Großhelmsdorf. Zum 500. Geburtstag der alten Kirchenglocke ist in Großhelmsdorf live ein neues Exemplar gegossen worden

Als Glockengießer Friedemann Szymanow­ski am Sonntagnachmittag zum Festgottesdienst in der Kirche von Großhelmsdorf die neue Glocke das erste Mal anschlug, und sie erklang, fiel bei Pastorin Ulrike Magirius-Kuchenbuch, dem Kirchenältesten Rolf Stelmasik und Anke Büchner vom Gemeindekirchenrat endlich die Anspannung ab. Die monatelange Vorbereitung auf dieses wohl einmalige Ereignis für den Ort hatte sich gelohnt, der Glockenguss war geglückt.

Eine Glocke unter freiem Himmel zu gießen, ist heute im Vergleich zu vergangenen Zeiten keine Selbstverständlichkeit mehr. Und daher war am Sonnabend auch erst einmal Geduld gefragt, bis die Glockenbronze, die aus Kupfer und Zinn besteht, die nötige Temperatur erreicht hatte. „Zwischen 1100 und 1200 Grad Celsius müssen es sein“, erklärte Roy Kress. Das Metall beginne zwar schon bei rund 800 Grad zu schmelzen, dann sei es aber noch zu zäh. „Wir brauchen es gießfähig, also flüssig wie Wasser.“

Am Nachmittag war es dann soweit. „Gleich kommt der große Moment“, meinte Pastorin Magirius-Kuchenbuch, die den Guss mit einer Andacht einläutete. Vorsichtig hoben der Glockengießer und sein Mitarbeiter dann den glühenden Graphit­tiegel mit der Glockenbronze aus dem Ofen und trugen ihn zur Glockenform. Die zahlreichen Zuschauer hielten den Atem an, als die beiden Männer das rot glühende, flüssige Metall in die Form gossen.

„In Gottes Namen, wir gießen“, hatte Szymanowski den ersten Akt des Glockengusses mit einem traditionellen Spruch eingeläutet. „Bislang ist alles in Ordnung“, meinte der Experte danach. „Aber wir können natürlich nicht in die Form hinein schauen.“ Der Lehm, aus dem die Form gebaut wurde, halte die Hitze in der Regel lange und gut. Damit die Form so langsam wie möglich abkühlen kann, wurde zusätzlich Holzkohle obenauf gelegt, um die Wärme noch ein bisschen länger im Inneren zu halten. Bange Stunden des Wartens vergingen, denn erst nach gut 20 Stunden konnte der Glockengießer die Form „auspacken“, sprich: zerschlagen.

Zur Erleichterung aller hatte sich das flüssige Metall in eine schöne Glocke verwandelt, auf der neben dem Bibelspruch „Du bist mein Hirte“ auch die Medaillons zur Glockenzier gut zu erkennen sind, für welche die Kirchgemeinde zuvor extra einen Wettbewerb initiiert hatte. „Bis jetzt bin ich zufrieden“, sagte Szymanowski. Kleine Schönheitsfehler würden noch korrigiert und abgeschliffen, außerdem werde die Glocke noch auf Hochglanz gebürstet.

Kinder aus dem Ort zogen die neue Glocke, die rund 22 Kilogramm wiegt, auf einem Wagen zur Kirche. Hier wurde sie dann in den extra dafür angefertigten Glockenstuhl eingehangen, den drei Schüler der Regelschule Schkölen als Projektarbeit gebaut hatten.

Pastorin Magirius-Kuchenbuch und Anke Büchner erinnerten zunächst an die lange Historie der alten Kirchenglocke, die seit 500 Jahren freudige, feierliche oder auch traurige Ereignisse mit ihrem Klang begleitet hat. Dem Glockengießer selbst blieb dann die ehrenvolle Aufgabe, die neue Glocke das erste Mal anzuschlagen – und sie klang wunderbar.

Anders als die alte Kirchenglocke wird die neue allerdings nicht im Kirchturm hängen, sondern mit dem kleinen Glockenstuhl in der Kirche verbleiben. „Sie ist aber mobil, kann also etwa zur Kinder­bibelwoche oder zum Waldgottesdienst transportiert werden“, so die Pastorin.

Tief gerührt bedankte sie sich zusammen mit Anke Büchner bei allen Unterstützern und Spendern, ohne die der Glockenguss nicht zustande gekommen wäre. „Ihr habt euch so unglaublich viel Mühe gemacht und ein ideenreiches Fest-Wochenende gestaltet“, betonte auch Pfarrer i.R. Ulrich Katzmann, der die Predigt zum Festgottesdienst hielt.

„Und schreiben Sie unbedingt, was für eine tolle Pastorin wir haben“, bat Anke Büchner. Es war nämlich Ulrike Magirius-Kuchenbuch, welche die Idee hatte, der alten Kirchenglocke zum 500. Geburtstag ein kleineres Pendant „zu schenken.“