Eisenberg. Voller Saal zum Chronik-Nachmittag von Pfingstgesellschaft und Gaststätten-Wirt.

Das Interesse an der Geschichte des Eisenberger Ortsteils Friedrichstanneck ist groß, das wurde am Sonnabend mehr als deutlich. „Es waren sogar etwas mehr Eisenberger als Tannecker hier“, meinte Anja Polten, die als Referentin wirkte.

An die einhundert Besucher zählten die Mitglieder der Pfingstgesellschaft im Saal des Gasthauses zum Chronik-Nachmittag. Der Verein hatte zusammen mit Wirt Mike Meier eingeladen. Anja Polten, die selbst in Friedrichstanneck lebt, hatte zur Historie recherchiert und in einem alten Gemeindebuch aus dem 18. Jahrhundert einige nette Anekdoten gefunden: „Man war früher verpflichtet, seinen Nachbarn nach dessen Tod unter die Erde zu bringen“, erzählte sie. Gemeint war, dass der Sarg des Toten bis zum Gottesacker getragen werden musste. „Einen eigenen Gottesacker ­hatte Friedrichstanneck übrigens nie, es wurde in Saasa oder Eisenberg bestattet.“

Wer in den Ortsteil ziehen wollte, musste sich in früheren Zeiten mit Geld einkaufen, wollte man Friedrichstanneck verlassen, durften keine Schulden auf einem lasten, „sonst wäre der Haushalt, in dem derjenige zuletzt gelebt hat, dafür haftbar gemacht worden.“

Auch alte Flurnamen, deren Ursprung heute fast niemand mehr weiß, wurden beleuchtet: „Wer kennt noch die Bezeichnung Am finsteren Weg?“, fragte die Referentin in die Runde. Nur Heimatforscher Bernd Greibich wusste die Antwort: „Das war ein alter Handelsweg, der Richtung Wald führte, und an dem Birken gesetzt wurden, weil diese auch in der Nacht leuchten.“ Es handelt sich also um den heutigen Birkenweg – nicht das einzige Aha-Erlebnis an diesem Nachmittag. Der Friedensteich, heute mehr Pfütze als Gewässer, führte früher durchs ganze Dorf und speiste unter anderem den Massenteich.

„Wir hatten durchweg positive Rückmeldungen“, freute sich Anja Polten hinterher. „Wann wieder?“, hätten zahlreiche Besucher gefragt. Man wolle nun im Vereinsvorstand über eine Wiederholung beraten. Vor allem Schloss, Park und Teehaus hätten die Zuhörer bewegt. „Viele sind erbost über den schlechten Zustand und wollen wissen, warum sich nichts tut.“ Im Tannecker Park gebe es alten Baum­bestand, der dringend gepflegt werden müsste. „Die letzte Einwohnerversammlung in Friedrichstanneck war allerdings im Jahr 2004, vielleicht schreibt sich die Stadt das fürs kommende Jahr mal wieder auf die Tagesordnung“, hofft sie.

Ihre Recherchen zur Tannecker Historie hat Anja Polten noch lange nicht abgeschlossen. „Ich habe noch ganz viel Aktenmaterial, das allerdings in Sütterlinschrift verfasst ist, die ich nicht lesen kann.“ Daher ist sie sehr froh, dass sich zum Chroniknachmittag jemand gefunden hat, der sie beim Übersetzen unterstützen möchte. Zwei Besucher hätten zudem angekündigt, ihr weiteres Material zur Verfügung zu stellen. „Das sind Kleinigkeiten, aber alles Puzzleteile, die sich ­irgendwann zu einem Ganzen fügen.“