Crossen/Erfurt. Pläne des Landes liegen vor. Jetzt ist es am Gemeinderat zu sagen, ob sie zum Schutz der Bürger umgesetzt werden sollen oder nicht.

Tilo Wetzel sieht die Pläne des Freistaats Thüringen für die Weiße Elster in Crossen und Ahlendorf in Gefahr. „Angesichts des Widerstandes aus dem Dorf wird es wohl keinen Hochwasserschutz für Crossen geben“, befürchtet das Vorstandsmitglied vom Verein Naturfreunde Gera. Er hatte federführend mit dafür gesorgt, dass die Weiße Elster vor wenigen Wochen als Flusslandschaft des Jahres 2020/21 in Deutschland proklamiert wurde. Auch die neue Flusslandschaft bei Ahlendorf mit allen Plänen für die Gewässerqualität, die Umwelt und den sanften Rad- und Kulturtourismus sieht der Geraer Naturfreund in Gefahr.

Von den Plänen zum Hochwasserschutz und zum Umbau an der Weißen Elster kurz vor der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt könnte tatsächlich nicht viel übrig bleiben, bestätigt Marcel Möller, Chef der Abteilung Wasserbau in der Thüringer Landgesellschaft, die vom Freistaat mit den Planungen für den Fluss im Abschnitt zwischen Gera-Langenberg und der Landesgrenze beauftragt ist. „Unsere Planungsvorschläge für Crossen und Ahlendorf sind von etlichen Bürgern offenbar nicht gewollt“, fasst Möller die Einwendungen und Widersprüche aus der Gemeinde zusammen. Bürgerinitiativen, Einzelpersonen und der Förderverein Elsterfloßgraben haben weitgehend alles in Frage gestellt, was die Landgesellschaft im Planfeststellungsverfahren für das Gemeindegebiet vorgelegt hat.

Befürchtungen wurden laut, dass das Denkmal Elsterwehr nicht ausreichend von Wasser überspült werden könnte, wenn die Elster in ein neues, naturnahes Bett verlegt wird. Befürchtet wurde zudem, dass auch das Industriedenkmal Floßgraben nicht genügend Wasser bekommen könnte. Drohungen wurden laut, den Klageweg zu beschreiten, wenn die Landespläne dennoch umgesetzt werden sollten.

„Ein bewirtschaftbarer grüner Hochwasserschutzwall zwischen Crossen und Ahlendorf ist nicht gewollt und eine Hochwasserschutzmauer für den Ortsteil Ahlendorf ist von vielen Grundstückseigentümern auch nicht gewollt“, fasst Möller nach der Anhörung, die im März im Klubhaus Crossen stattgefunden hatte, die Position der Planungsgegner noch einmal zusammen. „Das einzige, was wir in Crossen problemlos tun können, ist die Ertüchtigung des Deiches, der das Floßhaus am Floßgraben schützen soll. Der Deich gehört dem Freistaat Thüringen und wir werden ihn ausbauen“, versichert er.

Um den naturnahen Umbau der Weißen Elster komme das Land nicht umhin. „Die Aufgabe steht mit der EU-Wasserrahmenrichtlinie“, erklärt der Abteilungschef. Wenn der Widerstand von Flächeneigentümern in Ahlendorf aufrecht erhalten bleiben sollte, dann müsse ersatzweise eine andere Lösung gefunden werden. Welche das sein könnte, ist offen. Zeit sei bis zum Jahr 2027.

Nächster Ortstermin zur Klärung am Montag

„Wir haben unsere Aufgabe erfüllt“, erklärt Möller und sagt deutlich: „Wir haben die Öffentlichkeit beteiligt mit Hochwasserschutzkonferenzen und mit Schülerprojekten zur Weißen Elster. Und wir haben den Bürgern in Crossen unsere Angebote gemacht. Jetzt liegt die Entscheidung beim Gemeinderat zu sagen, ob Crossen zum Schutz seiner Bürger unsere Angebote annehmen will oder nicht.“

Das Argument etlicher Anwohner, dass Crossen und Ahlendorf vom Hochwasser 2013 weitgehend verschont geblieben waren, ist aus Sicht der Planer nicht weitsichtig. „Keiner kann heute sagen, wann das nächste Hochwasser kommt und wie das Ausmaß sein wird“, meint Möller. „Hätte sich die Welle 2013 drei Tage länger ausgebreitet, dann hätte sie damals auch vor Crossen nicht halt gemacht.“

Versuche der Klärung und Vermittlung hat es seit dem Erörterungstermin im März mehrere gegeben. Auf Landesebene fand Ende April ein Gespräch gemeinsam mit Oberer Wasserbehörde, Umweltstaatssekretär und Floßgrabenförderverein statt. Ein weiteres Gespräch Anfang Mai in Ahlendorf. Zwischenzeitlich hat die Landgesellschaft Messungen im Floßgraben durchführen lassen. Bei einer Messung an der Floßgrabenbrücke Nummer 3 sei bei einem Pegel von 18 Zentimetern eine Durchflussmenge von 250 Litern je Sekunde festgestellt worden. Das liege im guten Mittel der Wasserdurchführung, sagt Möller. Die vom Floßgrabenförderverein geforderte Wassermenge von 500 Litern je Sekunde sei als Höchstmenge und nicht für einen dauerhaften Durchfluss festgeschrieben. Die jetzige Durchflussmenge könne aber problemlos mit einer um wenige Zentimeter weiteren Öffnung des Schiebers am Zufluss erhöht werden. Wenn aber die Elster in extremen Trockenzeiten kaum Wasser führt, dann müsse auch die Ableitung in den Floßgraben reduziert werden. Das sei jedoch höchst selten der Fall und betreffe sehr wenige Tage im Jahr.

Ein neuerlicher Ortstermin in Ahlendorf steht am Montag an. Zu diesem werden sich wiederholt Vertreter von Landgesellschaft, Gemeinde, Bürgerinitiativen und Gemeinderat treffen.