Blankenberg. Tino Standhaft spielt im Musik-Film-Theater Blankenberg.

Was für ein Finale mit ausgiebiger Verlängerung gab es in der Nacht zum Samstag im Musik-Film-Theater Blankenberg: Tino Standhaft elektrisierte nach Mitternacht gemeinsam mit seinen Mitstreitern nochmals das dort versammelte Publikum.

Bei einigen ultimativen Neil-Young-Klassikern wie das durch und durch kraftvolle „Hey Hey My My“ oder das eher sprunghafte „Like a Hurricane“ sowie weiteren tönenden Durchstartern wucherte im Raum eine intensive Eigendynamik, für das der Begriff „Feeling“ fast schon eine Untertreibung wäre. Der Leipziger, als Jugendlicher war er eingefleischter Fan von Deep Purple, tourte schon in den späten 1980er Jahren durch die bluesgetränkten Livesäle des Ostens. Jetzt rockte er gemeinsam mit dem Publikum krachend in den Advent. Irgendwelche Ermüdungserscheinungen sind bei ihm nicht erkennbar.

Bei den Gästen handelte es sich zumeist um gereiftere Jahrgänge, welche den angebotenen musikalischen Erinnerungscocktail recht intensiv genossen. Im ersten Konzertteil eroberten zunächst Hits von Eric Clapton, einer weiteren Ikone der Rockgeschichte mit bleibenden Werten, die Bühne. Der kurz vor seinem 75. Geburtstag stehende Mann gab seine tönenden Visitenkarte unter anderen bei den Yardbirds, John Mayall oder Cream ab. Standhaft grub regelrechte Perlen aus dieser Zeit wie „White Room“ oder „Let it Grow“ aus. Es knisterte deswegen schon zu Beginn im Veranstaltungsraum. Aufgrund eines druckvollen Begleitensembles, bestehend aus mehreren groovenden Gitarren, hämmernden Keyboard sowie summenden Schlagwerk mit besonderen Brachialkräften obsiegte durchweg Power. Kurz vor der Pause folgte mit „Layla“ ein weiteres künstlerisches Meisterwerk mit dauerhaften Alleinstellungsmerkmalen. Nicht nur die Melodie entpuppt sich seit Jahrzehnten als klangliches Dynamit ohne Verschleißerscheinungen.

Auch die Entstehungsgeschichte des Songs ist zumindest bemerkenswert. Schuf doch Clapton dieses Lied unter dem Eindruck seiner ganz besonderen Zuneigung zur damaligen Ehefrau von Beatle George Harrison, mit der er später selbst eine Beziehung einging. Tino Standhaft entfaltete auf der Bühne nicht nur bei diesem Song, sondern stundenlang enorme Kräfte, die seinen Eigensinn bestens verkörperten. Ganz anders sei dies im September bei seinem Auftritt bei einem bekannten Privatsender gewesen. Da kamen irgendwelche Bestimmer und erklärten ihm genau, wie das ganze Sache abzulaufen habe. War nicht unbedingt seine Sache, resümierte der Musiker jetzt. Und er versprach zugleich dieses einzigartige Livemusik-Domizil in Blankenberg weiterhin aufzusuchen – wo auf ihn immer ein dankbares Publikum wartet.

Tipp: Zu Silvester läuft ab 21 Uhr im Kino Blankenberg eine Rockabilly-Party mit der Suffy Sand Combo. Alle Partyliebhaber sind schon jetzt zu diesem Ereignis eingeladen.