Bad Klosterlausnitz. Patienten der Moritz-Klinik gestalten Ausstellung mit bildgewordener Suche nach Sinn und Wert.

Klein und hauchzart, dennoch ein starkes Bild: Die Bleistiftskizze zeigt ein Paar in freier Landschaft, den Blick in die Ferne gerichtet, in die Zukunft. Eine Liebeserklärung ohne Worte, denn ein Schlaganfall hat dem Schöpfer des Bildes die Worte und auch seine körperliche Bewegungsfreiheit genommen.

Achim Preiß, einst Hochschullehrer an der Bauhaus-Universität Weimar, teilt sein Schicksal mit sechs weiteren Kunstschaffenden, die sich mit ihren Arbeiten seit Montag in der Galerie der Moritz-Klinik in Bad Klosterlausnitz als Menschen präsentieren, die sich als „LebensKünstler“ bewähren mussten. Was leicht klingt, sei unsagbar schwer, würdigte Laudatorin Anke Oertel das hohe Maß an Geduld, Ausdauer und Selbstdisziplin, mit denen sich die ehemaligen Patienten der Rehabilitationsklinik ins Leben zurückkämpften. Die Leiterin der Logopädie des Hauses schilderte, wie sich jeder unfreiwillig völlig neuen Lebenssituationen stellen musste. Allen hat die Malerei geholfen. Die Skizze, eine ganz aktuelle Arbeit von Achim Preiß, ist berührender und beeindruckender Beleg für den erfolgreichen Weg, der oft nur in ganz kleinen Schritten voranführt.

Das hat auch der Musiker Frank Schultes erfahren, der nicht mehr Gitarre spielen kann. Seine Farbexplosionen ziehen den Betrachter in den Bann. So auch Jörg Neuhäuser, der seinen Künstlerkollegen auf Relationen von Musik und Malerei und eine mögliche Zusammenarbeit ansprach. Neuhäuser, den einst ein Gehirntumor aus den gewohnten Bahnen warf, lässt sich von Alltagsbeobachtungen fesseln. Er zeigt „Vernetzte Welten“, Kinder neben im Internet gefangenen Eltern, Symbolik von Spinnennetz und Seifenblase zwingt zur Besinnung.

So wie er im Sommer 2015 und Achim Preiß im Januar 2018 gestaltete Brigitte Wischnack im Frühjahr dieses Jahres bereits eine Personalausstellung in der Galerie der Moritz-Klinik. Das Thema ihrer Bilder sind Stimmungen, poetische Momente. Die Liebesbeziehung zur Kunst habe ihr in Höhen und Tiefen des Lebens immer geholfen, sagte sie. „Gebt nicht auf!“ Diesen Appell richtete Sebastian Löffler an „alle Menschen, besonders an die Patienten“. Im Alter von 22 Jahren erlitt der Mann aus Weimar im Jahre 2006 einen Schlaganfall, war rechtsseitig gelähmt. Mit der linken Hand begann er zu malen. Bis heute malt er mit links, aber schreiben kann er mittlerweile mit rechts. Das berichtet er stolz, genau wie über seine Tätigkeit in der Anna-Amalia-Bibliothek, die er in einem großformatigen, von feinen Details geprägten Bild dokumentiert hat.

Nicht persönlich anwesend auf der fröhlichen und gesprächsreichen Vernissage, die von den Musikerinnen Ilga Herzog (Flöte) und Beate Friedrich (Klavier) begleitet wurde, war Sabine Philipp. Sie bereichert die Kollektivausstellung mit drei wunderbaren Porträts. Auch Lena Cornelissen fehlte. Ihre bunten Bilder sollen Freude bringen und von Schmerzen ablenken, schrieb sie in einem Brief aus ihrer Heimatstadt Bonn.

Die Arbeiten zeigen Motive aus Südamerika, wo die 19-Jährige während ihres Freiwilligendienstes durch Blitzschlag schwere Brandverletzungen erlitt. Im nächsten Jahr wird sie erneut in der Moritz-Klinik behandelt.