Pößneck/Schleiz/Bad Langensalza. Bis zum frühen Donnerstagabend keine Resultate. Ein Gymnasiast spricht über Gerüchte und den Zeitvertreib zu Hause.

Die eigentlich für den Donnerstag angekündigten Testergebnisse der Coronavirus-Kontaktpersonen aus dem Saale-Orla-Kreis lagen bis zum Abend noch nicht vor. Daher habe es am Donnerstag im Landratsamt in Schleiz keine weitere Sitzung des Krisenstabes gegeben, teilte die Behörde am späten Nachmittag mit.

Die Proben von 160 Menschen, die womöglich mit dem 57-jährigen Covid-19-Patienten aus Pößneck Kontakt hatten, werden im Labor des Thüringer Landesamtes für Verbraucherschutz in Bad Langensalza analysiert.

160 Menschen im Saale-Orla-Kreis auf Corona getestet - Vorbereitungen laufen

„Die Öffentlichkeit wird spätestens morgen über Fallzahlen und weitere eventuell notwendige Schritte zur Eindämmung der Infektion informiert“, kündigten Landrat Thomas Fügmann (CDU) und Torsten Bossert, der Leiter des Krisenstabes und des Fachdienstes Gesundheit, via Pressemitteilung für den Freitag an.

Infizierter war nicht beim Karneval

Im Zusammenhang mit dem ersten Thüringer Corona-Fall im Saale-Orla-Kreis seien in der Öffentlichkeit fehlerhafte Annahmen im Umlauf gewesen. „So wurde nach der Information [...] aus der Pressekonferenz am Dienstag, der infizierte Mann sei Mitglied einer Reisegruppe von 35 Personen gewesen, die in den Winterferien im italienischen Val di Fiemme gemeinsam einen Ski-Urlaub verbrachte, in der Öffentlichkeit die Schlussfolgerung gezogen, es habe sich um eine Busreise eines Reiseunternehmens gehandelt.“ Dies sei nicht zutreffend.

Vielmehr sei die privat organisierte Fahrt mit mehreren kleinen Fahrzeugen durchgeführt worden. Ferner habe der 57-jährige Betroffene am Wochenende auch keine Karnevalsveranstaltung in der Region besucht, entkräftet die Behörde ein weiteres Gerücht.

„Diese Sachverhalte können nach den Ermittlungen des Fachdienstes Gesundheit eindeutig klargestellt werden.“ Alle Kontaktpersonen, die während der Reise und danach bis zur Einweisung ins Krankenhaus mit dem 57-Jährigen in Verbindung waren, seien inzwischen untersucht und die notwendigen Schritte zur Vermeidung einer weiteren Ausbreitung des Virus angeordnet worden.

Das in Sachen Coronavirus im Landratsamt eingerichtete Bürgertelefon erreichten unterdessen viele Anrufe. Manche verunsicherte Menschen riefen auch mehrfach an. Die vier dort eingesetzten Mitarbeiterinnen stünden beruhigend und beratend für die Fragen der Menschen bereit.

Besorgnis um längere Schulschließung

Das Gymnasium Am Weißen Turm in Pößneck ist seit Dienstag geschlossen.
Das Gymnasium Am Weißen Turm in Pößneck ist seit Dienstag geschlossen. © Marcus Cislak

Ein Schüler des Pößnecker Gymnasiums Am Weißen Turm, das seit Dienstag aufgrund des Covid-19-Verdachts geschlossen ist, berichtet unterdessen von seinen Erfahrungen der vergangenen Tage. Auch der Elftklässler (Name ist der Redaktion bekannt) kritisiert die vielen unbestätigten Gerüchte, die in der Öffentlichkeit und in den sozialen Medien verbreitet wurden.

„Am Montag kurz nach 21 Uhr hat ein Mitschüler in unserem Klassenchat bei Whatsapp einen Screenshot von einer Meldung geschickt, dass im Orlatal ein 57-jähriger mit dem Coronavirus infiziert ist.“ In einigen Kurs-Chats sei bereits in der Nacht von Montag auf Dienstag spekuliert worden, wer der Infizierte ist.

„Lange hat sich da ein fehlerhaftes Gerücht gehalten“, schreibt der junge Mann und fährt fort: „Ich finde es nicht gerade toll. [...] Es ist vor allem für die Person, die am Ende gar nicht von dem Virus betroffen ist, schlimm, wenn Gerüchte über diese verbreitet werden.“

Zeit für Hausaufgaben und Schulprojekte

Der Gymnasiast hat den größten Teil der Woche zuhause verbracht. „Ich war in den letzten Tagen sehr oft auf Facebook, der Internetseite der OTZ und des MDR, da ich immer bestens informiert sein will.“ Da habe er gelesen, dass die Schüler dazu angeraten seien, zuhause zu bleiben.

„Ich hab meine Hausaufgaben gestern in Ruhe erledigt und heute habe ich mit einem zusätzlichen Schulprojekt angefangen, für das ich bis jetzt keine Zeit hatte“, erläutert er am Donnerstag seinen Zeitvertreib. Die ganze Woche verbringe er aber nicht mit Schulaufgaben.

„Ich mache mir Gedanken, wie die Ergebnisse ausfallen und, ob es nicht schon längst weitere ungetestete Personen gibt, die im Laufe der Tage sich das Virus eingefangen haben.“ Sorgen macht sich der Elftklässler auch wegen bald anstehender Kursarbeiten für das Halbjahr 11/2. „Ich vermute, dass diese verschoben werden, wenn die Schule auch nächste Woche geschlossen hat.“

Dennoch findet er, dass schnell und richtig reagiert wurde, die Schule gleich zu schließen, um zu verhindern, dass sich das Virus über mögliche Kontaktpersonen weiter verbreitet. Vorsichtsmaßnahmen wie die Schließung öffentlicher Einrichtungen kann er ebenfalls nachvollziehen: „Man sollte die Situation mit genügend Ernst betrachten.“

Bürgertelefon des Landratsamtes Saale-Orla: Tel. 03663/48 88 88.

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