Bad Klosterlausnitz. Pleinair-Malerei heißt Freilichtmalerei. Das erklärte Beatrice Neumann den Besuchern, die am Montag zur Vernissage ihrer Ausstellung „Landschaften zwischen Ostsee und Harz“ in die Galerie der Moritz-Klinik gekommen waren.

Pleinair-Malerei heißt Freilichtmalerei. Das erklärte Beatrice Neumann den Besuchern, die am Montag zur Vernissage ihrer Ausstellung „Landschaften zwischen Ostsee und Harz“ in die Galerie der Moritz-Klinik gekommen waren.

Das Malen in freier Natur sei ihre Leidenschaft, gab die 50-Jährige sehr offenherzig Einblick sowohl in den geistigen als auch in den ganz praktischen Schaffensprozess. Sich mit Sonnenhut, Feldstaffelei, Klapphocker und Malutensilien einen vornehmlich einsamen Platz in der Natur zu suchen, erfordere zunächst mal körperlichen Einsatz. Sich dann an einem motivträchtigen Ort einzurichten, zu schauen, zu skizzieren, der Kreativität freien Lauf zu lassen und schließlich bis zur Vollendung eines Bildes drei Stunden auszuharren, empfinde sie dagegen entspannend und motivierend. Da lasse sie sich auch von Zaungästen, wie Radfahrern, Reitern, Wanderern, Hunden oder Fliegen nicht stören. Und wenn das Wetter umschlage, Regen aufs Papier tropfe oder der Wind Seesand auf die noch nasse Farbe wehe, dann nehme sie es als Fügung, dass die Natur an einem Bild mitarbeite. Die beiden großformatigen Aquarelle „Strand bei Juliusruh“ seien Beispiele dafür, berichtete die Künstlerin, dass es zu jedem ihrer Bilder eine Geschichte gebe.

Nicht nur mit ihrer Malkunst, auch mit ihrer Erzählkunst erwarb sich die Künstlerin bei den heimischen Kunstinteressierten Sympathien. Stammt sie doch aus Hermsdorf, hat hier Kindheit und Jugend verbracht. Unterricht bei Kunsterzieherin Diethild Kürschner, Spezialistenlager mit Zeichenlehrer Wolfram Wegener, Zeichenzirkel bei Herrn Jacobi im Pionierhaus, Erwachsenenkurse im KWH-Kulturhaus und das Töpfern mit Jutta Schubert – die frühe Talententfaltung von Beatrice Neumann ist mit bekannten Kulturförderern der Region verbunden.

Porzellanmalerlehre an der Manufaktur in Meißen, Industriedesign-Studium an der Hochschule Burg Giebichenstein, Heilpraktikerausbildung an der Paracelsusschule Braunschweig sind die markanten Stationen des beruflichen Werdegangs, der die Künstlerin nach Hildesheim führte, wo sie bis heute lebt und arbeitet. Und zwar zweigleisig, zwei Tage als Produktdesignerin und zwei Tage als Heilpraktikerin. Die Zeit für ihre Malkunst, zu der sie erst in den letzten Jahren wieder zurückgefunden hat, nimmt sie sich ganz bewusst.

Sie lasse sich von der Natur ­locken, beispielsweise von roten Mohnfeldern, die sie auf der Fahrt zur Mutter nach Hermsdorf bei Quedlinburg gesehen hat. Und auch dieses Mal werde sie auf der Heimfahrt in der Gegend der historischen Harzstadt Halt machen, denn dort blühen gerade die Phacelia-Felder.

Wie es die Malerin vermag, ein solch weich-wogendes, blau-violettes Blütenfeld mit Mal­kreide samtweich aufs Papier zu bringen, kann man in der Ausstellung sehen. Und ganz wunderbar die Unterschiede zu Acryl- und Aquarelltechnik erspüren.

Zur Vernissage lieferte das Ensemble Harfenklang mit den Veeh-Harfenspielern Alexandra Kirstein, Beate Pfefferkorn und Reinhard Szostak den idealen Klangteppich für die gemalten licht- und luftdurchfluteten Harmonien aus Himmel, Wasser, Steinen und Vegetationen.

Die Arbeiten aus den wechselnden Freilichtateliers von Beatrice Neumann sind die perfekte Wahl für die Lausnitzer Sommerausstellung, die bis zum 8. August läuft.