Hermsdorf. „Fewa, Fit und Co.“ heißt die Ausstellung, die am Freitag in der Stadtbibliothek Hermsdorf eröffnet wird.

Wer kennt sie nicht, die alten Produktnamen? Badusan, Fewa, Fit – letztere Produktbezeichnung ist in Supermärkten bis heute zu haben, wenn auch vielleicht die Rezeptur nicht mehr die gleiche ist wie früher. Zur Geschichte von Produktnamen, zum Entwurf von Verpackungen und Werbemitteln eröffnet am kommenden Donnerstag in der „kleinen Galerie“ in der Stadtbibliothek die Ausstellung „Fewa, Fit und Co. – Werbung in der DDR“. Aber wozu überhaupt Werbung, wenn es von etlichen Produkten ohnehin kaum unterschiedliche Sorten gab?

„Es gab in der DDR eine sehr intensive Zeit mit Werbung – und in der gab es durchaus auch noch Konkurrenz zwischen verschiedenen Produkten“, erläutert Christina Bitzke vom Museum für Angewandte Kunst in Gera. Aus dem Fundus des Museums stammen viele Exponate, die ab Freitag in Hermsdorf zu sehen sind. Dazu gehören zum Beispiel Entwürfe für Verpackungen. „Die hat man damals handbemalt“, sagt Bitzke. Heute mal eben den Computer anwerfen und das Design digital entwerfen und prüfen, das war damals undenkbar. Damals, das ist die goldene Werbezeit der DDR in den 1950er und 1960er Jahren. „Der Westen hatte die Klementine fürs Ariel-Waschmittel – im Osten war es die Fewa-Johanna.“

Intensiv beworben? Dann hat die Sache einen Haken

Doch Werbung hatte in der DDR nicht nur den Hintergrund, Verbraucher von einer bestimmten Marke zu überzeugen. Oftmals habe die Politik eine wichtige Rolle gespielt – und mit ihr handfeste wirtschaftliche Zwänge. „Für Margarine wurde intensiv geworben, nachdem harte Winter und Umbauten in der Landwirtschaft dazu geführt hatten, dass Butter knapp und nicht mehr überall verfügbar wurde.“ Folglich habe die Werbung dann vor allem in den 50er Jahren einen sehr belehrenden Charakter gehabt. „Und wenn etwas sehr intensiv beworben wurde, gab es meistens einen Haken an der Sache.“ So sei nicht nur eine heile Welt vermittelt worden – sondern man habe auch versucht, Ladenhüter populär zu machen.

Was das Handwerkliche angeht, müssten sich die Ost-Werber der damaligen Zeit vor ihren Kollegen aus dem Westen nicht verstecken, ist Bitzke überzeugt. „Die hatten in der Regel eine sehr gute Ausbildung.“ Umfassendes Wissen, etwa zu Drucktechniken, sei meistens vorhanden gewesen. Zudem hätten die Gestalter lernen müssen, etwa mit Materialmängeln umzugehen. „Trotzdem sieht die Halloren-Verpackung von damals besser aus als die heutige“, findet die Expertin. Geblieben ist der Schriftzug – der Rest hat sich erheblich gewandelt. Stilistisch habe auch das Bauhaus bei der Gestaltung vieler Produkte und Werbemittel Pate gestanden – klare Grundformen, funktionale Schrift und auf das Wesentliche beschränkt. „Sehen statt Lesen“ sei eine wichtige Grundlage gewesen, um Informationen zu transportieren.

Mangelwirtschaft fördert Kreativität

Doch die Mangelwirtschaft im Osten habe manch kreative Idee befördert: „Zum Beispiel den Badusan-Fisch aus Plastik.“ Der habe zunächst als Verpackung für den Badezusatz gedient und anschließend auch als Spielzeug für Kinder beim Baden herhalten können. Sogar eine Werbesendung gab es im Fernsehen. Die „Tausend Tele-Tips“ kamen Anfang der 60er Jahre auf.

Doch auch nach den 60er Jahren sei die Kreativität der Werber gefragt gewesen: „Die DDR hat viel Außenhandel betrieben. Folglich musste man im Ausland auch viel Werbung machen.“ Auch etwa für Auftritte bei der Leipziger Messe habe man sich Werbemittel überlegen müssen, um dort beim internationalen Publikum punkten zu können. Vom Können der DDR-Werber kann man sich ab Donnerstagabend in der Stadtbibliothek Hermsdorf überzeugen.