Bad Lobenstein. Kreisverband Saale-Orla des Thüringer Lehrerverbandes reagiert mit Verwunderung auf Erklärung von Landtagsmitglied Ralf Kalich (Linke)

Auf die Ankündigung des Landtagsmitgliedes Ralf Kalich (Linke), wonach dem Saale-Orla-Kreis mehr Geld für die Schulsozialarbeit zur Verfügung stehen wird, reagiert der Kreisverband Saale-Orla des Thüringer Lehrerverbandes (TLV) mit „Verwunderung“, wie es in einer Mitteilung heißt.

Personelle Kontinuität erhofft

„Es ist richtig, dass die Schulen dringend mehr Schulsozialarbeiter brauchen“, konstatiert die Kreisverbands-Vorsitzende Steffi Müller. „Allerdings machen allein die Sozialarbeiter noch längst kein multiprofessionelles Team.“ Sie sei erstaunt, so Müller laut TLV-Mitteilung, dass Kalich in der Schaffung von sechs zusätzlichen Vollzeitstellen für die Schulsozialarbeit „einen großen Schritt hin zu einer vollständigen Ausstattung aller Schulen mit multiprofessionellen Teams“ sehe. „Natürlich freuen wir uns über mehr Sozialarbeiter an den Schulen“, erklärt die TLV-Kreisvorsitzende. „Der TLV fordert das seit vielen Jahren. Wir hoffen sehr, dass dies nun auch zu einer personellen Kontinuität in diesem Bereich führt und tatsächlich alle Schülerinnen und Schüler in den Genuss dieses Angebots kommen.“

Bei den multiprofessionellen Teams gehe es allerdings, wie der Begriff schon verrate, um mehr als nur zwei Professionen. „Für den TLV gehört der verlässliche Einsatz von Sonderpädagogen unbedingt dazu“, betont Müller, „derzeit sind diese in der Regel an mehreren Schulen gleichzeitig tätig. Außerdem brauchen wir in den Schulen Schulpsychologen, Schulbegleiter, Integrationshelfer und Schulgesundheitsfachkräfte, damit es zu einer echten Entlastung kommt.“

Thüringen noch „Entwicklungsland“

Darüber hinaus erinnert die Kreisvorsitzende an die ebenfalls vom TLV seit Jahren geforderten Kompetenz-Netzwerke, die außerschulische Institutionen und Professionen zu einem verlässlichen Unterstützungssystem verbinden sollen. „Wir brauchen konkrete Ansprechpartner mit entsprechenden Kenntnissen und Ressourcen, die bei Bedarf an den Schulen tätig werden können. Hierzu zählen zum Beispiel Präventionsbeauftragte der Polizei, Mitarbeiter der Jugendämter oder Handwerker“, so Müller. Der Thüringer Lehrerverband sei gern dazu bereit, den Abgeordneten im Thüringer Landtag in persönlichen Gesprächen zu erläutern, welche Erfahrungen es mit dieser Art der Vernetzung in den skandinavischen Ländern und zum Teil auch in anderen Bundesländern gibt. „In dieser Hinsicht ist Thüringen immer noch ein Entwicklungsland“, lautet das Fazit der TLV-Kreisvorsitzenden.

Ralf Kalich hatte mitgeteilt, dass der Landkreis in diesem Jahr mit 730.594 Euro für die Schulsozialarbeit rechnen dürfe, was 338.400 Euro mehr seien als im Vorjahr. Damit, so das Landtagsmitglied, könnten sechs neue und zusätzliche Vollzeitstellen für die Schulsozialarbeit finanziert werden.