Pahren. Das Multitalent bietet eine vielseitige Verwendung. Öffentlichkeitswirksame Vermarktung ist geplant

In der Baustoffindustrie als Dämmstoff findet er schon Einsatz, in der Autoindustrie ebenso – der Hanf aus dem ökologischen Anbau der Pahren Agrar. Doch die Verwendungsmöglichkeiten seien weitreichender und man habe noch lange nicht die Möglichkeiten ausgeschöpft, sagt Renate Lützkendorf, Leiterin der Abteilung Textil- und Werkstoff-Forschung im Thüringer Institut in Rudolstadt.

In der Pahren Agrar stellte sie ein Forschungsprojekt vor. Dabei geht es um eine Fußmatte, gefertigt aus dem verholzten Innenteil des Hanfstrohs, den sogenannten Schäben. Lützkendorf sei sich sicher, dass weitere Verwendungsmöglichkeiten erschlossen werden.

Hanf in Pahren seit 2007 angebaut und weiter verarbeitet

Für die Pahrener ist der Anbau der Hanfpflanze ein weiteres Standbein, aber „wir müssen Geld in die Hand nehmen, um Aufklärung zu betreiben“, sagt Lützkendorf. Seit 2007 wird Hanf in Pahren angebaut, weiterverarbeitet und vermarktet. Trotzdem würden sie immer noch ganz am Anfang stehen, so René Kolbe, Geschäftsführer der Pahren Agrar.

Für Arnfried Völlm, Leiter des Landwirtschaftsamtes Greiz, Saale-Orla und Altenburg, ist der Anbau dieser uralten Kulturpflanze eine Folge der leidlichen Überproduktion. Dabei handelt es sich hier nicht um Hanf mit berauschender Wirkung, sondern es ist„technischer Hanf, der kein THC enthalte“, sagt Völlm.

Auf 458 Hektar Land wird die Pflanze im Amtsbereich angebaut. Das sei ein ausgewogenes Verhältnis, betont der Fachmann. Für Renè Kolbe ist der Anbau von Hanf eine wichtige Ergänzung der Fruchtfolge, die keinen Pflanzenschutz und keine Düngung benötigt. Der Landwirt hofft auf einen größere Ausstrahlung der Wertigkeit in der Region. Auch weil die Pflanze ein Multitalent und in der Wertschöpfungskette weit oben angesiedelt ist. Sie kann ganzheitlich verwertet werden, sagt Kolbe.

Pflanze kann ganzheitlich verwertet werden

Aus den Samen wird im zweiten Jahr durch das Unternehmen Bio-Hanföl hergestellt, es kann als Torf-Ersatz eingesetzt werden, zur Herstellung von Bio-Diesel, als Dämmstoff und in Fleecestoffen für das Tierwohl Verwendung finden. Für Kolbe stehen weitere Möglichkeiten wie der Einsatz in der Verpackungsindustrie auf dem Plan. Die Ideensammlung sei noch lange nicht abgeschlossen. „Hanf besitzt ein großes Potenzial“, sagtKolbe. Auch die Herstellung von Hanf-Bier wurde ausprobiert. Für die Regionale Aktionsgruppe des Landkreises Greiz, war die Produktion des Hanf-Bieres von Interesse und so erhielt das Projekt eine finanzielle Unterstützung.

Vom Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Wirtschaft wurden 49.000 Euro Fördermittel für die Maximierung der Wertschöpfungskette bereitgestellt. Mit dem Geld sollen auf dem Areal in Läwitz die Faseraufschlussanlage aufgerüstet, eine Möglichkeit der Zwischenlagerung geschaffen und eine zusätzliche Bestückung der Ballenöffner-Anlage gebaut werden. Durch die Nachrüstung wird eine feinere Sortierung des Rohstoffes garantiert. Die Förderung des Thüringer Ministeriums beträgt rund 70 Prozent der Gesamtinvestition, die die Vogtlandfaser Gesellschaft getätigt hat.