Pößneck. Der langjährige Leiter des Übergangswohnheimes Pößneck erhielt die Auszeichnung für sein besonderes Engagement

Es war Ende Oktober, Joachim Trautschold renovierte gerade seine Wohnung, als das Telefon klingelte. Am anderen Ende war Jürgen Zörcher, Geschäftsführer der Volkssolidarität Pößneck. „Er fragte, ob ich am 19. November schon etwas vor hätte“, erinnert sich der 70-Jährige an den besonderen Moment, der ihn, wie er sagt, wie der Blitz getroffen habe und fast von der Leiter stürzen ließ. „Herr Zöcher hat mir dann gesagt, dass ich mit der Thüringer Rose ausgezeichnet werde. Ich habe dann nur gefragt: Warum denn ich?“

Gründe für die besondere Ehrung des langjährigen Leiters des Übergangswohnheimes der Volkssolidarität Pößneck, gibt es viele. Ein guter ist sicherlich seine äußert bescheidene Art, die bereits mit der Frage „Warum denn ich?“ deutlich wird. Aber auch daran, dass ihn die Anerkennung für sein Engagement schon fast unangenehm berührt. Und so ist er stets darauf bedacht, diese auf breitere Schultern zu verteilen. „Alleine ist der Leiter nichts. All das wäre ohne meine Mitarbeiter nicht möglich gewesen“, wird er nicht müde zu betonen.

Es ist das Paket aus Bescheidenheit, außerordentlichem Engagement und seiner Persönlichkeit, die enge Mitarbeiter veranlassten, mit der Idee an den Vorstand der Volkssolidarität heranzutreten, Joachim Trautschold für die Thüringer Rose vorzuschlagen, mit der seit 1993 ehrenamtlich tätige Menschen geehrt werden, die sich in uneigennütziger, engagierter Weise für Schwächere einsetzen. Der Vorstandsvorsitzende Christian Herrgott tat dies.

In der eingereichten Begründung heißt es: „Joachim Trautschold war von 1996 bis 2017 in der Volkssolidarität Pößneck als Leiter des Übergangswohnheimes tätig, in der von Obdachlosigkeit bedrohte Bürger der Region Pößneck untergebracht werden. Aufgrund seiner sehr sozialen und vom Streben nach Gerechtigkeit geprägten Persönlichkeit wurde das Übergangswohnheim, das seit seiner Eröffnung stets 25 bis 30 Menschen beherbergt, Herrn Trautscholds zweite Heimat. Mit über die Maßen viel ehrenamtlichem Engagement, zusätzlich zu seiner beruflichen Tätigkeit, sorgte er für die Bürger, die in einer niederschwelligen Einrichtung eine vorübergehende Unterkunft fanden.“

Die Wiedereingliederung in ein normales Leben mit einer eigenen Wohnung sei stets sein oberstes Ziel gewesen. Um dieses zu erreichen habe er gemeinsam mit seinem Team bei jedem einzelnen die Bewältigung von Sucht- und Schuldenproblemen und sozialen Interaktionsdefiziten vorangetrieben. Er habe bleibende Traditionen wie das Sonnenwendfeuer sowie die Weihnachtsfeier, die am 24. Dezember für die Bewohner durchgeführt wird, ins Leben gerufen. Auch als er 2015 in den verdienten Ruhestand ging, sei er für frühere Bewohner, für seine Nachfolger und Sponsoren Ansprechpartner geblieben und helfe auch noch heute in allen Belangen und sei eine wertvolle Stütze für die Volkssolidarität. Ebenso habe er nach 2015 die Leitung des Heims unterstützt, bis die nun amtierende Leiterin, Carola Blumenstein, gefunden und umfassend eingearbeitet war.

Auf Initiative von Joachim Trautschold sei außerdem 1999 die Pößnecker Tafel der Volkssolidarität gegründet und aufgebaut worden. „Zusammenfassend könne wir einschätzen, dass sich Joachim Trautschold in den vergangenen Jahrzehnten und bis heute weit über das übliche oder normale Maß, selbstlos und stets unter Zurückstellung persönlicher Belange für die Menschen in der Region Pößneck einsetzt, die zu den Schwächsten gehören“, heißt es abschließend.

Dass Joachim Trautschold stets mehr geleistet hat, kann Uta Schramm, Mitarbeiterin des Ordnungsamtes Pößneck und langjährige Weggefährtin, bestätigen. „Er hat nie nur die 40 Stunden gearbeitet. Er kam um 6 Uhr morgens und ist um 17 Uhr gegangen. Hatte ein Bewohner Probleme, ist er auch noch später gegangen. Auch wenn in der Nacht ein Anruf kam, dann war er da“, berichtet sie. Und auch die jetzige Heimleiterin, Carola Blumenstein, weiß um die Besonderheit des 70-Jährigen. „Man kann immer zu ihm kommen. Er ist sehr empathisch und bescheiden und besitzt so eine schöne Diplomatie“, sagt sie und betont: „Er hat diese Auszeichnung verdient.“

Fragt man Joachim Trautschold selbst, was ihn über die Jahre angetrieben hat, sagt er schlicht: „Ich bin so. Ich will helfen.“ Und so verwundert es nicht, dass er sagt: „Ich werde auch weiterhin Ansprechpartner für diese Einrichtung bleiben.“