Hirschberg. Vor einem guten Jahr wagten die Fußballer des FSV Hirschberg den sportlichen Neustart. Eine gute Entscheidung, wie Trainer Christian Feig und Vorstand Bernd Rösner im Doppelinterview bekräftigen.

Sie kennen das: Der Computer spinnt, das Handy macht nicht, was es soll. Oftmals hilft ein einfacher Neustart und die Probleme sind wie weggeblasen. Nun ist das nichts, was sich ohne Weiteres eins zu eins auf andere Lebensbereiche übertragen lässt. Hin und wieder fruchtet es aber. So kündigte der FSV Hirschberg die Spielgemeinschaft mit der SG Rosenthal Blankenstein nach drei Jahren auf und wagte den Neuanfang in der Kreisklasse.

Mit dem Aufstieg in die Kreisliga glückt der erste Erfolg, weitere sollen folgen. Die Verantwortlichen sehen sich jedenfalls auf einem guten Weg, wie der Vereinsvorsitzende Bernd Rösner und Trainer Christian Feig im Doppelinterview bestätigen.

Seit gutem Jahr wird beim FSV Hirschberg wieder eigenständig Fußball gespielt. Hat man mit dem Schritt, die Spielgemeinschaft mit Blankenstein aufzulösen, rückblickend alles richtig gemacht?

Rösner: Es war der richtige Schritt. Die drei gemeinsamen Jahre Kreisoberliga waren meiner Meinung nach eine insgesamt gute Erfahrung. Wir haben Erfolge gefeiert, waren Kreispokalsieger. Sportlich war es ein anspruchsvolles Niveau. Ein großer Nachteil war, dass wir im Monat nur ein Heimspiel Hirschberg hatten.

Und deswegen war Schluss?

Rösner: Wir hatten im Vorfeld der Spielgemeinschaft alle Mitglieder befragt und es sprach sich eine eindeutige Mehrheit dafür aus, auch wenn es den einen oder anderen gab, der das nicht gerne sah. Nach den drei Jahren gab es Probleme, die mit der Mannschaft selbst weniger zu tun hatte. Die Kommunikation zwischen den Vorständen beider Vereine klappte nicht mehr so richtig und wir haben uns entschieden, die Spielgemeinschaft zu beenden. Aus Hirschberger Sicht war es der richtige Schritt. Man hat sofort gemerkt, dass viele froh waren, dass der FSV Hirschberg wieder eigenständig war. Es entstand eine Euphorie bei den Spielern, es haben sich wieder welche angemeldet, die in den drei Jahren zuvor nicht aktiv waren und jetzt hoch motiviert waren. Ein absoluter Glücksgriff war auch Christian Feig als Trainer. Das Sportliche, die Kommunikation mit den Spielern, das Organisatorische – es klappt alles wunderbar. In der Mannschaft war in der vergangenen Saison eine so gute Stimmung, dass sich das auch in der Sommerpause bemerkbar machte. Wir haben sieben Neuzugänge. Wer kann das schon vorweisen? Personell sieht es bei uns richtig gut aus.

Der Neustart hat sich also gelohnt.

Rösner: Wir haben dem Hirschberger Fußball neues Leben eingehaucht. Der Aufstieg ist geglückt, nun wollen wir uns in der Kreisliga etablieren. Wie es in den nächsten Jahren weitergeht, werden wir sehen. Vielleicht geht es ja auch noch ein Bisschen weiter nach oben. Die Momentaufnahme ist jedenfalls in jeder Hinsicht positiv.

Klingt, als würde mittelfristig mit einer Rückkehr in die Kreisoberliga geliebäugelt.

Feig: Das sportliche Potenzial ist da. Ohne die genauen Zahlen im Kopf zu haben, würde ich behaupten, dass von den 20 Spielern, die den Stamm der ersten Mannschaft bilden, zwölf nicht älter als 25 sind. Die Zukunft ist also vom Durchschnittsalter her rosig. Es hängt aber natürlich davon ab, wohin es die jungen Leute für die Arbeit zieht. Wenn alle da bleiben, ist ein Angriff auf die Kreisoberliga in den nächsten drei, vier Jahren realistisch.

Die gut funktionierende fußballerische Ausbildung schwirrt in Thüringen ein Bisschen unter dem Radar, da die Jugendspielgemeinschaft in Bayern aktiv ist. Sie scheint sich aber bezahlt zu machen.

Rösner: Aktuell profitieren wir sehr davon. Wir hatten in den letzten beiden Jahren eine A-Jugend und der sind einige Leistungsträger entsprungen, die bei den Männern gleich voll eingeschlagen haben. Die Arbeit in der Jugendspielgemeinschaft, die ja schon seit 1992 läuft, hat sich jetzt wieder richtig bemerkbar gemacht und das kann man eigentlich nicht hoch genug einschätzen. Diese ehrenamtliche Arbeit aufrecht zu erhalten, ist aber auch immer wieder ein Kampf.

Ein Kampf, der nicht von allen anerkannt wird.

Rösner: Es ist ein Bisschen lächerlich. Wir mussten im Vorjahr 1000 Euro Strafe zahlen, weil wir in Thüringen keine Jugendarbeit haben. Das ist ein völliges Unding. Es geht doch nicht darum, wo die Kinder und Jugendlichen Fußball spielen, sondern darum, dass sie spielen.

