Pößneck/Schleiz/Erfurt. 47 Menschen aus dem Saale-Orla-Kreis sind nicht mit Corona infiziert. Aus dem Krisenstab wird indes Kritik laut.

Die guten Nachrichten zuerst: Am Freitag wurden die ersten Ergebnisse der Coronavirus-Untersuchung von mittlerweile 177 Proben aus dem Saale-Orla-Kreis veröffentlicht. Für 47 Menschen aus der Region bedeutet das Entwarnung, denn diese ersten Ergebnisse fielen allesamt negativ aus: Nicht infiziert.

Das bedeutet unter anderem, dass das Gymnasium Am Weißen Turm in Pößneck am Montag definitiv wieder öffnen kann. Die Verdachtsfälle aus der Schule gehören zu den Personen, deren Befunde vorliegen und die negativ sind.

Entgegen der ursprünglichen Ankündigung vonseiten des Krisenstabes im Landratsamt des Saale-Orla-Kreises lagen aber bis zum Freitagabend längst nicht alle Testergebnisse der Kontaktpersonen des bisher einzigen Thüringer Covid-19-Falles aus Pößneck vor.

Damit beginnen die weniger erfreulichen Nachrichten. Denn der Chef des Krisenstabes und Leiter des Fachdiensts Gesundheit im Landratsamt, Torsten Bossert, übt angesichts der Entwicklung scharfe Kritik an der Arbeit des verantwortlichen Labors des Landesamtes für Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz in Bad Langensalza.

Krisenstab beklagt unerträgliche Situation

„Das ist eine unerträgliche Situation, vor allem für den betroffenen Personenkreis“, sagte Bossert am Freitag. Der Krisenstab weist jede Verantwortung für die schleppende Aufarbeitung der Proben von sich. „Wir können nicht akzeptieren, dass die Untersuchung der Abstriche so lange dauert. Wir haben am Dienstagabend die ersten 160 Proben mit einem eigenen Kurier nach Bad Langensalza in das Labor gebracht. Uns wurde zugesichert, dass wir am Donnerstag Ergebnisse vorliegen haben“, wird der Amtsarzt in einer Pressemitteilung zitiert.

Landrat Thomas Fügmann (CDU) habe am Freitagnachmittag Kontakt mit Staatssekretärin Ines Feierabend aus dem Thüringer Sozialministerium aufgenommen, um seinen Unmut über die aktuelle Situation und Arbeitsweise zum Ausdruck zu bringen. „So kann man mit dem Saale-Orla-Kreis, der als erster und bisher einziger in Thüringen einen bestätigten Corona-Fall hat, nicht umgehen“, so der Landrat.

Fügmann kritisiert auch, dass in Thüringen bisher offenbar keine Entscheidung darüber getroffen wurde, wie zu verfahren ist, wenn das zuständige und für die Landkreise pflichtgebundene Labor des Landesamtes seine Belastungsgrenze erreicht. „Wer trägt die Kosten der Untersuchungen, wenn wir uns dann gezwungen sehen, die Proben ab sofort an andere Labore zu geben?“, fragt Fügmann.

Nur etwa 40 bis 50 Proben pro Tag ausgewertet

Ein Sprecher des Thüringer Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie räumte noch am Freitag ein, dass die Untersuchungen auf das neuartige Coronavirus bisher noch nicht optimal gelaufen seien. „Die Kritik an der Verzögerung der Testergebnisse ist grundsätzlich nachvollziehbar“, teilt Referatsleiter Frank Schenker auf Nachfrage dieser Zeitung mit.

Die vergangenen Tage hätten gezeigt, dass die erwartete Kapazität von bis zu 120 Analysen pro Tag nicht erreicht werden konnte. „Es konnten nur etwa 40 bis 50 Proben pro Tag ausgewertet werden. Dieser Wert wird sich schrittweise steigern, wenn das Verfahren besser eingeübt ist“, heißt es weiter.

Zunächst seien die Proben derjenigen Personen aus dem Saale-Orla-Kreis analysiert worden, die Covid-19-Symptome gezeigt hätten. Anschließend seien andere Proben begründeter Verdachtsfälle aus Thüringen untersucht worden. Zur Verzögerung habe auch beigetragen, dass einige Test uneindeutige Ergebnisse brachten und validiert werden mussten.

„Die Erwartung, alle Ergebnisse bis zum Donnerstagabend vorliegen zu haben, war zu optimistisch. Bei den Proben handelt es sich um zwei Gruppen: 99 aus Pößneck und 79 aus Schleiz.“

Ergebnisse sollen bis Sonntagabend vorliegen

Der Präsident des Landesamtes für Verbraucherschutz, Detlef Wendt, habe Landrat Thomas Fügmann am Nachmittag in einem Telefonat zugesichert, dass die Auswertung der 99 Proben aus Pößneck noch am Freitag abgeschlossen und dem Gesundheitsamt des Landkreises übermittelt werden. Die Auswertung der 79 Proben aus Schleiz soll nun bis zum Sonntagabend abgeschlossen sein.

Außer im Landesamt für Verbraucherschutz könnten in Thüringen auch am Uniklinikum Jena sowie an aktuell drei privaten Laboren Covid-19-Abstriche analysiert werden. Ein viertes privates Labor plane derzeit die Einführung des entsprechenden Testverfahrens, teilt das Ministerium mit, lässt aber offen, warum nicht schon früher Analysen auf andere Labore verteilt worden sind.