Pößneck. Veranstaltung am Freitag mit Literatur, Musik, Kunst und Film. Franziska Appel setzt sich in ihrer Ausstellung mit Sexualität von Menschen mit Behinderung auseinander.

Im Pößnecker Franzenshof sind zurzeit Malereien der Künstlerin Franziska Appel aus Halle zu sehen. Anlass ist das erstmals veranstaltete Kultur­festival Anders-Art, zu welchem am Freitag, 16. August, eingeladen wird.

Die Gemälde von Franziska Appel sprengen etwas den gewöhnlichen Rahmen. Sie sind einerseits von Texten verschiedener Autoren inspiriert, andererseits beschäftigt sie sich mit den Mitteln der Kunst mit dem Tabu-Thema der Sexualität von Menschen mit Behinderung. Schließlich zeigt sie Bilder, die sich mit Abgründen der menschlichen Psyche beschäftigen.

Auffällig ist zum Beispiel ein Triptychon, das von einem Text des Leipziger Schriftstellers ­Michael Schweßinger inspiriert ist, in dem es um die Abholzung der letzten europäischen Urwälder in ländlichen rumänischen Gegenden geht. Das dreiteilige Gemälde lädt zunächst in eine idyllische Berglandschaft ein, mittig machen Holzfäller Pause, schließlich das Entsetzen der Zerstörung, nachempfunden durch nichts als Schwärze und etwas Höllenrot.

Agrarökonomin und Künstlerin

Aber im Mittelpunkt der Ausstellung stehen eben jene Gemälde, die Menschen mit Behinderung in teilweise erotische Szenen zeigen. Man steht zunächst keinen ungewöhnlichen Darstellungen gegenüber – einem nackten Paar an einem See etwa. Erst bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass da auch ein Rollstuhl steht, dass es da Narben auf dem Rücken gibt, die auf eine Wirbelsäulenverletzung, auf eine inkomplette Querschnittslähmung, hinweisen. Mit einer solchen lebt der aus Krölpa stammende Schriftsteller Benjamin Schmidt. „Das Bild soll eigentlich nicht die ­Behinderung oder die Querschnittslähmung dokumentieren“, sagt Franziska Appel. „Im Fokus steht vielmehr die erotische Szene, und dann gibt es eben mehr oder weniger versteckte Hinweise auf die eine oder andere Behinderung.“ Benjamin Schmidt wird am Freitag auf dem Kulturfestival Auszüge aus seinen Texten lesen und mit seiner Band auf der Bühne sein.

In Pößneck werden unter dem Titel „Fuck[dis]Ability“ – auf Deutsch in etwa: Scheiß auf die Behinderung! – eine ganze Reihe von Gemälden Franziska Appels erstmals der Öffentlichkeit gezeigt. 1986 in Herzberg (Elster) geboren, lebt sie seit 2005 in Halle/Saale. „Farben und Pinsel üben seit jeher eine große Faszination auf die promovierte Agrarökonomin aus“, heißt es in der Vita der Künstlerin. „Völlig neue Impulse kamen, als sie auf Menschen traf, deren Augen anders oder gar nicht funktionierten. Diese Begegnungen und Freundschaften inspirierten sie dazu, sich neben der eigentlichen Malerei auch mit der Barrierefreiheit von Kunst zu beschäftigen.“ So entwickelte Franziska Appel ein Ausstellungskonzept für blinde und sehbehinderte Menschen. Mit einem QR-Code können sie in der Schau einen Hörtext abrufen, der dann das eigentlich zu sehende Bild beschreibt. Auf diesem Wege kam es zu einer ­engen Zusammenarbeit mit der blinden Autorin Jennifer Sonntag, die eine eigene Sendung („Mit anderen Augen“) im MDR-Fernsehen hat.

„Fuck[dis]Ability“ heißt allerdings nicht nur die Ausstellung. Unter diesem Titel legt Franziska Appel demnächst ihr literarisches Debüt in Form eines Buches vor, das sie zusammen mit Benjamin Schmidt erarbeitet hat und im Geraer Verlag Edition Outbird erscheinen wird.

Das Kulturfestival Anders-Art veranstaltet der Pößnecker Verein Corvus mit seinen Partnern. Eröffnung ist am Freitag, 16 Uhr, im Franzenshof. Die Besucher können mit Lesungen, Ausstellungen, Konzerten, Kunst­filmen rechnen, dabei steht die Kunst von Menschen mit ­Behinderung im Mittelpunkt.

Die Bilder von Franziska Appel sind bis Sonntag täglich von 11 bis 17 Uhr im Franzenshof zu sehen.