Die Aufregung ist ein Stück weit nachvollziehbar, denn öffentliche Demonstrationen rufen stets geteilte Reaktionen hervor.

Die Bundeszentrale für politische Bildung formuliert es wie folgt: „Massen [...] beeindrucken durch ihre schiere Präsenz – unabhängig davon, ob sie als bedrohlich oder willkommen gelten.“ Nun kann man bei den Aktionen in Pößneck und Schleiz nicht von Massen sprechen, aber jeder hat ein Fernsehgerät und konnte die Großkundgebungen in Städten wie Berlin sehen und überträgt seine persönliche Einschätzung auf die Ereignisse hier. So werden die jungen Organisatoren der hiesigen Aktionen ebenso zur Zielscheibe für Kritiker.

Dabei ist festzuhalten, dass es grundsätzlich immer schwieriger ist, Protest zu organisieren, der für eine Sache, für Veränderung, für ein konkretes Vorhaben einsteht. Geht es allerdings gegen etwas auf die Straße, fällt es den Verantwortlichen deutlich leichter, die Menschen zu mobilisieren. Das liegt an dem Unterschied zwischen bloßer Kritik an etwas auf der einen Seite und dem vorwärtsgerichteten Anspruch, tatsächlich mitzugestalten auf der anderen. In der politischen Bewegungsforschung ist die These verbreitet, dass eine Mobilisierung gegen eine Veränderung leichter zu erreichen ist als für eine Veränderung. Ablehnung kann für sich allein stehen, konkrete Vorstellungen hingegen muss man erklären und verteidigen. Die Herausforderung für die jungen Leute der Fridays for Future-Bewegung ist damit umso größer. Denn während die Menschen schnell bereit sind, gegen Stromtrassen, gegen Windräder, gegen die Flüchtlingspolitik oder gegen das Transatlantische Freihandelsabkommen TTIP zu protestieren, ist es schlicht viel komplizierter, gemeinsam eine Veränderung in eine bestimmte Richtung anzustreben.

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