Triptis. Spendenaktion für den schwerkranken zweijährigen Jungen, um kostspielige, aber wichtige intensive Therapien zu ermöglichen.

„Ich möchte laufen lernen“, wird auf den Flyern und Plakaten zu lesen sein, die Familie Haupt im Raum Triptis verteilen will, um auf eine Spendenaktion zugunsten des zweijährigen Louis aufmerksam zu machen. Der Junge kam am 2. Oktober 2017 mit einer schweren Blutarmut auf die Welt und es stellte sich heraus, dass sein Hirn ernsthafte Schäden davontrug. Er sei auf dem Stand eines sieben Monate alten Babys, sagt Mutter Alexandra.

„Er ist unser Sonnenschein“, beschreibt sie ihren Kleinen. Denn er lacht und lächelt sehr viel. Selbstständiges Sitzen, Robben und Krabbeln, gezieltes Greifen ist ihm aber nicht möglich.

„Der Kopf ist schneller, als es seine motorischen Fähigkeiten zulassen“, fasst Alexandra Haupt ihre Beobachtungen zusammen. Die Ärzte diagnostizierten eine spastisch-dystone Tetraparese, also eine unvollständige Lähmung aller vier Extremitäten, welche einhergeht mit eingeschränktem Seh- und Hörvermögen.

Klinikaufenthalt in Slowakei

Mit einer Online-Spendensammlung, neudeutsch Crowdfunding, versucht die Familie, ausreichend Geld zusammenzukriegen, um für Louis zusätzliche Therapien finanzieren zu können, die in der notwendigen Art und Dichte in Deutschland kaum realisierbar seien. „Wir wollen ihm eine intensivere Behandlung in der Slowakei und mittelfristig eine Delfin-Therapie auf Curaçao ermöglichen“, gibt die 32-jährige Mutter das Ziel der Aktion vor.

Auch eine Delfintherapie soll Louis helfen.
Auch eine Delfintherapie soll Louis helfen. © Lucas Richter

Anfang März fahren Mutter und Kind erst einmal in die Slowakei. Die Behandlungen in einer dortigen neurologischen Klinik kosten etwa 6000 Euro. „Die Spenden sind ausschließlich für Louis’ Behandlung gedacht, keinesfalls für die Übernachtungen und Fahrt“, stellt sie klar und will damit für größtmögliche Transparenz sorgen. Geplant sei, dass dem ersten Aufenthalt in der Slowakei weitere folgen sollen.

Die längerfristig geplante tiergestützte Therapie mit Delfinen diene unter anderem dazu, bei Kindern und Jugendlichen mit geistigen und körperlichen Einschränkungen die Konzentrationsfähigkeit zu erhöhen. Das Schwimmen mit den Säugetieren regt natürlich auch den Bewegungsapparat an, was die Therapie für Louis besonders interessant macht.

Nach der Geburt Probleme festgestellt

„Die Schwangerschaft verlief ganz normal, auch die Geburt ging auf natürlichem Wege vonstatten“, erinnert sich Alexandra Haupt. Was die Blutarmut ausgelöst habe und vor allem zu welchem Zeitpunkt, sei bis heute unklar. Nach ersten regulären Tests habe eine Ärztin festgestellt, dass die Blutwerte nicht in Ordnung seien, erzählt die Mutter.

Von der Geburtsstation in Gotha wurde Louis noch am Abend der Geburt nach Erfurt verlegt. Dort stellte man schon in Nacht zum 3. Oktober 2017 fest, dass er Neugeborenenkrämpfe habe. Hinweise zu schwersten Hirnschäden bestätigten sich durch weitere Tests wie Ultraschalluntersuchungen.

„Ich war geschockt und fragte mich: Was ist das nur für ein Film?“ Zehn Tage war Louis damals in einem Erfurter Krankenhaus. Bei einer Magnetresonanztomographie, kurz MRT, habe sich gezeigt, dass in der Großhirnrinde beidseitig Streifen mit kaputtem Gehirnzellen existieren. „Wir haben Frühförderung erhalten, welche das Sehen und Hören schulen soll“, zeigt sich Alexandra Haupt dankbar. Ihre Krankenkasse stellt Hilfsmittel zur Verfügung, mehrmals in der Woche stehen logopädische und therapeutische Behandlungen an, berichtet sie.

Eltern wollen alle Möglichkeiten ausschöpfen

Zunächst habe er gute Fortschritte in seiner Entwicklung gemacht. Mit der Zeit habe sich aber offenbart, dass Louis nur noch kleinere Schritte vollzieht.

„Man beschäftigt sich natürlich intensiv mit weiteren Möglichkeiten, ihn zu fördern, man tritt mit anderen Betroffenen in Kontakt“, sagt die 32-jährige Mutter. Im oberbayerischen Vogtareuth (Landkreis Rosenheim) fand sie eine neurologische Spezialklinik. Mittlerweile hat sich Familie Haupt schon dreimal für jeweils mehrere Wochen dort aufgehalten. „Es kristallisierte sich heraus, dass seine Motorik durcheinander ist. Er kann, was ihm sein Kopf sagt, nicht in Bewegungen umsetzen“, beschreibt sie. Es seien eher willkürliche, ungesteuerte Regungen.

Seit August 2019 besucht der Junge die diakonische Kindereinrichtung Farbenklex in Triptis, wo er eine Eins-zu-Eins-Betreuung durch ein Pädagogin erhält. „Bis ich im Herbst wieder auf Arbeit gehe, möchte ich die Zeit nutzen, um Louis so viel wie möglich Fördermöglichkeiten zu bieten“, sagt die Mutter mit Blick auf den kurz bevorstehende Klinikaufenthalt in der Slowakei. „Ich will mir später nicht vorwerfen, dass wir nicht Verschiedenes ausprobiert haben, um ihm zu helfen.“

Neben der erwähnten Crowdfunding-Aktion auf betterplace.me gibt es eine Spendensammelaktion der Pößnecker Friseurmeisterin Andrea Rachlok für die Behandlungen des kleinen Louis Haupt.