Krölpa. Ein Schwarzstorch war zwischen Krölpa und Gräfendorf wohl in eine Oberleitung geraten. Auf dem Forellenhof Obermühle der Familie Müller wurde er gesund gepflegt.

Die vielleicht 300 bis 400 Gramm Fisch am Tag machten ihm nichts aus, erläutert Jürgen Müller mit Blick auf einen Schwarzstorch, der sich seit 2017 ­jedes Jahr beim Forellenhof Obermühle der Familie Müller in Krölpa den Bauch vollschlägt. Ganz im Gegenteil. Die Müllers haben den Vogel ins Herz geschlossen und sehen das Gewährenlassen als Beitrag zum Naturschutz. Dass Evelyn und Jürgen Müller das ernst meinen, zeigte sich nun, da das Tier nach einem Absturz in der vergangenen Woche auf besondere Pflege angewiesen war.

Am 3. Juli gegen 14 Uhr hatte Evelyn Müller das völlig erschöpfte Tier im Schafsgatter gefunden. „Dort befindet sich genau in der Einflugschneise zwischen Korbweiden eine Freileitung. Er muss dagegen gestoßen sein“, vermutet Jürgen Müller.

Das Tier wurde geborgen und in den Folgetagen im Stall wieder zu Kräften gebracht. Natürlich mit frischem Fisch aus eigener Produktion. Sabine Fritzlar von der Staatlichen Vogelschutzwarte Seebach habe ihnen am Telefon erklärt, es könne sich um einen Brutvogel handeln, der versteckt in umliegenden Wäldern ein Nest habe. Daher war es zunächst das Ziel, das Tier schnellstmöglich wieder fliegen zu lassen.

Plötzlich ging es schnell

Doch der scheue Schwarzstorch erholte sich nur langsam, blieb zunächst recht wackelig auf den Beinen und bewegte sich nur unkoordiniert. Daher nahmen die Müllers Kontakt zum Storchenhof Loburg in Sachsen-Anhalt auf, um dort Geschäftsführer Michael Kaatz um Rat zu fragen. Laut dessen Erläuterungen könne ein solcher Aufprall den Storch traumatisieren, es könne Monate dauern, bis sich das Tier erholt. Das Tier sei im Storchenhof besser aufgehoben. Der Plan war, das Tier am Mittwoch dort hin zu bringen.

Doch der aufrechte Schwarzstorch hatte anscheinend keine Lust, das Bundesland zu wechseln, erholte sich in den vergangenen Tagen erstaunlich schnell. „Zuletzt ist er aus eigener Kraft auf die Schafsraufe geflogen und wirkte sehr vital. Ein weiterer Anruf beim Storchenhof brachte dann eine andere Einschätzung: Das Trauma sei vorbei und das Tier bereit in die Natur zurückzukehren. Am Montagmittag sagte Jürgen Müller: „Wir haben ihn vor 20 Minuten in die Freiheit entlassen.“ Er habe noch einen großen Bogen über Krölpa gemacht und sei dann auf und davon geflogen.