Jena. CDU-Kreis-Chef Wothly zur zur Wahl des Bundesvorsitzenden

Auf den Dreikampf bei der Wahl des CDU-Bundesvorsitzenden am Sonnabend haben beileibe nicht nur CDU-Mitglieder geschaut - die aber ganz besonders. Nach dem Sieg von Armin Laschet gegen Friedrich Merz und Norbert Röttgen: Fragen an Guntram Wothly (37), den Vorsitzenden des Jenaer CDU-Kreisverbandes und der CDU-Fraktion im Stadtrat.

Was sagen Sie zum Sieg von Armin Laschet?

Ich gratuliere Armin Laschet zur Wahl. Er steht für eine ausgewogene Politik der Mitte. Mein persönlicher Favorit war allerdings Friedrich Merz. Während des vergangenen Thüringer Landtagswahlkampfes hatte ich ein angenehmes Gespräch mit ihm. Er hörte zu, was selten für Politiker ist, und stellte Fragen: Wie kann man den Zuspruch zur AfD halbieren? Und ich finde, nach der Pandemie wäre er es gewesen, der die drohende Wirtschafts- und Finanzkrise am ehesten gemeistert hätte. Ich will auch klar sagen, dass Friedrich Merz bei den Jenaer Mitgliedern des Kreisverbandes zwar eine ganze Menge Unterstützer hatte; viele waren aber auch für Norbert Röttgen. Ich wünsche mir jetzt von Armin Laschet, dass er beide Kandidaten mit in sein Kompetenzteam für die bevorstehende Bundestagswahl nimmt.

Annegret Kramp-Karrenbauer nicht mehr Vorsitzende, Angela Merkel bald nicht mehr Kanzlerin. Die CDU ist immer weniger weiblich, oder?

Das sehe ich ein bisschen anders. Frau Merkel ist sehr, sehr beliebt nicht weil sie weiblich ist, sondern weil sie immer wieder pragmatische Antworten findet. Ich halte auch nichts von dem Vorwurf, sie sei zögerlich. Sie ist eine gute Analytikerin.

Ihre Jenaer CDU ist aber wirklich männerlastig. Zumal es noch nie eine Jenaer Kreisvorsitzende gab.

Trotzdem stimmt das Bild so nicht. In der Stadtratsfraktion haben wir drei Frauen und drei Männer. Allein die Thüringer Delegierten zum Bundesparteitag waren mehrheitlich Frauen. Ich kann bei der Jenaer CDU nicht erkennen, dass wir da etwas verhindert hätten. Zum Beispiel waren die beiden Jenaer Landtagswahlkreise auf Rosa Maria Haschke, meine Stellvertreterin im Stadtrat, und auf mich verteilt. Oder denken Sie an Elisabeth Wackernagel, die in der Partei, in der Fraktion wichtige Rollen gespielt hat oder immer noch spielt. Mit Laura Strohschneider haben wir eine Chefin der Jungen Union. Und trotzdem ist es nicht leicht, junge Frauen für die aktive Politik zu gewinnen.