Neustadt. Erste öffentliche Führung am restaurierten Cranach-Altar lockt viele Besucher in die Stadtkirche St. Johannis

Imposant thront er im Chorraum der Stadtkirche St. Johannis in Neustadt: der Flügelaltar von Lucas Cranach dem Älteren. Er vereint filigrane Holzschnitzereien und bildgewaltige Ölgemälde. In der Mitte des prachtvollen Kunstwerkes steht die Statue von Johannes dem Täufer. Neben ihm die Schutzheiligen des Orlatals, die Brüder Simon und Judas. Auf den Flügeln des Altars ist ebenfalls der Heilige Johannes zu sehen, einmal bei der Taufe Jesu im Jordan und einmal bei seiner Enthauptung. Darunter findet sich eine Darstellung des Weltgerichts. Zahlreiche weitere Details birgt das Meisterwerk der Renaissance. Heute ist der Altar, der am 24. Juni 1513 geweiht wurde, der einzige aus der Werkstatt Cranachs, der noch immer an seinem ursprünglich angedachten Platz zu finden – und nun auch wieder erlebbar ist.

„Sie haben Glück, der Altar ist fertig geworden. Das ist heute, in Zeiten des Berliner Flughafens, nicht selbstverständlich“, ­begrüßte Ronny Schwalbe die rund 40 Gäste, die am Dienstagabend an der Führung ­„Cranach-Spezial“ teilnahmen. Der Neustädter Kulturamtsleiter spielte damit auf die aufwendigen Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten des Altars an, die seit 2014 vorgenommen und im Juni abgeschlossen wurden. Es war die erste öffentliche Besichtigung des restaurierten Altars, dessen Geschichte und besondere Bedeutung rund 90 Minuten im Mittelpunkt stand. Zur Feier des Tages gab es ein weiteres Schmankerl – die Besucher bekamen neben der Festags- auch die Werktagsseite des Altars zu sehen.

Mehrere Jahre war das wertvolle Kunstwerk nicht in seiner Gesamtheit zu sehen und für ­Besucher nicht frei zugänglich. Im Zuge der Arbeiten war dieser zeitweise immer wieder hinter einem Gerüst verborgen, Figuren und andere Teile in der Restaurationswerkstatt. Etwa 390.000 Euro kostete die Instandsetzung. Realisiert werden konnte das Projekt durch Gelder von Bund, Land und Stadt sowie durch kirchliche Mittel. Ebenso wurden Spenden gesammelt. Mittlerweile ist alles zurück an seinem angestammten Platz, die Farbpracht von einst ist wieder zu sehen.

Dass der Altar so schnell fertig wurde, sei vor allem dem großen Enthusiasmus der Beteiligten – der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde und dem Restauratorenteam – zu verdanken, betonte Schwalbe. Nicht immer hätten diese selbst daran geglaubt, dass das Projekt 2019 zum Abschluss gebracht werde. Er höre Ulrich Gallas, Vorsitzender des Gemeindekirchenrates, noch sagen, dass 2024 auch ein schönes Jahr für die Fertigstellung sei, so der Kulturamtsleiter. Ein Glück, dass dieser Fall nicht eingetreten ist – vor allem für die Besucher, die den über 500 Jahre alten Schatz nun in altem Glanz bewundern können.