Arnstadt. „WhatsAppitis“, „WhatsApp Disease“, „Handydaumen“: Die neue „orthopädische“ Zivilisationskrankheit hat viele Namen. Experten warnen vor einseitigem Tippen.

Für die meisten Menschen gehört ein Handy heutzutage zum Alltag. Ganz besonders die jüngeren Generationen verbringen sehr viele Stunden damit, Nachrichten zu schreiben, zu telefonieren, zu spielen, und um in den Sozialen Netzwerken immer auf dem neuesten Stand zu sein. Zudem werden die Geräte immer größer, was natürlich einige Arbeiten unterwegs sehr erleichtert. Was viele allerdings nicht bedenken, sind die Risiken, die diese mit sich bringen.

Diese können sich in verschiedensten Formen äußern. Häufig liest man von Cybermobbing, aber auch Gelenkprobleme und Entzündungen können sich bilden. Eine bis vor wenigen Jahren eher unbekannte Krankheit, die durch Handys zustande kommt, ist die sogenannte „Whatsappitis“, welche 2014 bei einer Spanierin zuerst diagnostiziert wurde. Die Mehrheit der Leute wird damit mit Sicherheit schon einmal Erfahrungen gesammelt haben, ohne es überhaupt gemerkt zu haben. Whatsappitis ist nur eine von vielen „Handykrankheiten“. Andere sind zum Beispiel die Smartphone-Akne, ausgelöst durch zu viel Telefonieren und ein mit Keimen besetztes Handydisplay, oder auch der Handy-Nacken, ausgelöst durch die verkrampfte Haltung, während man immer wieder und lange auf das Handy schaut.

Der Begriff Whatsappitis ist eine Zusammensetzung aus dem Namen des Messenger-Dienstes „Whatsapp“ und der Endung ,,itis“. Diese Endung kennzeichnet akute entzündliche Krankheiten. „Diese Entzündung kann zum Beispiel auftreten, wenn man über einen längeren Zeitraum eine Sehne seiner Daumen zu stark beansprucht“, erklärt Ulrike Lorenz, Orthopädin an der Fachklinik für Orthopädie des Marienstifts Arnstadt. Im Zusammenhang mit dem Handy wird dies dadurch ausgelöst, dass man mit einem Daumen übermäßig viel auf dem Display tippt oder scrollt und somit seinen Daumen lange Zeit abspreizt und überstreckt. Man erkennt eine Entzündung der Sehnenscheide daran, dass dann das Abspreizen des Daumens oft nur noch unter Schmerzen möglich ist. Oberärztin Lorenz hatte bisher zwar nur einen Patienten, der zugab, seine Schmerzen im Daumengelenk könnten vom ausgiebigen Handykonsum herrühren, „aber vermutlich ist die Dunkelziffer höher.“

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    Was sind Warnsignale von Whatsappitis?

    „Dies können Schmerzen im Daumen, die bis zum Unterarm ausstrahlen, sein“, sagt die Arnstädter Orthopädin. „Verspürt man nach langer Handynutzung dieses Warnsignal, sollte man mit dem Smartphonekonsum lieber pausieren.“ Bei zu starken Schmerzen empfiehlt es sich, den Arzt aufzusuchen. Durch die dauerhafte Nutzung des Smartphones können aber auch Haltungsschäden auftreten, etwa durch die Kopfbeugung und den damit unnatürlichen Blick auf das Smartphone, ebenso Schmerzen in der Schulter. Die typische Haltung bei der Nutzung eines Smartphones oder Tablets mit gesenktem Kopf, gebeugten Schultern und gekrümmtem Rücken ist Gift für den Körper, wenn sie zu lange eingenommen wird.

    Was ist zu raten, wenn der Daumen schmerzt und man nun befürchtet, eine Sehnenscheidenentzündung zu haben?

    Beim Schmerz der überanstrengten Sehne ist eine Reduktion der Belastung des Daumens nötig. Schon die Nutzung beider Daumen beim Schreiben oder das Tippen mit einem Stift können das Risiko einer Sehnenscheidenentzündung minimieren. Sehr simpel, aber auch sehr effektiv, ist das Einlegen einer Handypause: „Wenn man es ruhen lässt, geht es häufig wieder weg“, so Ulrike Lorenz. „Dadurch wird verhindert, dass es zu eventuellen chronischen Beschwerden kommt. Sollten nach mehreren Tagen die Beschwerden immer noch vorhanden sein, kann ein Arzt aufgesucht werden. Unsere Physiotherapeuten empfehlen zudem Dehnübungen“. Das ‚Daumen-Mudra‘ ist hierfür eine perfekte Übung, da durch das Aneinanderpressen der Daumen und Zeigefingerspitzen die Sehne entlastet wird. Aber auch Akupressur ist gut dank des spontanen Entspannens der Sehnen und Muskulatur.

    Aber was ist, wenn man es nicht erst soweit kommen lassen möchte?

    In dem Fall halten Sie sich an folgende Tipps: Versuchen Sie Ihren Daumen so wenig wie nur möglich über das Handydisplay auszustrecken. Hierfür zu empfehlen ist mit beiden Händen zu schreiben oder vielleicht von Audio-Nachrichten und Anrufen Gebrauch zu machen. Schließlich sind auch regelmäßigere Pausen vom Handy eine gute Methode, um einer Überanstrengung der Sehnen vorzubeugen.

    Zum Abschluss ist es wichtig zu erwähnen, dass diese Krankheit, wahrscheinlich in den nächsten Jahren stark zunehmen wird. Vieles lässt sich heute übers Mobiltelefon schneller umsetzen – und Kinder haben immer früher eins zur Verfügung.

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