Crossen. Planung für den Hochwasserschutz an der Weißen Elster wird ausgelegt. Lange Debatte während Bürgerinformation

Fünf, sechs Aktenordner dick sind die Planungsunterlagen zum Hochwasserschutz an der Weißen Elster im Bereich Crossen. Elf Ordner umfassen die Pläne für den Elster-Abschnitt in Silbitz, weitere 13 Ordner die Hochwasserschutzpläne für das benachbarte Caaschwitz. In der kommenden Woche, ab 26. Juni werden die Hochwasserschutzplanungen für die Weiße Elster zwischen dem Bad Köstritzer Ortsteil Pohlitz und der Landgrenze zu Sachsen-Anhalt für vier Wochen öffentlich ausgelegt. Darüber hat Projektleiter Frank Schirmer von der Thüringer Landgesellschaft, die im Auftrag des Freistaates Thüringen den Flussumbau und den Hochwasserschutz an diesem Flussabschnitt plant, am Dienstagabend in einer Bürgerinformationsveranstaltung in Crossen hingewiesen. Und auch darauf, dass jeder Bürger Einblick in die Pläne nehmen und gegebenenfalls Einwände vorbringen kann.

30 Millionen Euro für den Umbau am Fluss

In konzentrierter Form hat Schirmer am Dienstagabend den Bürgern in Crossen die Grundzüge der Planungen für Weiße Elster vor der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt vorgestellt. Knapp 30 Millionen sind für die Maßnahmen vorgesehen. „Gewässerschutz und Hochwasserschutz sind dabei im Zusammenhang zu betrachten“, versuchte Schirmer den gesetzlichen Rahmen für den bevorstehenden Umbau am Fluss klar zu machen.

Für Crossen sehen die Planungen die Erweiterung der Retentions-, also Überschwemmungsflächen vor, das Verlegen des Flusses in ein neues mäanderndes Bett, die Sanierung des Deiches am Floßhaus, den Rückbau eines alten, bereits geschliffenen Leitdeiches. Das Baumaterial, dass beim Anlegen des neuen Flussbettes gewonnen wird, soll kostensparend gleich vor Ort genutzt werden, um Deiche in Crossen, Silbitz und zum Teil in Caaschwitz anzulegen. Das Crossener Wehr und der Elsterfloßgraben sollen weiterhin über den jetzigen Arm der Elster soweit mit Wasser versorgt werden, dass sie nicht trocken fallen. Im Bereich des Bundeswehr-Übungsplatzes hinter der Crossener Elsterbrücke soll das alte Flussbett teilweise verfüllt und das Wasser in Richtung Wehr unterirdisch durch ein Rohr geleitet werden.

Auf der Freifläche zwischen Crossen und Ahlendorf soll ein breiter Erdwall zum Schutz für den Ort Crossen angelegt werden, der weiterhin landwirtschaftlich nutzbar sein wird.

Für den Schutz in Ahlendorf plant die Thüringer Landgesellschaft eine Hochwasserschutzmauer an den Grundstücksgrenzen zum Fluss hin und eine freie Fläche bis zum Bahndamm, die der Binnenentwässerung dient.

Zum Schutz für das Industrie- und Gewerbegebiet Silbitz /Crossen sind verschiedene technische Bauwerke geplant: insbesondere eine 1 bis 1,3 Meter hohe Schutzwand um das Betriebsgelände von Silbitz Guss, zwei teils angehobene Straßenkreuzungen mit Dammbalkenverschlüssen, drei Überfahrungen über Hochwasserschutzanlagen und der Anschluss der Schutzmauer direkt an den Bahndamm. „Die Scharten in der Hochwasserschutzanlage werden mit Dammbalken zu verschließen sein. Das ist Aufgabe der Feuerwehr und der Kommunen und wird noch zu vereinbaren sein“, erläuterte Schirmer. Sicherzustellen sei, dass das Material dafür in räumlicher Nähe eingelagert wird und sofort verfügbar ist im Falle eines Hochwassers. Die neuen Anlagen sollen Industrie und Gewerbe vor einem hundertjährigen Hochwasser schützen. Der für den Sportplatz und die Kleingärten in Silbitz vorgesehene Schutz sei ausreichend für Hochwasser mit einem HQ 20, also Überschwemmungen wie sie statistisch alle 20 Jahre auftreten.

Auch auf immer wieder von Bürgern vorgebrachte Fragen ging Projektleiter Schirmer ein. So auf das große Problem Wasserzufluss zur Weißen Elster durch die Rauda. Zuständig für den Hochwasserschutz an dem Fließgewässer ist der Zweckverband „Die Rauda“, dem die Anrainerkommunen angehören. Da der Hochwasserschutz dort seit Jahren stagniert, hatte die Thüringer Landgesellschaft eine Planung angeboten. Die vorgeschlagene Variante hatte der Verband zu Jahresbeginn aber abgelehnt. „Wir werden weitere Gespräche führen müssen“, sagte Schirmer. Auch den Bahndamm Crossen bringen Anwohner immer wieder ins Spiel als mögliche Hochwasserschutzanlage. Diese Funktion übernehme er zwar, aber die für den Bahndamm zuständige DB Netz werde ihn nicht extra dafür ausbauen, versuchte Schirmer klarzumachen. Er kündigte an, dass die Wasserdurchlässigkeit des Damms noch zu untersuchen sei, damit er bei einem Hochwasser mit mobilen Vorrichtungen verschlossen werden kann.

In der Diskussion war mehrfach Kritik zu hören, dass sich an der Planung im Vergleich zum Vorjahr nichts geändert habe. Es könne nur das geplant werden, was dem rechtlichen Rahmen entspricht und genehmigungsfähig ist, versuchte Schirmer klarzustellen.

Grundstückeigentümer am Fluss äußerten sich verärgert darüber, dass mit ihnen nicht gesprochen worden sei. Die Umsetzung der Pläne sei nur durch Flächeninanspruchnahme durch das Land möglich, das werde mit einem separaten Flurbereinigungsverfahren geklärt, erläuterte Schirmer.

Nachdem nach zwei Stunden die Hälfte der Bürger gegangen war, diskutierten die Ahlendorfer weiter um den Sinn einer Schutzmauer in ihrem Ort. Vor Jahresfrist waren sie auf keinen gemeinsamen Nenner gekommen, ob sie diesen Schutz wollen oder nicht. Nach der öffentlichen Auslegung der Pläne mit Mauer bleibt ihnen die Möglichkeit, Bedenken anzumelden.