Eisenberg. Fußball: Die Eintracht aus Eisenberg muss nach einer frühen Führung gegen Weimar fast die erste Niederlage der Saison verkraften.

Jan Schäfer hatte die Hoffnung nie verloren. Der Mittelfeldspieler in den Diensten der Eintracht war der festen Überzeugung, dass seine Teamkollegen da auf dem Platz zumindest noch den Ausgleich schaffen würden am Sonnabend – auch wenn die Zeit für die Kicker aus dem Schortental langsam knapp wurde, die Gäste aus Weimar 3:2 in Führung lagen.

Nein, Schäfer, der auch auf dem Skateboard eine gute Figur macht und sich für eine mögliche Einwechslung am Rand erwärmte, ließ sich nicht beirren. Die schaffen das noch, sagte er. In jenen Momenten hatte der eine oder andere Anwesende sich bereits damit abgefunden, dass der 8. Spieltag der Thüringenliga wohl jener sein werde, an dem die Eisenberger die erste Niederlage der Saison 2019/20 in Kauf nehmen müssen – aber nicht Jan Schäfer.

Bei allen langen Bällen, die etwa Maik Berger von der Abwehr direkt gen Sturmzentrum oder Flügel spielte, betonte Jan Schäfer ein ums andere Mal, dass jetzt gleich ein Tor fallen werde. Naturgemäß fieberte der 23-Jährige jenseits des Spielfeldes mit, so auch, als beispielsweise dem mitunter genial veranlagten Matthias Walzog der Ball bei der Annahme versprang. „Mensch Walze!“ Als nun schließlich in der 88. Minute der Ball – mal wieder – vor dem Weimarer Gehäuse zum hart umkämpften Objekt der kickenden Begierde mutierte, auf Teufel komm raus nach ihm gestochert und getreten wurde, landete das reichlich malträtierte Leder vor den Füßen von Stephan Uhl. Uhl nun, der auch eine etwas härtere Gangart wegstecken kann, konnte den Ball im allgemeinen Strafraum-Tohuwabohu irgendwie behaupten und letztlich auch im Tor flach einschieben. Nichts für die Galerie, doch von der reinen Kunst kann im Fußball sowieso niemand leben. Schon gar nicht in der Thüringenliga.

Die kaum vorhandene ästhetische Dimension des Treffers rief das gute Dutzend mitgereister Weimarer Schlachtenbummler auf den Schirm. Das Tor sei eine Frechheit, ja ein regelrechtes Pimmel-Tor sei das gewesen, schwadronierte ein SCW-Anhänger inbrünstig. Den Eintrachtianern war es indes gleich, Hauptsache Ausgleich.

Für Stephan Uhl war es bereits das zweite Tor der Begegnung, hatte er doch schon in der 7. Spielminute zum 1:0 getroffen. Jener Erstling kann dann auch problemlos als ästhetischer Gegenentwurf zu seinem – wenn auch wichtigen – Stocher-Tor kurz vor Ultimo verstanden werden, schließlich war er wunderbar herausgespielt.

In der vergangenen Saison spielte Stephan Uhl mit der zweiten Mannschaft noch in der Kreisoberliga, ist dafür jetzt im Begriff, sich vollends in der Thüringenliga zu integrieren. Seine Einsatzzeiten werden immer länger, am Sonnabend spielte er von Anfang an – und konnte das in ihn gesetzte Vertrauen umgehend zurückzahlen. „Ich habe mich in den letzten Spielen ordentlich hineingekämpft. Das hat auch der Trainer mitbekommen, der auch stets betonte, dass jeder seine Chance bekommt – und ich habe meine fast immer genutzt“, sagte der 25-Jährige, der bis jetzt fünf Tore in dieser noch nicht sonderlich fortgeschrittenen Spielzeit erzielt hat.

