Pößneck. Nach einem erneuten Veranstaltungsverbot im Saale-Orla-Kreis gibt es heftige Diskussionen über dessen Sinn.

Das Landratsamt des Saale-Orla-Kreises hat das zunächst vom 4. bis 8. März geltende Verbot von Veranstaltungen mit mehr als 50 Teilnehmern erneuert. Jetzt gilt diese Maßnahme gegen die Coronavirus-Verbreitung bis einschließlich 25. März. Hintergrund ist, dass mittlerweile drei Menschen aus dem Raum Pößneck angesteckt sind.

„Größere Veranstaltungen sind aktuell nicht zu verantworten“, erklärte Torsten Bossert, Leiter des Coronavirus-Krisenstabes in der Kreisverwaltung, am Dienstag. In diesem Krisenstab sei diskutiert worden, ob die Empfehlung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), lediglich Veranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern zu untersagen, für den Landkreis bindend sei.

Wenige Krankenhausbetten im Saale-Orla-Kreis

Hierzu erklärte Vizelandrat Jürgen Hauck (CDU): „Wir haben hier eine ländliche Region mit dünner medizinischer Versorgung und wenigen Krankenhausbetten. Wir sind für die Versorgung einer größeren Zahl Erkrankter gar nicht ausgestattet. Würden sich Leute jetzt hier bei einer größeren Veranstaltung anstecken, könnte auch die Nachverfolgung der Kontaktpersonen gar nicht mehr geleistet werden.“

Dass man in der Region strenger sei, als es die Bundesregierung empfehle, liege daran, dass die 1000-er-Begrenzung hier praktisch unwirksam sei. Ohnehin obliege die Verantwortung den örtlich zuständigen Behörden.

Das neuerliche Verbot von Veranstaltungen mit mehr als 50 Teilnehmern hat heftige Diskussionen ausgelöst, wie die Kreisverwaltung am Dienstagnachmittag einräumte. „Ich habe viel Verständnis für die Fragen, für die Sorgen der Veranstalter, ebenso für die Kritik,“ so Landrat Thomas Fügmann (CDU).

Landrat Thomas Fügmann (CDU) weist Kritik zurück

Seine Aufgabe sei allerdings „ein wirksamer Schutz der Bevölkerung“. Es sei wichtig, die Möglichkeiten, bei welchen sich viele Menschen in geschlossenen Räumen treffen, zu reduzieren. Ob Konzerte, Tanzveranstaltungen oder Vereinsversammlungen – bei solchen Gelegenheiten herrsche eine „erhöhte Ansteckungsgefahr“, so die Kreisverwaltung.

Sie erinnerte daran, dass ein in Nordrhein-Westfalen verstorbener Infizierter bei einer Karnevalsveranstaltung in seinem Heimatort angesteckt worden und zuvor in keinem Risikogebiet wie Italien gewesen sei.

Niemand habe ein Interesse daran, grundlos das gesellschaftliche Leben lahmzulegen oder die einheimische Wirtschaft zu schädigen, „im Gegenteil“, betonte Fügmann. „Je weniger Menschen sich anstecken, desto mehr wird das wirtschaftliche, berufliche und gesellschaftliche Leben aufrecht erhalten“, resümiert die Kreisverwaltung.

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Die Coronavirus-Hotline des Landratsamtes – Telefon 0 36 63/488 888 – ist täglich von 8 bis 18 Uhr erreichbar.