Jena. Wohl dem, der als Unparteiischer auf technische Hilfsmittel zurückgreifen kann. Das war im Spitzenspiel der Fußball-Landesklasse nicht der Fall, dass zum Missfallen der Rennstädter mit 1:1 (0:1) endete.

In Köln gibt es den berühmten Keller, aus dem sich seit einiger Zeit immer wieder eingemischt wird, wenn es strittige Entscheidungen in der Bundesliga gibt. Mit weniger technischen Mitteln muss man sich derweil in niederen Fußballregionen behelfen und so war kurz vor dem Pausenpfiff des Landesklasse-Spitzenspiels zwischen dem SV Jena-Zwätzen und dem FSV Schleiz nicht der Videobeweis, sondern das Bauchgefühl von Jordi Eisenschmidt gefragt.

Damit jedenfalls begründete der junge Schiedsrichter seine Entscheidung, mit der die Rennstädter noch lange nach Abpfiff haderten. Sekunden nach einem Zweikampf zwischen dem Schleizer Marco Saß und Zwätzens Oliver Lange zappelte der Ball im Netz und zunächst gab der Unparteiische den Treffer auch. Auf der Anzeigetafel leuchtete bereits das 0:2 auf. Doch manchmal hilft es eben doch, wenn man lange genug mit dem Schiedsrichter diskutiert. Während Assistent Christian Georgi trotzdem kein Foul des Schleizers erkannte, hörte Eisenschmidt auf seinen Bauch und nahm das Tor zum Missfallen der Rennstädter zurück.

„Mir fehlen einfach immer noch die Worte. Ich bin seit 20 Jahren Trainer, aber so etwas habe ich noch nicht erlebt. Uns wird ein 100-prozentig reguläres Tor grundlos weggenommen“, echauffierte sich FSV-Coach Roger Fritzsch noch über eine Stunde nach dem Spiel. Zumindest ein Stück weit konnte das auch Zwätzens Trainer Daniel Sander nachvollziehen. „Ich bin froh, dass der Schiedsrichter das Tor zurück genommen hat, hätte mich aber auch nicht beschwert, wenn es nicht so gewesen wäre. Ich denke es war ein Foul“, so sein Kommentar zur strittigen Szene.

Dass die Situation die Rennstädter aber noch um zumindest zwei Punkte brachte, durften sie aber nicht allein am Unparteiischen festmachen. Chancen zur vorzeitigen Entscheidung gab es zur Genüge, doch es zählte eben nur das eine Tor, das Martin Berger nach optimalem Diagonalball von Frank Gerisch erzielte (30.). „In der ersten Halbzeit war Schleiz klar besser und muss 2:0 oder 3:0 führen. Wenn sie das tun kommen wir nicht zurück. Aber wir haben das Glück, dass Schleiz uns am Leben lässt, und dann können wir in der zweiten Halbzeit – warum auch immer – besser mitspielen“, so die kurze Analyse Daniel Sanders, die mit der wunderbaren Wortschöpfung eines „knapp gerechtfertigten Unentschiedens“ endet.

Auch Roger Fritzsch erkannte die Steigerung in den Reihen der Gastgeber an: „Sie haben es in der zweiten Halbzeit sehr gut gemacht. Glückwunsch dazu. Aber bis dahin wäre das Spiel entschieden gewesen.“ In den ersten Minuten nach Wiederanpfiff war der FSV noch klar am Drücker, eroberte die Bälle meist schon in des Gegners Hälfte, doch nach und nach schwamm sich Zwätzen frei und kreierte eigene Gefahrenmomente. Ihren ersten Torschuss im Spiel durch den eingewechselten Luan Ferizi konnte FSV-Keeper Alexander Hebenstreit noch zur Ecke lenken, doch beim zweiten Versuch stach der auffällige Joker. Von rechts zog er parallel zum Strafraum ins Zentrum und sein abgefälschter Schuss sprang vom Innenpfosten ins Tor (77.).

Und während sich die Hausherren über den Punkt im Spitzenspiel freuen durften, trotteten die Schwarz-Gelben mit reichlich Wut im Bauch vom Platz. Wut auf die letztlich folgenschwere Entscheidung aus der Magengrube des Schiedsrichters, Wut aber auch auf die eigene Abschlussschwäche.