Der Autor zu Reaktionen auf Kriminalitätsdaten

Statistiken sind oft schwer verdauliche Kost. Denn es handelt sich häufig um gebündelte Informationen und man muss ein Stück weit wissen, wie damit umzugehen ist. Erfahrungsgemäß ist der Mensch nicht unbedingt ein Wesen, das sich im Alltag durch perfekte Verarbeitung von statistischen Daten auszeichnet. Ein Beispiel: Wir wissen, dass bei Weitem mehr Menschen pro Jahr bei Verkehrsunfällen ums Leben kommen, als bei Flugzeugabstürzen. Dennoch sind wir in der Regel beim Fliegen nervöser als, wenn wir zum 1000. Mal mit dem Auto mit 140 Sachen über die Autobahn bügeln. Die Reaktionen auf Facebook zu einem OTZ-Artikel aus der vergangenen Woche, der eine auf der Kriminalitätsstatistik der Polizei basierende Kreiskarte der Straftaten für das Jahr 2018 zeigte, waren durchwachsen. Ein Nutzer etwa hatte offenbar die Zeitangabe im Artikel übersehen und kritisierte mit aktuellem Bezug: „Angeblich weniger als im vergangenen Jahr, aber jeden Tag liest man was von Handgreiflichkeiten, Messerstecherei, leichter Körperverletzung.“ Ein anderer war sich gleich sicher: „Verbrechen, die durch zugewanderte Personen verübt wurden, zählen nicht in solche Statistiken.“

Verstehen Sie mich nicht falsch, jede Statistik ist mit Vorsicht zu genießen. Wer ist der Absender, was geben die Daten tatsächlich her, wo sind eventuell Schwachstellen? Aber simple Ablehnung hilft nicht weiter. Unsere gefühlte Wahrnehmung lässt uns Dinge manchmal anders einschätzen, als es nackte Zahlen am Ende hergeben.

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