Pößneck. Ein Anwohner eines abgelegenen Wohnhauses am Pößnecker Stadtrand hofft seit langem auf einen Fußgängerweg.

Es liegen etwa 240 Meter Luftlinie zwischen dem einzelnen Wohngebäude an der Jenaer Straße 50 in Pößneck gleich neben der Abwasseranlage und dem bebauten Stadtrand. Für Wolfgang Fiks ist das oft ein kurzer Fußmarsch, der jetzt im Herbst für ihn häufig nasse Schuhe bedeutet. Er gehe die Strecke häufig zu Fuß, sagt er im Gespräch mit dem Reporter, zu dem er ebenfalls auf Schusters Rappen bis ins Zentrum gekommen ist. Das Problem: Es gibt in dem Bereich keinen Gehweg, sodass auf dem Weg in die Stadt nur die Wahl bleibe, auf der viel befahrenen Straße zu laufen oder auf dem grasbewachsenen Randstreifen. Letzterer werde in der Regel auf etwa einem Meter Breite gemäht, laut Fiks etwa sechsmal im Jahr. Oft sei das Gras aber dennoch zu hoch sodass je nach Witterung schnell Schuhe und Hose durchnässt seien. In dem etwas abgelegenen Gebäude wohnten fünf Mietparteien und Wolfgang Fiks sagt, er versuche seit längerem – „2017 oder Anfang 2018“ auf die Stadtverwaltung einzuwirken, dort einen Gehsteig für die Bürger anzulegen.

Er habe Unterschriften gesammelt, sei bestimmt schon sechsmal im Bauamt gewesen. Zu Anfang habe man ihm dort ein Stück weit Hoffnung gemacht. Im Bauamt habe er sich darüber mit Lutz Wagner ausgetauscht, das Anliegen sei auch in den Bauausschuss der Stadt eingebracht worden. Die Entscheidung: „Irgendwann bin ich dann wieder hin. Dann hieß es aber: ‚Herr Fiks, es sieht schlecht aus‘“, sagt er. Der Auftrag sei zu klein und die ermittelten Kosten wären aus Sicht der Stadtverwaltung nicht vertretbar.

Wolfgang Fiks ist darüber enttäuscht. „Muss erst etwas passieren, einer überfahren werden“, mahnt er und erklärt, er hätte schon zweimal Schulklassen gesehen, die zu einer Besichtigung der Abwasseranlage im Rahmen einer Exkursion an der Straße entlang liefen. Die Erklärung: Eine Antwort aus dem Pößnecker Bauamt auf eine OTZ-Anfrage deckt sich mit Fiks‘ Angaben zu der Entscheidung: „Nach erfolgter Abwägung und in Anwendung des pflichtgemäßen Ermessens kann für die Bewohner der Jenaer Straße 50 aktuell keine Verbesserung mittels Neubau des gewünschten Gehsteiges in Aussicht gestellt werden.“ Die Behörde unter Leitung von Frank Bachmann fügt eine ausführliche Begründung an und erinnert an Pößnecker Realitäten: „Es gibt in Pößneck eine Vielzahl von [...] Wohnquartieren, zu denen kein Fußweg führt.“ (Beispiele nebenstehend im Kasten)

Andere Siedlungsgebiete verfügten nur über baulich stark ­reparaturbedürftige Fußwege. „Es gibt also eine beachtliche Größenordnung der städtischen Bevölkerung, sicher über 2000 Einwohner, die nicht oder nicht zeitgemäß mit Fußwegen versorgt sind“, heißt es weiter. „Nach und nach“ arbeite man in der Fläche an Verbesserungen. Viele Ecken der Stadt hätten schlicht Vorrang vor dem Neubau eines Gehweges über eine Länge von 270 Metern zu einem einzelnen Haus mit acht Einwohnern.

Natürlich sei jeder einzelne Bürger gleich wichtig und der Gehsteig zum Haus in der Jenaer Straße 50 sinnvoll und wünschenswert, zumal ein Großteil der Distanz außerorts liege, mit höheren Fahrgeschwindigkeiten.

In einem gesonderten Anruf verwies Bauamtsleiter Frank Bachmann auf in der Sache eingeholte Kostenangebote in Höhe von bis zu 57.000 Euro. Hinzu kämen Folgekosten, etwa für den Winterdienst. „Das ist derzeit nicht zu leisten.“ Als Entgegenkommen biete die Stadt an, den Rasen-Randstreifen häufiger zu mähen, damit sich die Fußgänger in sicherem Abstand zur Fahrbahn bewegen können. Von den Bewohnern werde das schon als eine Erleichterung und Verbesserung empfunden.

Der Bauamtsleiter führt weiter aus: Ab dem 1. November gehöre das Gebäude zum Eigentum der GWG Pößneck/Triptis. Daraus ergebe sich die Option, dass die Wohnungsgesellschaft den Betroffenen auch anderen adäquaten Wohnraum in zentralerer Lage anbieten könnte.

Ohne Gehweg

Beispiele für Quartiere in Pößneck ohne Gehwege sind laut Bauamt: Waldstraße – Obere Waldstraße – Vor der Heide (Ab der Einmündung Am Teichrasen sei dies das größte zusammenhängende Gebiet ohne fußläufige Anbindung). Hinzu kommen Bärenleite, Straße des Friedens ab dem Wernburger Weg bis zur Kleingartenanlage Kirschplantage, An den Kuhteichen, Trannrodaer Straße, Dorfstraße Schlettwein in Teilen, Im Loh, Köstitzer Straße, Ortsteil Schweinitz, Hohe Straße in Teilen, Hohes Gässchen und weitere.