Heberndorf. Fast jedes Dorf hat seine eigenen Sagen – so auch Heberndorf. Jochen Wohlfarth hat diese nun einem kleinen Büchlein zusammengefasst.

Fast jedes Dorf hat seine eigenen Geschichten und Sagen – so auch Heberndorf. Jochen Wohlfarth hat diese nun einem kleinen Büchlein „Dorr Hebberndärfer Schnieegansfang“ zusammengefasst.

Darunter findet sich auch die titelgebende Sage. „Das ist eigentlich eine typische Wirtshausgeschichte“, erklärt Jochen Wohlfarth. Dort nimmt die Erzählung auch ihren Anfang: Ein Heberndorfer betritt die Schenke, unter dem Arm trägt er eine Gans. Jedoch sieht sie anders aus als das normale Federvieh. „Deu hob euch gefang’n in Henbärg. Es is e richtige Schnieeganz“, erklärt er den Wirtshausbesuchern. Nach einer Runde Schnaps brechen einige Männer auf, um sich ebenfalls eine Schneegans zu fangen. Aber sie müssen unverrichteter Dinge wieder ins Dorf zurückkehren – unter dem Spott der Anwohner.

Unterhaltsame Dorfgeschichte

Geschichten und Geschichte hat Jochen Wohlfahrt in seinem Buch gesammelt. „Es handelt sich aber nicht um eine Chronik“, betont der Autor. „Sondern etwas kurzweilig Informatives und Unterhaltsames.“ Die Illustrationen lieferte Harald Meier. Auch einige Heberndorfer unterstützten Jochen Wohlfahrth, in dem sie alte Schulhefte und Zeichnungen zur Verfügung stellten.

Im Buch „Dorr Hebberndorfer Schnieegansfang“ findet sich auch Illustrationen von Harald Meier. 
Im Buch „Dorr Hebberndorfer Schnieegansfang“ findet sich auch Illustrationen von Harald Meier.  © Sophie Filipiak

„Den Grundstein für das Buch legte der Heberndorfer Bauer Edwin Neumeister“, so Jochen Wohlfarth. Er wurde am 31. Juli 1893 geboren und verfasste die zwei mundartlichen Dichtungen vom „Hebberndärfer Schnieegansfang“ und der „Sage vun Henberg“. Da der Heberndorfer Dialekt nicht jedem geläufig ist, hat Jochen Wohlfarth in seinem Buch die Passagen auch ins Hochdeutsche übertragen. „Die Menschen, die in den Geschichten auftauchen, haben tatsächlich gelebt“, so Jochen Wohlfarth. „So heißt es zumindest in Heberndorf.“

Mysteriöses auf den Henneberg

So soll auch die „De Sage vun Henberg“ einen wahren Kern besitzen. Erwin Neumeister hat die Geschichte im Jahr 1935 aufgeschrieben. Sie handelt von einem Mann, der sich in der Neujahrsnacht auf dem Weg von Weitisberga nach Heberndorf verirrt. Er trifft auf „zwölf Männer uff en Stehen“ – alle schwarz vermummt. Diese helfen ihm zwar, wieder in sein Dorf zu finden, ringen ihm aber das Versprechen ab, neun Tage nichts von seiner abenteuerlichen Reise zu erzählen.

Jedoch löchert in seine Ehefrau immer wieder mit Fragen, wo er sich in der Nacht rumgetrieben hat. Da hilft auch nicht der Befehl des Mannes: „Nein! Henerricke halt deine Gusch und loss mich blos in Ruh!“ Schon vor Ablauf der Frist erzählt er seiner Frau von den Ereignissen. Die hat nichts besseres zu tun und erzählt es überall im Dorf herum. Die Strafe folgt auf dem Fuß: Der Mann bricht tot auf seinem Hof zusammen. Die Moral von dieser Geschichte ist klar: Dorfklatsch kann auch schaden.

Der Henneberg, auf dem der Mann in der Neujahrsnacht auf die mysteriösen Vermummten gestoßen ist, liegt unweit von Heberndorf. Der Berg wurde aber im Laufe der Zeit durch den Bergbau immer weiter abgetragen. Ein Hexenstein soll sich dort befunden haben.

Diese und mehr Geschichten hat Jochen Wohlfarth in seinem Buch gesammelt. Für die historischen Fakten hat er sich intensiv mit den Chroniken Heberndorfs auseinandergesetzt.

Das Büchlein „Dorr Hebberndärfer Schnieegansfang“ von Jochen Wohlfarth ist in der Buchhandlung am Markt in Bad Lobenstein, im Geschäft „Reichenbächer“ in Wurzbach, im „Café Top Melange“ in Leutenberg, im Heberndorfer Dorfladen und in der Stadtinformation in Lehesten erhältlich.