Schleifreisen. Die meisten Sammler von Bier-Etiketten, Bierdeckeln, Bierkrügen und Kronkorken hatten sich am Sonnabendmittag schon wieder verabschiedet, da dachten die Macher der Tauschbörse schon laut über das zweite Treffen in der Ziegenmühle in Schleifreisen nach. Der Termin wurde festgeklopft: 4. September 2021.

Das große Zeitfenster ist nötig, da in zwei Jahren ein Weltrekord-Versuch angedacht ist. „Wir haben so viele Sammler. Da müsste doch was möglich sein. Da müssten wir doch einen Rekord aufstellen können“, sagte Mathias Russmann aus Freigericht-Altenmittlau, 1. Vorsitzender der Förderergesellschaft von Brauerei-Werbemittel-Sammlern und Tauschbörsenorganisator. Russmann dachte weiter. „Wir könnten doch aufrufen zur größten Bierdeckelsammlung der Welt.“

Ein solcher Rekord wurde schon einmal im bekanntesten Rekord-Buch der Welt geführt unter der Rubrik „Weltrekorde rund ums Bier“. Leo Pisker aus Langenzersdorf (Österreich) schaffte es damals ins Guinness-Buch des Jahres 1998 mit 150.125 Bierdeckeln aus 164 Ländern. Russmann kennt die Modalitäten, die im Vorfeld eines Rekord-Versuches erforderlich sind, um eine Erwähnung im Rekordbuch zu finden.

Ziegenmühlen-Inhaber Jens Adomat, ein Marketing-Profi, war sofort angetan von dem Vorschlag. „An uns soll es nicht scheitern. Wir sind für jede Idee zu haben. Wir müssen halt im Vorfeld der nächsten Börse noch mehr die Werbetrommel rühren“, sagte Adomat.

Die Zeitzgrund-Mühle war zum ersten Mal Gastgeber einer Tauschbörse der 1966 gegründeten Förderergesellschaft von Brauerei-Werbemittel-Sammlern, kurz FvB.

80 Sammler-Freaks aus dem süddeutschen Raum und aus den neuen Bundesländern hatten sich angekündigt. Am Ende kamen 60. „Für den Anfang ist das schon eine gute Zahl. Wir hatten auch schon Börsen mit 20 Leuten. Es gab schon noch Treffs, da waren wir 400“, sagte Thomas Furche aus Altenberga, 2. Vorsitzender des FvB.

Pro Jahr organisiert die Förderergesellschaft zwischen sechs und acht Börsen. 2019 sind es sechs. Die Tauschbörse in Schleifreisen war die fünfte. Den Abschluss bildet am 16. November die 40. Nikolaus-Tauchbörse im baden-württembergischen Bad Rappenau-Heinsheim.

Die Börsen werden vor allem an Brauerei-Standorten angeboten. „Wir sind froh, dass es in der Ziegenmühle auch eine eigene Hausbrauerei gibt. In unserer Region, in Thüringen, ist die Zahl der Brauereien sehr übersichtlich geworden. Mir fallen hier Bad Köstritz, Apolda und Greiz ein. Das kann man nicht vergleichen mit dem Großraum Bamberg. Da gibt es im Umkreis von 50 Kilometern elf Brauereien. Früher war die Zahl dort noch viel größer“, sagte Furche.

Gesammelt wird weltweit. Am kommenden Wochenende steigt im argentinischen La Plata der vierte Weltkongress der Sammler von Brauereiartikeln. In Thüringen gibt es um die 60 Sammler, in Deutschland sind es um die 1000.

Nachwuchssorgen kennen Furche und Co auch. Der durchschnittliche Sammler ist über 50 Jahre und männlich. Das soll aber nicht heißen, dass es bei den Sammlern von Brauerei-Artikeln keine Frauen gibt. „Ich würde die Zahl bei 20 Prozent ansetzen“, sagte Furche.

Und wie steht es mit jungen Leuten um die 20 oder 30 Jahre? „Es gibt welche. Es sind aber nur sehr wenige. Meist wird das Hobby von den Eltern mitgegeben. Die reichen ihre Sammlungen weiter“, sagte Furche.

In der Region um Schleifreisen wird auch gesammelt. Der Hermsdorfer Karlheinz Rodegast ist der Bekannteste. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Ostthüringer BrauereiSouvenirSammlerClubs, kurz OBSSC. Auch Marvin Schreck aus Hermsdorf hat sich der Sammel-Leidenschaft von Brauerei-Werbeartikeln verschrieben. Beide gehörten am Sonnabend zu den Besuchern. „Die Sammler sind speziell. Sie haben alle spezielle Sammlergebiete. Da braucht man ein wenig Glück, dass bei einer Börse auch Sammler da sind, die ähnliche Dinge sammeln, wie man selbst. Nur dann kann man tauschen, um die eigene Sammlung zu ergänzen“, sagte Schreck.

Neben dem Verein „Förderergesellschaft von Brauerei-Werbemittel-Sammlern“ gibt es in Deutschland den Internationalen Brauereikultur-Verband (IBV), einen zweiten großen Verband. Dessen Mitglieder kommen vor allem aus dem westdeutschen Raum.