Pößneck. Eine offizielle Mitteilung gibt es nicht, eine Nachfrage bleibt unbeantwortet, man erfährt es zufällig oder von den politischen Gegnern der Partei: Ist denn nun auch mit einer Sarrazin-Lesung im Orlatal zu rechnen?

Das Landtagsdirektkandidaten-Duo der SPD im Saale-Orla-Kreis besteht aus dem Landtagsabgeordneten Oskar Helmerich (Wahlkreis 34/Saale-Orla II/Orlatal) und der Selbstständigen Christel Werner (Wahlkreis 33/Saale-Orla I/Oberland).

...die Parteilose Christel Werner (Oberland).
...die Parteilose Christel Werner (Oberland). © Sascha Fromm

Helmerich konnte am Donnerstag für eine Bestätigung erreicht werden, Werner hat von ihrer Kandidatur vor wenigen Tagen am Rande eines Termins der SPD-Bundestagsabgeordneten Elisabeth Kaiser in Schleiz geplaudert. Die entsprechenden Nominierungen sollen schon „Anfang des Jahres“, wie es heißt, erfolgt sein.

Dennoch habe er bis heute kein Protokoll der von SOK-SPD-Chef Frank Roßner geleiteten Wahlversammlung im Saal des Triptiser Hotels Mohren erhalten, sagte Helmerich. In dieser sei er der einzige Bewerber um die Direktkandidatur im Orlatal-Wahlkreis gewesen und bei „nur wenig Gegenstimmen“ aufgestellt worden. „Es besteht wenig Interesse seitens der SPD, mich zum Zuge kommen zu lassen“, berichtete Helmerich. Er überraschte zudem mit der Erklärung, dass er den Saale-Orla-Kreis seitens der SPD-Landtagsfraktion betreuen würde.

Die vornehme Zurückhaltung zumindest eines Teils der Sozialdemokraten im Orlatal und Oberland lässt sich mit Helmerichs politischer Karriere erklären. Der 59-Jährige, ein gebürtiger Deggendorfer, seit 1992 Rechtsanwalt in Erfurt, geriet 2014 mit der AfD in den Landtag, verließ die entsprechende Fraktion allerdings 2015, um dann 2016 von der Thüringer SPD aufgenommen zu werden. Das bereuten etliche führende Sozialdemokraten spätestens am 22. Mai, kurz vor der Europawahl, als Helmerich seinen rechtsaußen stehenden Parteifreund Thilo Sarrazin mit dessen Buch „Feindliche Übernahme - Wie der Islam den Fortschritt behindert und die Gesellschaft bedroht“ in Erfurt präsentierte.

Helmerich will die Dinge „so benennen, wie sie sind“

Ist denn nun auch mit einer Sarrazin-Lesung im Orlatal zu rechnen? „Werden wir sehen“, antwortete Helmerich. „Ich habe schon vor, etwas zu machen, ich will es aber noch nicht breittreten“, so der Kandidat. Auf alle Fälle werde er „die Dinge so benennen, wie sie sind, wie sie die Menschen sehen.“ Helmerich resümierte: „Ich bin kein weichgespülter Sozialdemokrat.“

Zur übrigens parteilosen Christel Werner, 33, Kommunikationswissenschaftlerin, aus der Weidaer Gegend stammend und Thüringerin des Jahres 2011, wird in einer Verlautbarung der Thüringer SPD behauptet, dass sie im Saale-Orla-Kreis „sehr bekannt“ sei. Bei dem Termin in Schleiz hatte sie sich mit Äußerungen profiliert, wonach grüne Politik und Klimaschutzprojekte in größeren Städten mit gutem ­Öffentlichen Personennahverkehr umgesetzt werden könnten, im ländlichen Raum allerdings nicht. Dort brauche man den günstigen Diesel in der Landwirtschaft und für den Individualverkehr. Die Bevölkerung im ländlichen Raum dürfe nicht das Gefühl ­haben, vergessen zu werden, sagte Werner.

Meine Meinung: Marius Koity über ein das Armutszeugnis der SPD

  • Der Thüringer Landtag wird am 27. Oktober gewählt.

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