Neustadt Monika Wilsdorf aus dem Neustädter Ortsteil Steinbrücken über ein in Corona-Zeiten überlaufenes Hobby, bei dem die gegenseitige Wertschätzung abhanden geht
„Ich freue mich, dass es einen sprunghaften Anstieg an neuen Geocachern gibt“, will Monika Wilsdorf nicht falsch verstanden werden. „Aber ich habe das Gefühl, dass viele Neulinge den eigentlichen Sinn hinter unserem gemeinsamen Hobby nicht verstanden haben.“ Denn es geht um den Spaß, um das Meistern von Herausforderungen, um das Erleben von Natur und als Belohnung um das Finden eines Schatzes. Oder um das Verstecken, was oft mit sehr viel Arbeit und Vorbereitungen einhergeht. Dazu gehört auch eine gewisse Anerkennung, woran es oft genug scheitert.
Weltweit Millionen Anhänger
Die Suche im Freien per GPS-Gerät oder Handy-App ist mehr als 20 Jahre alt und hat weltweit Millionen Anhänger. Eine Zeit lang war die eingeschworene Gruppe, die möglichst im Verborgenen ihrer Freizeitaktivität nachging, unter sich, doch mit der Corona-Zeit habe der Anteil an Geocachern zugenommen. Das stellt Familie Wilsdorf aus dem Neustädter Ortsteil Steinbrücken, die seit etwa zehn Jahren dabei ist, fest. Viel Unwissenheit prägt die neue Generation, oft zum Ärger der „alten Hasen“.
Die Geschichte hinter den Dosen
Zunächst sollte man sich mit dem Hobby auseinandersetzen, sich hineinlesen. Einfach ein paar wenige Regeln beachten. Zum Beispiel die Natur beziehungsweise die Umgebung der Verstecke vor ungebetenem Besuch schützen und auf Sauberkeit achten. Die Mühe und Arbeit hinter den Dosen, wie die Schätze bezeichnet werden, wertschätzen. „Es gibt meistens auch eine Geschichte dahinter, warum eine Dose ausgerechnet an jenem Ort versteckt wird. Der Owner, also Besitzer, will dem Finder meistens was vermitteln. Eine historische Begebenheit, geologische Besonderheiten oder einfach eine persönliche Verbindung“, sagt Monika Wilsdorf. Der Versteckende mache sich manchmal wochenlang Gedanken, schreibt einen Text, weist auf Besonderheiten hin, gibt ein Schwierigkeitsgrad an oder gibt ein Rätsel auf. „Da steckt ganz viel Arbeit dahinter, bevor überhaupt der Schatz versteckt wird und von anderen gesucht werden kann.“ Ist ein Ort für einen neuen sogenannten Cache gefunden, misst der Besitzer zunächst per GPS-Gerät die Koordinaten ein, erstellt die Dose, befüllt sie mit einem kleinen Finderbüchlein oder anderen Tauschobjekten, bastelt vielleicht noch Belohnungen für die Erstfinder. „Der Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt“, sagt die erfahrene Geochacherin, die über die Jahre etwa 50 solcher Caches erstellt hat. Und die Pflege der Objekte gehöre freilich auch dazu, damit die Finder viele Jahre Freude daran haben.
Schwierigkeitsgrad, Ausrüstung und Zeitaufwand werden zuvor mitgeteilt
Das Hobby habe ganz viel mit Respekt vor der Leistung anderer zu tun. „Das fängt damit an, sich in das Logbuch der Dose einzutragen, als Beweis des Findens. Als nächstes ein, zwei nette Sätze beim loggen auf der Geocaching-Webseite. Noch nicht mal das schafft manch einer. Da schreiben manche einen Punkt oder setzen ein Smiley. Das hat nichts mit Respekt zu tun“, sagt sie. Andere meinen, die Dose woanders verstecken zu müssen. „Das kann doch nicht so schwer sein, sich zwei Minuten lang zu merken, wo man die Dose gefunden hat, oder?“ Es gebe auch Neulinge, die sich darüber beschweren, dass man ohne Kletterausrüstung nicht an die Dose käme. Dabei sei doch genau das die Herausforderung. Solche Informationen, wie erforderliche Hilfsmittel oder den Schwierigkeitsgrad, manchmal auch Zeitaufwand, haben die Besitzer im Vorfeld in den Cache-Beschreibungen hinterlegt. „Das kann man vorher nachlesen, bevor man losrennt und versucht die Dose zu suchen“, so die Steinbrückerin.
Dabei könne jeder, der Schwierigkeiten beim Finden oder die fehlende Ausrüstung hat, den Besitzer des Caches kontaktieren. „Wir sind doch keine Unmenschen, im Gegenteil, wir wollen doch alle Spaß an unserem Hobby haben. Es gibt keine dummen Fragen. Die Geocaching-Gemeinde ist hilfsbereit, gibt Tipps und leiht Werkzeug aus“, sagt sie.
Der persönliche Kontakt fehlt
Ein Problem sei vielleicht, dass man sich nicht mehr untereinander kenne. Das habe man sonst durch regionale Stammtische oder große Treffen gut lösen können. Denn persönlicher Erfahrungsaustausch sei ein entscheidendes Element gewesen. Das ist aber seit der Corona-Zeit freilich nicht möglich.
Der erste Lockdown im Frühjahr 2020 habe bereits solcherlei Probleme zutage treten lassen. „Mein Mann und ich planten für Neulinge einen Stammtisch zu veranstalten, um sich besser kennenzulernen, Tipps und Hilfen anzubieten. Das ging leider nicht“, sagt sie. Aber an der Idee hält sie weiter fest. „Ich hoffe, das ist bald wieder möglich.“ Denn das, so hofft sie, bringt Neugierige und Erfahrene wieder näher zusammen.