Woche im Wurzbacher Kino gezeigt wird.

„Ich kann ihnen nicht viel Vergnügen bei diesem Film wünschen“, erklärt Regisseur Dirk Szuszies. Dabei steht er vor der großen Leinwand im Wurzbacher Kino und präsentiert sein Werk, das er gemeinsam mit Karin Kaper gedreht hat. Sein Film soll auch nicht zum Vergnügen sein, sondern zum Nachdenken anregen und Schicksale erzählen.

„Wir sind Juden aus Breslau“ lautet der Titel des Streifens, der bis Mitte kommender Woche im Wurzbacher Kino gezeigt wird. Im Mittelpunkt stehen unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Biografien, die doch eines gemeinsam haben: Sie haben den Holocaust überlebt. 14 Menschen erzählen ihre Geschichte, ohne einen Kommentator aus dem Off.

Neues Leben nach dem Holocaust

Die Lebensgeschichten stehen im Mittelpunkt dieses Films. „Es war eine schreckliche Zeit“, so Brunhilde Wegmann, die bei der ersten Vorführung am Dienstag. „Dabei war es beeindruckend zu sehen, wie die Menschen sich nach diesem Schrecken ein neues Leben aufgebaut haben.“

Regisseur Dirk Szuszies bei der ersten Vorführung des Films „Wir sind Juden aus Breslau“ im Wurzbacher Kino.
Regisseur Dirk Szuszies bei der ersten Vorführung des Films „Wir sind Juden aus Breslau“ im Wurzbacher Kino. © Sophie Filipiak/ OTZ

Denn nicht nur der Holocaust wird in diesem Film thematisiert, sondern auch das Leben davor und danach. So berichten die Zeitzeugen davon, wie polnische Juden, die nach der 1. Weltkrieg ins damals noch deutsche Breslau ausgewandert waren, von den deutschen Juden ausgegrenzt wurden. Zudem herrschte eine Spaltung zwischen den konservativen und den liberalen Juden.

All das verlor aber an Bedeutung, als Adolf Hitler an die Macht kam. Es wurde kein Unterschied gemacht, alle Juden waren in den Augen der Nazis ein Objekt, das ausgemerzt werden sollte. Da half es nicht, wenn einige der jüdischen Jungen sich beim Friseur einen Haarschnitt wie bei der „Hitlerjugend“ schneiden ließen.

Die „Reichskristallnacht“ am 9. November 1938 war für alle der 14 Zeitzeugen in dem Film ein einschneidendes Erlebnis. Der Vater von David Toren wurde an diesem Tag verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald verschleppt. Auch seine Mutter ereilte das gleiche Schicksal. Beide wurden in Auschwitz ermordet.

Vergangenheit und Gegenwart

Vielen der Zeitzeugen wurden ihre Eltern genommen – plötzlich waren die Kinder auf sich allein gestellt. Einigen gelang die Flucht vor dem Holocaust. Renate und Anita Lasker jedoch nicht. Beide wurden 1943 nach Auschwitz deportiert, danach nach Bergen-Belsen. Beide erlebten die Befreiung durch britische Soldaten und fingen in England ein neues Leben an.

„Es geht nicht nur darum, das Grauen zu zeigen“, erklärt Regisseur Dirk Szuszies. „Sondern auch den Lebensmut, den die Überlebenden zeigen.“ Daher nimmt die Verfolgung der Juden in der Zeit Nazideutschlands nur einen Teil des Filmes ein. Er ruht nicht in der Vergangenheit, sondern zeigt auch die Gegenwart, wenn sich die Zeitzeugen mit einer deutsch-polnischen Jugendgruppe im ehemaligen Breslau treffen. Oder die Senioren im Kreise ihrer Familien zeigen. So reihen sich alte Fotos vom Familienleben im damaligen Breslau an aktuellen Aufnahmen der Zeitzeugen im Kreise ihrer Freunde und Angehörigen.

Mit Breslau verbindet die Akteure im Film nichts mehr. Es ist ihr Geburtsort, aber nicht mehr ihre Heimat. Diese haben sie sich eigenständig erschaffen, sei es in den USA, England, Frankreich oder Israel. Keiner von ihnen wollte nach Polen zurück.

„Der Film ist sehr beeindruckend“, stellt Siegfried Heertsch nach der Vorstellung am Dienstagabend fest. „Leider waren bei der ersten Aufführung nicht viele dabei, ich hoffe in den nächsten Tagen werden es dann mehr sein.“

Der Film wird im Rahmen der 27. Thüringer Tage der jüdisch-israelischen Kultur in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für Politische Bildung Thüringen gezeigt.

Weitere Vorführungen sind für Donnerstag, Freitag, Samstag, Sonntag sowie in der kommenden Woche am Montag und Mittwoch jeweils um 19.30 Uhr im Wurzbacher Kino geplant.