Camburg. Der Engländer Olly Bond lässt den Bahnhof der Saalestadt umbauen.

„Manuel kennt keine Angst. Man muss auch schon eine Spur verrückt sein. Sonst könnte man sich nicht auf so ein kaputtes und schon in sich zusammen gefallenes Dach begeben“, sagte Robert Beuse vom Containerdienst Adler aus Grobsdorf, bei Ronneburg gelegen. Er schaute nach oben auf das Dach des Camburger Bahnhofes. Dort kraxelte sein Kollege Manuel Bock herum. Gesichert war er zwar mit einem Seil. Gefährlich waren seine Arbeiten unter freiem Himmel und in 13 Meter Höhe allemal.

„Einen Fehltritt darf er sich nicht erlauben. Er hat zwar das Seil zur Sicherung. Wenn er rutscht, kann es trotzdem sehr gefährlich werden. Er weiß aber, was er macht. Er hat einen Plan“, sagte Beuse über seinen Kollegen.

Harald Nitzsche an der Funkfernsteuerung und Robert Beuse am Sprechgerät.
Harald Nitzsche an der Funkfernsteuerung und Robert Beuse am Sprechgerät. © Jens Henning

Der linke Teil des Daches des Bahnhofes musste entfernt werden. In der kommenden Woche wird von den Adler-Leuten ein Teil der Fassade „abgeknabbert“. „An dieser Stelle soll ein Biergarten entstehen. Man braucht schon etwas Fantasie. Das ist ein ziemlich großes Projekt, was sich die Leute da vorgenommen haben“, sagte Beuse.

Fernsteuerung, Walky talky und Konzentration

Er hatte die deutlich leichtere Aufgabe. Er musste die herausgerissenen Teile des Daches im Container wieder aus den Ösen befreien. Dann konnte der Kollege der Firma Nitzsche aus Niederndorf, bei Kraftsdorf, den Ausleger des Schwerlastkranes samt der drei Stahlseile wieder in Richtung Dach manövrieren.

„Das kriegen wir hin. Dazu gibt es ja diese Funkfernsteuerung. Das Wichtigste ist die Kommunikation untereinander. Der Mann auf dem Dach muss mir sagen, wohin ich ihm die Stahlketten schieben soll. Das sehe ich ja von unten nicht“, sagte Harald Nitzsche. Bis vor zwei Jahren führte er die Geschäfte der Firma. Jetzt ist sein Sohn Karsten der Chef. „Ich helfe noch ein wenig aus. Den Bauchladen kann ich schon noch führen“, sagte er und blickte auf den kleinen Kasten mit den Köpfen und Hebeln.

Von den Bauherren um den gebürtigen Engländer Olly Bond war er in der Mittagszeit niemand vor Ort anzutreffen. Der Engländer, der sich vor Jahren mit seiner Frau Jacque in Camburg niedergelassen hat, will den 1874 erbauten und seit über 20 Jahren geschlossenen Bahnhof renovieren. Der geplante Biergarten ist eine der größten Herausforderungen. Am Modell des neuen Bahnhofes kann man sehen, wo künftig die Besucher ihren Platz finden und durch das offene Dach gen Himmel schauen können. In der kommenden Woche kommt Beuses großer Auftritt, wenn er mit seinem „gelben Ungeheuer“ die Fassade bis zum Sims abträgt. „Man hat ziemlich viel Auslage mit dem Bagger. Da muss man schon ein Gefühl haben. Da braucht man zehn Jahre Erfahrung“, sagte er.