Pößneck. Gemeinsam Barrieren überwinden: Workshop des Behindertenverbandes Saale-Orla-Kreis

Jeder Mensch ist verschieden und damit einzigartig. Der eine ist groß, der andere klein, hat blondes oder dunkles Haar, kann gut, schlecht oder gar nicht laufen, sehen oder hören. Unterschiede sind in jeder Gesellschaft gegenwärtig, vor ­allem können sie für diese aber eine Bereicherung sein. Mit dieser Botschaft haben sich die Kleinen verschiedener Kindereinrichtungen aus Pößneck beschäftigt.

Die Fünf- und Sechsjährigen aus den Kindertagesstätten ­Regenbogenland, Villa Kunterbunt sowie Knirpsenland waren am Mittwoch zu einem Workshop zu den Themen Inklusion und Behinderung in der Stadtbibliothek Bilke in Pößneck eingeladen. Die Veranstaltung wurde vom Behindertenverband Saale-Orla-Kreis initiiert und gemeinsam mit dem Bezirksverband Ostthüringen des Verbandes der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner Deutschlands (VdK) Hessen-Thüringen sowie dem Sanitätshaus Rosenau durchgeführt. Im Juni wurde das Format erstmals in Schleiz angeboten, nun hatte dieses auch in Pößneck seine Premiere. „Wir wollen mit dem Workshop zeigen, dass es viele verschiedene Menschen gibt. Die Kinder sollen verstehen, andere sind vielleicht anders als ich, ­gehören aber genauso zur Gesellschaft“, erklärte Sandra Herrmann, Mitarbeiterin des Behindertenverbandes Saale-Orla-Kreis, das Anliegen.

In einer Gesprächsrunde machte sie die Steppkes zunächst mit Andersartig- und Einzigartigkeit vertraut. Sie hatte verschiedene Figuren im Gepäck, die gemeinsam betrachtet wurden und ihre besonderen Merkmale herausgestellt. Dabei waren beispielsweise die Mama mit Kinderwagen, die Oma mit Rollator, ein Mädchen mit Kopftuch, ein anderes mit einer Prothese oder gebrochenem Fuß und ein Mann mit Rollstuhl. Sie alle wurden an ein Bild, das eine Stadt zeigte, gepinnt. „Es gibt viele verschiedene Menschen, die alle in unserer schönen Welt einen Platz finden“, sagte Sandra Herrmann.

Gleichzeitig verdeutlichte sie aber auch, dass auf alle Hindernisse im Alltag warten. Dass allen eine Welt ohne Barrieren gleichermaßen zugute kommt, veranschaulichte auch die Geschichte von Papagei Käpt‘n Kork, der von zu Hause wegflog und den Ben auf dem Skateboard und seine Großtante ­Irma, die mit Rollator unterwegs ist, wieder eingefangen wollten.

Im Parcours Grenzen und Sinne erfahren

Neben dem theoretischen Teil konnten die Kinder in dem rund eineinhalbstündigen Workshop auch selbst erfahren, wie es ist auf einen Rollstuhl, Rollator oder Krücken angewiesen zu sein, ließen sich an einem Blindenstock führen oder fühlten sich durch das Tastmemory. Grenzen und Sinne sollten so ­erfahren werden.

„Wir wollen aber auch, dass die Kinder ein Gefühl dafür bekommen, dass es zwar Barrieren im Alltag gibt, dass man diese aber durch gegenseitige Hilfe auch überwinden kann“, betonte Sandra Herrmann. Es sei wichtig zu zeigen, dass man gemeinsam Dinge verändern kann und das Behinderungen kein Grund für einen Ausschluss sind.

Die Mischung aus Erklärungen, aber auch selbst erfahren kam bei den Kindern und den Erzieherinnen an. „Es ist sehr schön, dass sich jemand dazu ­bereit erklärt, diese Welt für die Kinder darzubringen. Toll ist, dass nicht nur darüber erzählt wird, sondern die Kinder auch mal selbst ausprobieren können“, sagte Diana Ukenings, ­Leiterin der Kindertagesstätte Regenbogenland. Es sei wichtig, die Kleinen schon früh für die Themen Inklusion und Behinderung zu sensibilisieren. „In dem Alter sind sie noch unvorein­genommen“, meinte Diana ­Ukenings.

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