Stadtroda. Heiße und kribbelnde Füße durch Borreliose-Infektion: Stadtrodaer Neurologe vom Asklepios-Fachklinikum rät gerade im SHK-Hochrisikogebiet zu rascher Abklärung.

Kribbelnde, brennende Füße oder Hände können in einigen Fällen auf Borreliose-Infektionen hinweisen. Gerade in einem Hochrisiko-Gebiet, wie dem Saale-Holzland-Kreis, sollten plötzlich auftretende Beschwerden schnell adäquat abgeklärt werden.

„Diese Symptome sind häufig Anzeichen einer Polyneuropathie, die auch durch eine Borreliose-Infektion ausgelöst werden kann. Sie können aber auch auf rheumatische Erkrankungen oder Rückenmarkserkrankungen, wie etwa eine Spinalkanalverengung, zurückzuführen sein“, erklärt David Weise, Chefarzt der Klinik für Neurologie, Schmerztherapie und Schlafmedizin am Asklepios-Fachklinikum in Stadtroda.

Polyneuropathien sind Erkrankungen des peripheren Nervensystems, die mehrere Nerven betreffen. Abhängig von der jeweiligen Ursache können motorische, sensible oder auch vegetative Nerven gemeinsam oder auch schwerpunktmäßig betroffen sein. Die Erkrankung zeigt sich meist eher körperfern an Händen und Füßen. Es gibt symmetrische Formen, bei denen zum Beispiel beide Füße betroffen sind, und asymmetrische.

Zu den vielfältigen Symptomen können neben Kribbeln oder Brennen auch Schmerzen, Missempfinden, „Sockengefühl“, Ameisenlaufen oder Elektrisieren, andererseits aber auch Taubheit, Sensibilitätsstörungen, ein vermindertes Wärme-Kälte-Empfinden oder Lähmungen gehören. „Alles zusammen kann zu Gangstörungen oder zu einer erhöhten Sturzneigung führen“, sagt Weise. Hinzutreten können autonome Symptome, wie vermehrtes oder vermindertes Schwitzen sowie Potenzstörungen.

Menschen, die unter einigen oder mehreren der beschriebenen Symptome leiden, können diese zunächst ambulant, gegebenenfalls auch im Rahmen eines kürzeren stationären Aufenthaltes abklären lassen. „Zur Diagnostik gehören spezielle Laboruntersuchungen, elektrophysiologische Untersuchungen, Nervenwasseruntersuchungen, in gewissen Fällen auch genetische Untersuchungen und in seltenen Fällen Nervenbiopsien“, führt der Experte aus.

Eine sorgfältige Anamnese, auch der Familiengeschichte, und Diagnostik sind nicht nur wichtig, um Polyneuropathien von anderen Erkrankungen abzugrenzen, sondern auch, um die Ursachen zu klären und den Schweregrad festzustellen, um eine passende Therapie einzuleiten. „In den allermeisten Fällen treten Polyneuropathien als Folgen von Diabetes oder jahrelangem regelmäßigen Alkoholkonsum auf, da sowohl Zucker als auch Alkohol die Nerven schädigen können“, erklärt Weise. Ein prominenter Vieltrinker, der an Polyneuropathie erkrankte, war der 2015 verstorbene Schriftsteller, Kolumnist und Schauspieler Harry Rowohlt gewesen, der über viele Jahre hinweg täglich große Mengen an Wein oder Whiskey konsumiert haben soll, bevor er krankheitsbedingt abstinent lebte.

Auch Tabletten oder Chemotherapien im Rahmen einer Krebsbehandlung können Polyneuropathien auslösen. Manchmal treten Polyneuropathien als Folgen von Infektionen, wie HIV oder Borreliose, sowie bei Vitaminmangelerkrankungen auf.

Polyneuropathien können sowohl akut innerhalb von wenigen Wochen als auch chronisch über viele Jahre hinweg auftreten. Vor allem die chronisch-entzündlichen Formen können die Lebensqualität stark beeinflussen und mit schweren Gangstörungen oder Gehbehinderungen bis hin zur Rollstuhlpflichtigkeit einhergehen.

Hintergrund:

Polyneuropathien (griech. poly „viele“) sind Erkrankungen des peripheren Nervensystems, die mehrere Nerven betreffen. Sie treten mit zunehmendem Alter häufiger auf; fünf bis acht Prozent der Deutschen sind betroffen.

Zu den Symptomen können neben Kribbeln oder Brennen auch Schmerzen, „Sockengefühl“ oder Ameisenlaufen; andererseits aber auch Taubheit, ein vermindertes Wärme-Kälte-Empfinden oder Lähmungen gehören. Alles zusammen kann zu Gangstörungen oder einer erhöhten Sturzneigung führen.

Hinzutreten können Symptome wie Schwitzen oder Potenzstörungen.

Ursachen sind zum Beispiel Alkohol, Diabetes, Tabletten, Chemotherapien, Infektionen (wie HIV oder Borreliose) oder Vitaminmangelerkrankungen.

Polyneuropathien können akut oder chronisch verlaufen.

In 25 Prozent der Fälle ist es trotz intensiver Untersuchungen nicht möglich, eine Ursache zu ermitteln. Hier kann dennoch symptomatisch behandelt werden.