„Das ist bis jetzt meine beste Saison“, sagte Uhl, der seit seinem 17. Lebensjahr für die Männer der Eintracht spielt, für die Spielzeit 2017/18 jedoch zur SG Silbitz/Königshofen wechselte. Er strebe eine Torausbeute im zweistelligen Bereich an, sagte der Stürmer, der jedoch auch betonte, dass er über das Unentschieden letztlich enttäuscht sei.

Und da war er wahrlich nicht der Einzige in den Eintracht-Reihen. Keeper Danny Lewandrowski ließ seinen Frust über das Remis nach dem Abpfiff an seiner Wasserflasche aus, welche er quasi einem Härtetest unterzog, indem er sie über den Kunstrasenplatz schleuderte. Dass insbesondere der Goalie mit dem 3:3 haderte, war wohl auch der Tatsache geschuldet, dass ihm gleich bei zwei Elfmetern kein Glück vergönnt war. Zwei Elfmeter binnen drei Minuten (22. bzw. 25.) wohlgemerkt, die die Gäste dank des erfolgreichen Agierens eines Marvin Schindler wie aus dem Nichts wieder auf Augenhöhe mitspielen ließen. Bis zu jenem ersten Strafstoß lag der Tabellenführer geradezu formidabel mit 2:0 in Führung, denn nicht nur Stephan Uhl hatte getroffen, sondern drei Minuten später auch Ronny Böhme (10.).

Böhme wiederum war in die Vorgeschichten der beiden Elfmeter – einmal direkt, einmal indirekt – involviert. Als nun Schindler zum 1:2 verkürzte, skandierten die Weimar-Anhänger: „Auswärtssieg! Auswärtssieg!“. Was in jenem Moment noch als reine Trotzreaktion verstanden werden konnte, kam in der 79. Minute plötzlich im Gewand des Propheten daher, denn plötzlich führte das Team von Co-Trainer Jens Ahlgrimm, der Michael Junker vertrat. Per Kopf – nach einem Eckball – hatte der kurz zuvor eingewechselte Habib Diallo sein Team in Führung geschossen.

Die Eintracht hatte es bis dato verpasst, die Führung zu übernehmen. Niclas Stäps, Danny Müller, Matthias Walzog oder Marius Mücke nutzten ihre Chancen im zweiten Akt nicht, scheiterten nicht selten am Weimarer Schlussmann Daniel Feuerstein. Und so forderte eine bekannte Fußball-Floskel ihre Daseinsberechtigung ein. Weimar hatte im zweiten Akt seine Chancen, tauchte zwei-, dreimal – durchaus gefährlich – vor dem Eintracht-Tor auf, doch auf die Gänze der Partie umgemünzt, war Eisenberg das spielbestimmende Team.

„Wir wären vor der Partie mit einem Punkt zufrieden gewesen und sind es jetzt natürlich auch, gerade wenn man so schnell in Rückstand gerät“, resümierte Jens Ahlgrimm. Dass die beiden Elfmeter sein Team spielerisch reanimiert hätten, dergleichen leugnete der Co-Trainer nicht, der auch betonte, dass er sich natürlich darüber ärgere, dass man die Führung nicht bis zum Schluss habe behaupten können.

„Wir haben heute zweifelsohne einen Punkt verschenkt, haben den Gegner aufgrund von Unachtsamkeiten wieder stark gemacht“, sagte Thomas Lässig nach der Partie. Er habe jedoch um die Stärke seines Teams gewusst, ihm sei an der Außenlinie nicht bange gewesen. „Vergangenes Jahr hätten wir so ein Spiel womöglich verloren“, gab der Coach zu bedenken.

Und auch wenn man nicht siegreich war, könne man sich immerhin noch ein Stück weit damit trösten, dass man weiterhin ungeschlagen in dieser Saison sei. Die Tabellenführung musste Eisenberg jedoch an den FC An der Fahner Höhe am Sonntag abtreten. Die gewannen gegen Heiligenstadt 4:1.