Bad Klosterlausnitz. Ein Gespür für Momentaufnahmen: Galerie der Moritz-Klinik zeigt Fotokunst von Andreas Möhrke aus Zeitz.

Sie fanden sofort den Draht zueinander, die Musiker und der Fotograf. Gespür für die Magie des Momentes verbindet die Künstler. Das wurde während der Ausstellungseröffnung am Montagabend in der Galerie der Moritz-Klinik schnell klar.

Andrea Leier (Flöte) und Daniel Pahn (Keyboard) wählten mit ihrem einfühlsam dargebrachten Programm bekannter und beliebter Evergreens die perfekte Musik zu den Bildern von Andreas Möhrke. Mit seiner Ausstellung „Menschen, Architektur Landschaften – zuhause ist fast überall“ ­repräsentiert der im Hauptberuf als Schulhausmeister tätige Künstler ein eher selten gezeigtes Genre der bildenden Kunst.

Darauf machte Cordula Leidner ganz bewusst aufmerksam. „Zwölf gute Fotos in einem Jahr sind eine gute Ausbeute“, zitierte sie den amerikanischen Landschaftsfotografen Ansel Adams zur Würdigung der Gattung Kunstfotografie. Mit der Ein­ladung an den 61-jährigen Bildautoren aus Zeitz bewies die ­Galeristin erneut ihr glückliches Händchen, der Ausstellungs­reihe immer wieder neue Akzente zu verleihen.

Andreas Möhrke (links) mit seiner ersten Kamera, einer Pouva Start, im Gespräch mit den Musikern Andrea Leier und Daniel Pahn.
Andreas Möhrke (links) mit seiner ersten Kamera, einer Pouva Start, im Gespräch mit den Musikern Andrea Leier und Daniel Pahn. © Carola Frindert

Die Fotografie dokumentiere die Unwiederholbarkeit von Momenten, friere emotionale Augenblicke ein. So charakterisiert Möhrke die Faszination seiner künstlerischen Tätigkeit. Die nahm ihren Lauf, als die Eltern dem Zwölfjährigen eine Pouva Start schenkten. Ende der 60er Jahre zum Preis von 16,10 Mark erworben, wie Freund Frank Wäschler erzählte. Heute arbeitet Andreas Möhrke mit Spiegelreflex- und Digitaltechnik, hat über die Jahre die Fotografie als sein künst­lerisches Ausdrucksmittel meisterhaft entwickelt.

Die Porträts im unteren Ausstellungsraum fesseln. Gestochen scharf, exzellent belichtet zeigen sie Bild gewordene Menschenwürde. Er nehme sich Zeit, rede mit den Leuten, baue persönliche Beziehungen auf, gewinne Vertrauen, gab der Künstler Einblick in seine Arbeitsweise. Man müsse abwarten können, schilderte er den Werdegang des Mohnfeldes im Gewitter.

Die Bildidee im Kopf, wissend um die Instabilität und schnelle Vergänglichkeit der zarten Blüten, galt es, den passenden Wettermoment zu erwischen. Das Ergebnis ist wunderbar. Genau wie die Allee im heimatlichen Wald. Der Vergleich mit den romantischen Gemälden von Caspar David Friedrich drängt sich auf.

Kaum dass die Bilder am Wochenende vor der Vernissage an den Wänden waren, fand sich mit Sandra Lorenz eine der ersten begeisterten Betrachterinnen. Die Frau aus Sangerhausen, schon mehrfach Patientin in der Reha-Klinik, schwärmt für die Aufnahme aus dem Schwimmbad im Haus. Ausschnitt, Belichtung, Wahl des Objektivs – hier stimmt alles. Wohlfühlatmosphäre wie sie Frau Lorenz hier genießt, perfekt in Szene gesetzt.

Eine schöne junge Frau vom Elefanten auf seinen Stoßzähnen in die Höhe gehoben – vom Aufwand für ausgefallene Bildideen erfuhr der begeisterte Kreis der Kunstinteressierten anhand dieses bemerkenswerten Bildes. Für 45 Minuten wurde der Dickhäuter gemietet. Akkurate Vorbereitung und das nötige Quäntchen Glück führten zum sehenswerten Erfolg. Mit Andreas Möhrke lernten die Besucher der Vernissage einen von Leidenschaft getriebenen Kunstschaffenden kennen.

Und sie erlebten, dass er sich auch selbst gut in Szene setzten kann. Er trat mit der alten Pouva Start auf, ließ, vom Mikrofon verstärkt, ihr Klicken rhythmisch erklingen. Mit einem verschmitzten Seitenblick zum seelenverwandten Musikerduo.

Die Ausstellung ist bis 7. November zu sehen in der Galerie der Moritz-Klinik in der Hermann-Sachse-Straße 46 in Bad Klosterlausnitz.