Weißenborn. Nach fünf Jahrzehnten haben Vertreter vom Weißenborner SV und Sokol Kdyne in Franzensbad emotional Abschied gefeiert.

In diesem Jahr jährt sich der Mauerfall zum 30. Mal. Nach der Grenzöffnung wurden auf dem Gebiet des Sports wieder innerdeutsche Treffen möglich. Über den Kreisvorstand Eisenberg des Deutschen Turn- und Sportbundes wurden Adressen ausgetauscht. Am 20. Februar 1990 war es soweit. Der Tischtennisabteilungsleiter der damaligen BSG Traktor Weißenborn, Bernd Büchner, schrieb seinem Amtskollegen der TSG Eisenberg, Werner Rose, in die Pfalz. Nach telefonischen Absprachen und weiterem Briefwechsel wurde das erste Treffen geplant. Die Beziehung wurde intensiv gepflegt und unvergessliche Wochenenden konnten erlebt werden. Jedoch schlief die Partnerschaft Mitte der 2000er Jahre ein. Länger bestanden freundschaftliche Bande zwischen Weißenborn und dem tschechischen Kdyne – 50 Jahre lang.

Verbunden im Tischtennissport

1969 trafen sich zum ersten Mal Tischtennissportler aus dem böhmischen Städtchen und der Holzland-Gemeinde und kreuzten an den grünen Platten ihre Schläger. Nun, zum 50-jährigen Jubiläum, verabschiedeten sich beide Parteien mit einem emotionalen Treffen in Franzensbad. Reiner Moreth war von Beginn an dabei und hatte die diesjährige und letzte Zusammenkunft organisiert: „Wir wollten nach fünf Jahrzehnten einen ordentlichen Abschied feiern, denn wir haben ja 50 Jahre viele frohe Stunden bei Sport, Spiel, Freizeit und Geselligkeit verbracht.“ Die meisten Verbliebenen sind Ende 70 oder schon über 80 Jahre alt. „Obwohl wir aus zwei Ländern sind und natürlich auch unterschiedliche Mentalitäten besitzen, so hat uns der Tischtennissport zusammengeführt und verbunden.“

Erste Kontakte schon 1966

Die Partnerschaft ins heutige Tschechien hatte seine Wurzeln im Jahre 1966. Reiner Moreth hatte als BSG-Vorsitzender gemeinsam mit Karl-Heinz Görner und Bernd Büchner die ersten Kontakte mit Sportfreunden aus der damaligen Tschechoslowakei geknüpft. Mit Harald Dämmrich am Steuer reiste die Delegation ins Nachbarland. In den kommenden Jahren trugen die Weißenborner Spiele gegen Luby und Bela aus, bevor 1969 Sokol Kdyne der feste Partner wurde. Herrliche Tage verbrachten die Partnervereine. „Wir sind wir eine große Familie geworden und haben uns immer ausgezeichnet verstanden“, beschreibt Rainer Moreth das Miteinander. Zum Jubiläumstreffen im Jahre 2004 dankte er beispielhaft auch den Frauen, „die bei den partnerschaftlichen Treffen immer dabei waren und dazu beigetragen haben, dass unsere Begegnungen für alle ein Erlebnis wurden.“

Tränen bei der Festrede

2004 bestand die Freundschaft 35 Jahre, immer war der sportliche Wettkampf ein fester Bestandteil gewesen. Doch natürlich hatten sich über die Jahre auch persönliche Beziehungen entwickelt und so trat der Sport fortan in den Hintergrund. Das Treffen wurde auf privater Ebene und in der Gruppe weitergeführt – bis in dieses Jahr. Viele Erinnerungen sind zum Abschiedstreffen in Franzensbad wieder lebendig geworden. Und als Reiner Moreth als Weißenborner Vertreter und Tommi Stancek für die Kdyner die Festreden hielten, flossen auch Tränen.“ Schon vergessen Geglaubtes wurde noch einmal wach. Reiner Moreth kämpfte auch mit seinen Gefühlen, wusste aber auch treffend einzuschätzen: „Wir müssen nicht traurig sein, das Alter hat uns eingeholt.“

Neben den vielen herrlichen Erlebnissen bleibt mit dem Jubiläum auch etwas ganz besonderes in den Geschichtsbüchern der Sportfamilie des Landkreises. 50 Jahre grenzübergreifend und in Freundschaft sportlich verbunden zu sein, das haben die Weißenborner und Kdyner als Alleinstellungsmerkmal unter allen Sportvereinen.

Autor Jens Büchner ist Vorsitzender vom Weißenborner SV 1882