Und das lässt sich nicht mit gesundem Menschenverstand regeln?

Rösner: Das Problem zieht sich schon über Jahre. Eine Zeit lang hatten wir einen Kooperationsvertrag mit dem FC Saaletal Berg, der an den Thüringer Fußball-Verband (TFV) und den Kreisfußballausschuss ging, und das hat ausgereicht. Seit vorigem Jahr gibt es einen neuen Jugendkoordinator im TFV und da hat jegliche Kommunikation überhaupt nichts gebracht. Es hat nichts gefruchtet und wir mussten diese 1000 Euro bezahlen.

Feig: Nichtsdestotrotz hat uns die Jugend im letzten Sommer ein Bisschen den Arsch gerettet. Es kam gleich ein Schwung von acht Spielern in den Männerbereich und ohne sie wäre es schwierig geworden, eine schlagkräftige erste Mannschaft zu bilden. In den letzten Jahren haben nur wenige den Sprung geschafft, aber seit 2018 zahlt sich die Nachwuchsarbeit wieder voll aus. Die erfolgreiche Zeit mit dem Aufstieg in die Kreisoberliga 2011 war vom letzten starken Jahrgang geprägt, jetzt könnte der nächste kommen. Die Hirschberger haben schon immer vom Nachwuchs profitiert, den sie selbst herangezogen haben.

Sie erwähnten 20 Spieler, die dem Stamm angehören, worauf manch anderer Trainer sicher neidisch ist. Andererseits muss man so viele Spieler erst einmal bei Laune halten. Wie schafft man das?

Feig: Irgendwo regelt es sich von selbst. Man hat immer seine zwei, drei Verletzten, zudem ist es nur ein Hobby, so dass am Wochenende auch einmal die Familie im Vordergrund steht. Dadurch stehen in den Regel 15, 16 Mann zur Verfügung. Generell fahre ich die Linie, dass ich strikt nach Training aufstelle, die Leistung ist nur der sekundäre Punkt. Somit biete ich relativ wenig Angriffsfläche, weil jeder nachvollziehen kann, warum derjenige spielt. Gleichzeitig gibt es allen einen Ansporn zum Training zu kommen. In der Vorbereitung waren wir beim Training im Schnitt 14 Mann.

Rösner: Ein wichtiger Aspekt ist, dass wir zur neuen Saison eine zweite Mannschaft für die Freizeitliga angemeldet haben. Das ist auch ein Erfolg für unseren Verein.

Feig: Für diejenigen, die in der Kreisliga einfach an ihre Leistungsgrenze gelangen, ist die Freizeitliga ein Riesending, weil sie ihre Spielzeit bekommen und so auch für das Training unter der Woche belohnt werden.

Diese Woche steht das Wiesenfest an, für das der Ligaauftakt extra eine Woche nach vorne gezogen wurde. Ein Wiesenfest ohne Fußball wäre wohl gar nicht denkbar?

Rösner: Ein Wiesenfestauftakt ohne Fußball wäre einfach schlecht. Das Freitagabendspiel ist Tradition seit Jahrzehnten, weswegen wir uns auch bei Staffelleiter Joachim Geßner und dem FSV Schleiz bedanken möchten, die es möglich gemacht haben, das Spiel vom November vorzuziehen.

Feig: Es ist immer etwas Besonderes. Abends spielt man nur selten und das Wiesenfest zieht natürlich auch noch ein paar mehr Zuschauer. Da ist es einfach für jeden ein Highlight – sowohl für die Spieler, als auch die Zuschauer.

Rösner: Das Derby, Hirschberg gegen Schleiz – auch wenn es die Zweite ist –, ist natürlich ein Magnet. Deswegen hoffen wir, dass auch einige Zuschauer kommen.

Der Verein ist in die Organisation des Wiesenfests voll eingespannt. Was steht denn im Fokus? Ein gelungenes Fest oder der erfolgreiche Ligaauftakt?

Rösner: Beides zusammen wäre optimal. Ein erfolgreiches Wiesenfest ist für uns natürlich auch finanziell wichtig. Wenn ein Bisschen Geld hängen bleibt, können wir das wieder in den Nachwuchs und Organisatorisches investieren.

Feig: Für mich als Trainer ist natürlich nur der Saisonauftakt wichtig, es zählt nur der sportliche Erfolg.

Ist es ein Nachteil, wenn man sich nicht im normalen Rhythmus vorbereiten kann oder klappt das trotz Wiesenfestaufbau wie gewohnt?

Feig: Wir sind voll im Rhythmus. Ich glaube aber, dass es gar nicht so schlecht ist, wenn man unter der Woche nicht nur Fußball im Sinn hat und so mit einem freien Kopf ins Spiel gehen kann.

Also steht einem erfolgreichen Saisonauftakt nichts im Wege?

Rösner: Theoretisch nicht. Erst recht, da der Platz in diesem Jahr von einer Firma hergerichtet wurde und nun das erste Pflichtspiel darauf ansteht.

Feig: Es ist wirklich ein tolles Resultat, ich fand den Platz noch nie so gut. Es macht wirklich Spaß darauf zu spielen und zu trainieren.