Manager Martin Weigelt gibt seiner Impfstelle in Lobeda-Ost nach einer Woche Arbeit die Note 1

Jena Selbsteinschätzung mit Noten 1 bis 5? – „Ich würde uns eine 1 geben“, sagt Martin Weigelt nach einer Woche als Manager des Corona-Impfzentrums der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen in der Ziegesarstraße 19 (Lobeda-Ost). Das Resümee wage er nach dem „Super-Feedback“ der Impflinge, die noch meist der Altersgruppe „Ü 80“ angehören. „Das läuft hier alles sehr menschlich: nett und rücksichtsvoll“, sagt Martin Weigelt. Immer wieder sei die Kleinheit der vormaligen Arztpraxis als Vorteil gelobt worden; so würden sich die Abläufe gut organisieren lassen. Weigelt ist überzeugt, dass die zuvor kritisierte Thüringer Philosophie mit landesweit 29 kleineren Impfzentren statt einiger großer Turn- oder Festhallen den besseren Weg bietet. „So haben die meisten Leute die kürzere Anfahrt.“ In anderen Bundesländern mit der Strategie der wenigen großen Impfzentren ergäben sich oft zwei, drei Stunden Anfahrtsweg.

Und die als Barriere kritisierten Treppenstufen vorm Praxis-Eingang? Relativ häufig kämen Impflinge mit Rollator; drei Leute seien in der ersten Woche mit Rollstuhl vorgefahren, berichtet Martin Weigelt. „Wir haben das immer gelöst.“ Und für Momente, in denen der Sicherheitsdienst einmal gerade nicht am Eingang bereitstehe, gebe es eine Klingel, um sich bemerkbar zu machen.

Ja, Martin Weigelt kennt die Diskussion um den für Senioren beschwerlichen Weg zum Impfzentrum. „Meine persönliche Sicht: Hier einen Service zu bieten, ist Aufgabe der Stadt.“ In seiner Meinung sehe er sich durch den Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer bekräftigt. Der habe organisiert, dass Senioren auf dem Weg zur Impfstelle Taxis zum Nahverkehrstarif nutzen dürfen.„Das kann ich mir für Jena gut vorstellen.“

Nicht wahrgenommene Termine? So etwas gebe es, berichtet Martin Weigelt. Hauptursache dafür sei, dass Leute sich mehrere Termine im Freistaat besorgen, die ungenutzten dann jedoch nicht absagen. Die Nachbesetzung dieser Termine erfolge „nach Priorität und nicht von der Straße weg“, sagt Martin Weigelt: „Ü 80“-Senioren, medizinisches Personal aus der Klinik, Arztpraxen. Das bedürfe einer geschickten Planung auf Sicht, weil erst gegen 18 Uhr feststehe, wie viele Impfdosen übrig sind. „Wir wollen uns jeden Tag leerimpfen“.

Aus medizinischen Gründen habe niemand abgelehnt werden müssen. Einige Leute seien aber „aus Indikationsgründen“ nicht geimpft worden. „Sie konnten nicht belegen, dass sie über 80 sind oder weshalb sie aus beruflichen Gründen bevorzugt sein sollten. Einige sind dann bisschen aggressiv geworden.“ Sehr zufrieden ist Martin Weigelt mit dem Kontakt zur Polizei, die Präsenz vor der Impfstelle zeige. So sei auch ein Angetrunkener rasch festgesetzt worden, der vor der Impfstelle mit Corona-Leugner-Parolen die Abläufe störte.

Zur selbsterteilten Note 1 gehört für Martin Weigelt, dass der Fünf-Minuten-Schnitt für einen Impfvorgang eingehalten werde. So würden innerhalb der Schicht von 14 bis 20 Uhr 72 Impfdosen verabreicht.

Vom 3. Februar an soll in der Ziegesarstraße eine zweite Schicht von 8 bis 14 Uhr anlaufen unter Leitung eines weiteren Impfstellen-Managers. Und: Am Freitag, 4. Februar, wird im Kulturtempel Volksbad das zweite Jenaer Impfzentrum mit einer Spätschicht starten. Martin Weigelt hatte zuletzt die dort künftig zuständige Managerin zum Anlernen an der Seite. Ihr wird er wohl auch schon gesagt haben, was er über sein Tun denkt: „Abends hast du das Gefühl, was Gutes getan zu haben. Hier haben viele Leute geweint vor Freude, dass sie jetzt geschützt werden.“