Pößneck. Amüsante Stunden mit hochgelobten Büchern in der Pößnecker Bilke

Zwei interessante Stunden über die vermeintlich schönsten deutschen Bücher des Jahres 2019 erlebten die Gäste, die den Weg zur Vernissage der gleichnamigen Ausstellung in der Pößnecker Stadtbibliothek fanden. Die Stiftung Buchkunst Frankfurt/Main ruft den entsprechenden Wettbewerb seit Jahrzehnten aus und von 682 eingereichten Titeln des jüngsten Jahrgangs sind die besten 25 noch bis 28. September in der Bilke nicht nur zu sehen, sondern auch anfassbar.

Pößneck ist, wie es heißt, eine von nur fünf Städten weltweit, die in der ersten Runde dieser Wanderausstellung bedacht werden, und das seit Jahren. Daran erinnerten die Moderatoren des Abends, Christel Ziermann, Bibliothekschefin, und Frank Mylius, Fachbereichsleiter Druck- und Medientechnik im Pößnecker Berufsbildungszentrum. Für das Publikum betrachteten sie 16 Titel näher. Dabei bewertete Mylius die Herstellungsqualität der prämierten Bücher, sprach prägnant über die Papierqualitäten, das Verhältnis von Einband und Inhalt, Typografie und Buchbindekunst. Für seine kongeniale Moderationspartnerin Ziermann standen mit viel Herz und oft deutlichen Worten vor allem Bibliothekstauglichkeit, Preis-Leistungs-Verhältnis und das mögliche Bildungsziel im Mittelpunkt. Viele Bonmots waren dabei vor allem von Mylius zu hören. Er habe, wie er sagte, aufgrund der Herstellungsqualität oft den Eindruck, dass ein gutes Werk nicht gelesen werden dürfe. Ein anderes Mal hatte er den Eindruck, dass der Typograf „Rolli ohne Führerschein“ durchs Buch gefahren sei. Über einen anderen Band vermutete er, dass es ihn nur deshalb gebe, „um im Zahnarztwartezimmer zur Schmerzbekämpfung ausgelegt zu werden“. In der Kategorie Allgemeine Literatur ist ein bei GGP Media in Pößneck hergestellter Schuber mit sieben Büchern unter den Preisträgern. In der Gruppe der Sachbücher schwärmte Ziermann für einen Band über das Bauhaus. Sehr schlecht kamen die Kinderbücher weg, nur das kleine Werk namens „Pixelzoo“ erhielt bei den Moderatoren etwas Gnade.

Nach der Besprechung der ausgewählten Bücher kamen diese auf drei Stapel – gute, akzeptable und schlechte –, wobei sich Ziermann und Mylius keineswegs immer einig waren. Zum Schluss lagen drei etwa gleichgroße Stapel auf der Bühne und noch einmal wurde das Publikum einbezogen, um zu schätzen, welches denn nun das von der Fachjury ausgewählte allerschönste Buch sei. Keiner der engagierten Anwesenden tippte richtig auf ­„Name Waffe Stern“, einen Band, der sich mit der einstigen linksterroristischen Rote Armee Fraktion auseinandersetzt.

Alles in allem erlebten die Besucher einen spannenden Abend rund um das Buch. Mancher nutzte anschließend die Chance, sich alle prämierten Bücher anzusehen. Andere wollen zu den Bibliotheksöffnungszeiten unbedingt wiederkommen.