Erfurt. In der Landeshauptstadt wird mit dem Gedanken gespielt, Straßenmusiker erst nach einem Vorspielen in Erfurt musizieren zu lassen. Aktuell werde über eine entsprechende Novelle der Stadtordnung nachgedacht. Ähnliche Verfahren gibt es bereits in anderen Städten Deutschlands.

Die Qualität der Straßenmusik soll aufgewertet werden, indem die Künstler zuerst einer Jury eine Kostprobe geben müssen. Ähnliche Verfahren gibt es bereits in anderen Städten Deutschlands, etwa in München. In Thüringer Städten ist ein solches Vorspielen bislang aber unüblich. Tatsächlich ähneln sich die Vorgaben für Straßenmusiker in vielen der größeren Städte. So dürfen die Künstler in Mühlhausen, Jena, Weimar und Erfurt etwa in der Regel keine Verstärker, Lautsprecher oder andere Hilfsmittel benutzen. Bisher ist in keiner der genannten Städte ein Vorspielen nötig. „Standgebühren“ oder ähnliches fallen für die Künstler nirgends an. Auftreten dürfen sie in der Regel innerhalb der Innenstädte mit entsprechendem Publikumsverkehr.

Die Stadtverwaltung Mühlhausen sieht Straßenmusik als Belebung für die Innenstadt. Im steten Wechsel spielten sie dort bevorzugt im historischen Zentrum auf, hieß es aus der Presseabteilung der Stadt. Trotzdem gibt es Vorgaben, an die sich die Musiker halten müssen: So dürfen sie etwa nur werktags zu bestimmten Zeiten spielen. Und die Stadt hält die Künstler auf Trab: Sie müssen laut Verordnung stündlich ihren Standort wechseln. „Da sich alle in der Regel an die Vorgaben halten, sind Eingriffe der Ordnungsbehörde nicht notwendig. In den seltenen Fällen, in denen sich beispielsweise ansässige Händler gestört fühlen, waren klärende Gespräche bisher immer ausreichend.“

Geschäftsinhaber und Anwohner beschweren sich über Lärm

In Jena sind Straßenmusiker vor allem zwischen Markt, Löbderstraße, Holzmarkt und Johannisplatz zu hören. Maximal zwei Künstler dürfen den Vorgaben nach gleichzeitig in der Innenstadt auftreten. Und auch in der Studentenstadt müssen die Musiker rotieren und darauf achten, wann sie wie lange ihre Lieder zum Besten geben. Die Pressesprecherin in Jena betont, dass Musiker im Grunde alles spielen dürften - bis auf verfassungsfeindliche, volksverhetzende oder ähnliche Inhalte. Ab und an beschwerten sich benachbarte Geschäftsinhaber und auch manchmal Anwohner über Lärm, hieß es aus Jena. Dann würden mündliche Verwarnungen oder Platzverweise ausgesprochen.

Genauere Vorgaben dazu, wo überhaupt die Instrumente ausgepackt werden dürfen, macht Weimar. Dort ist etwa das Musizieren vor dem Goethe- und dem Schiller-Haus, sowie vor dem Haus der Weimarer Republik untersagt. Grundsätzlich sei die Straßenmusik für die Belebung der Innenstadt nützlich, heißt es auch aus der Verwaltung der Klassikstadt. Von der Bevölkerung kämen aber gemischte Reaktionen auf Straßenmusik, hieß es aus der Stadtverwaltung.

Höchstens 20 Minuten an einer Stelle spielen

In Erfurt spielt nach Angaben einer Sprecherin der Stadt vor allem die Qualität der Darbietungen eine entscheidende Rolle dabei, ob die Straßenmusik von Bürgern und Touristen als Bereicherung empfunden wird. Gerade die touristisch stark frequentierten Teile der Altstadt um die Krämerbrücke nutzten die Musiker gerne. Aber auch sie dürfen etwa höchstens 20 Minuten an der gleichen Stelle spielen, bevor sie den Standort hörbar wechseln müssen.

Musik von der Straße erklingt auf alle Fälle am Freitag zum „Fête de la Musique“ nicht nur in einigen Thüringer Städten: Das aus Frankreich stammende Format verwandelt jedes Jahr zum Sommeranfang am 21. Juni Innenstädte weltweit zu Musikbühnen. Im Freistaat sollen bei kostenlosen, teils spontanen Konzerten Künstler in Erfurt, Jena, Weimar, Apolda, Gera, Pößneck, Mühlhausen und Meiningen auftreten.

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