Pößneck. Verteuerte Müllmarken verleiten zum Tricksen

Was darf drin sein, was nicht? Diese Frage ist entscheidend dafür, ob der Gelbe Sack von den Entsorgern mitgenommen wird oder nicht.

Michael Koralewski und Imre Biro , Angestellte der Firma Becker Umweltdienst Schleiz, der vom Zweckverband Abfallwirtschaft Saale-Orla (Zaso) mit der Entsorgung des Plastikmülls beauftragt ist, schauen auf ihren Touren genau hin, bevor der Sack im Müllauto landet. Sind diese ausschließlich mit Leichtverpackungen, also Abfällen aus Kunststoff, Aluminium, Weißblech oder Verbundmaterialien wie Getränkekartons befüllt, werden sie mitgenommen. Ist hingegen anderer Unrat darin zu finden, bleiben diese stehen.

„Seit die Müllmarken Anfang des Jahres teurer geworden sind, versuchen die Leute immer mehr, ihren Müll über den Gelben Sack zu entsorgen. Das gab es zwar auch schon davor, aber da war es noch nicht so ein großes Problem wie jetzt“, lautet die Beobachtung von Michael Koralewski, der als Fahrer beim Entsorgungsunternehmen beschäftigt ist. So verwundert es nicht, dass sein Kollege und er auch bei ihrer Tour am Dienstag durch Pößneck wieder einige Säcke an den Wegesrändern zurückließen.

Sack-Inhalt muss zu sehen sein

Als sich beide am Morgen gegen 7. 30 Uhr auf ihre Runde begeben, läuft es zunächst gut. Sie beginnen an der Shell-Tankstelle in der Neustädter Straße. Die Fahrt geht stadteinwärts. Imre Biro verschafft sich mit einem geschulten Blick schnell einen Überblick über den Inhalt der Gelben Säcke, die er dann zügig ins Müllauto wirft.

Im Bodelwitzer Weg angekommen, fallen um einen Baum aufgereihte blaue Müllsäcke auf, die allerdings von den Entsorgern stehen gelassen werden. „Wenn wir nicht sehen, was in den Säcken ist, nehmen wir sie nicht mit“, erklärt Michael Koralewski. Es sollen nicht die einzigen bleiben, denn die Entsorger entdecken auch in den durchsichtigen Beuteln wieder einiges, was dort nicht hinein gehört. Der Gelbe Sack bleibt folglich an Ort und Stelle.

„Es gibt bestimmte Ecken, da wissen wir schon genau, dass Säcke liegen bleiben“, erzählt Michael Koralewski während des Einsammelns. Etwa in der Neuen Straße sei das der Fall, was sich so auch bestätigen sollte.

Vor einem Haus in der genannten Straße sortieren die beiden Entsorger vier Säcke aus, in die unter anderem Pappe, Müll und Hausschuhe gepackt wurden. Auch in der Bertolt-Brecht-Straße bleiben gleich mehrere Säcke liegen. Neben Müll findet sich beispielsweise auch ein Plastikeimer in einem der Beutel. „Nur weil das Plaste ist, nehmen wir das nicht automatisch mit. So ein Mülleimer ist Sperrmüll“, erklärt Michael Koralewski.

Als in der Weißerstraße mehr als vier Säcke an einem Sammelpunkt zurückgelassen werden, zückt er sein Handy, um diese zu dokumentieren. „Dazu gab es eine Anweisung, dass wir das machen müssen. Falls die Leute dann anrufen und sich beschweren, dass wir die Säcke nicht mitgenommen haben, obwohl angeblich nur Plaste drin gewesen ist, haben wir einen Beweis, dass das nicht so war“, erklärt der 35-Jährige, der seit sieben Jahren bei Becker Umweltdienste in Schleiz arbeitet.

In dieser Zeit habe er schon so einiges in den Gelben Säcken entdeckt, darunter auch Funde, auf die er gerne hätte verzichten können. „Das Ekligste war mal, als wir Maden gefunden haben. Das ist mir nicht so gut bekommen“, nennt er ein Beispiel, bei welchem dem Gelben Sack im wahrsten Sinne des Wortes durch entsorgte Essensreste Leben eingehaucht wurde.

Wenn auch seltener geworden, würden manche Leute auch bei stehengelassenen Säcken Diskussionen mit den Entsorgern anfangen. „Manche werden gleich persönlich und beschimpfen uns mit Sätzen wie ‚Ihr blöden Müllmänner‘“, beschreibt Michael Koralewski unschöne Begegnungen, die der Job mitunter mit sich bringt. „Wenn wir nicht wären, die die Säcke einsammeln, würden die Leute ganz schön alt aussehen“, sagt er und verweist darauf, dass auch die Entsorgern nur ihre Arbeit tun, die schlicht an gewisse Vorgaben gebunden ist.