Pößneck. Schottlandfahnen und Dudelsack: Ein Rückblick auf die Veranstaltungen der Initiative Germans for Scottish Independence im Pößnecker Bilke-Saal.

Am vergangenen Freitag staunten einige Pößnecker nicht schlecht, als ihnen in der Innenstadt eine kleine Demonstration mit Schottlandfahnen und Dudelsack begegnete. Diese Demo war Teil eines Aktionstages der Initiative Germans for Scottish Independence (GfSI) um den Pößnecker Marco Görlach, wie unsere Zeitung bereits berichtete.

Diese Aktionstage finden seit 2013 in Pößneck statt. Seit letztem Jahr versucht die Gruppe, stärker in die Öffentlichkeit vorzudringen, wie Görlach erklärte, weshalb man in diesem Jahr die Aktionen um eine kleine Demonstration erweiterte.

Im Zentrum des Tages stand jedoch die „Internationale Konferenz zur Unabhängigkeit Schottlands“ im Bilke-Saal. Auch wenn die lokale Wahrnehmung hinter den Erwartungen zurückblieb, so Görlach, betrachtet er diese Veranstaltung als Erfolg. Schließlich hätten auf dem Podium hochkarätige Redner Platz genommen – zum Beispiel Paul Monaghan, früherer SNP-Abgeordneter im britischen Unterhaus, sowie Pat Lee, Sozialarbeiter und ehemaliger Vorsitzender der Partei Solidarity, beide eigens aus Schottland angereist. Der in Straubing lebende Schotte Colin Macpherson saß in seiner Eigenschaft als Sprecher der Initiative GfSI auf dem Podium, während der Pößnecker Schottland-Sympathisant Marko Kruppe, Autor dieses Rückblicks, die Moderation übernahm.

Diskutiert wurden allgemeine Fragen ebenso wie detailliertere, welche sowohl vom Publikum als auch zuvor über das Internet eingegangen waren. Inhaltlich an das deutsche Publikum gerichtet, entwickelte sich die Debatte auch für die Zuschauer in Schottland spannend. Die anwesenden Gäste waren bis auf wenige Ausnahmen Unterstützer der GfSI und kamen aus Frankfurt am Main, Offenbach, Wiesbaden, Bamberg, Halle/Saale und eben aus Schottland extra nach Pößneck.

Donald Smith, Dozent an der Bamberger Euro-Akademie und zwei seiner Studenten, sorgten für professionelle Simultanübersetzung. Das ganze wurde auch live ins Internet gestreamt. Mehr als 7.000 Zugriffe auf entsprechende Mitschnitte hatte es bereits am Tag der Konferenz gegeben.

Und so zeigte sich Görlach am Ende des Tages zufrieden und teilte mit: „Wir haben gezeigt, dass auch eine kleine Gruppe, sehr abgelegen, trotzdem Aufmerksamkeit erregen kann. Tausende Schotten haben heute sehr genau auf Pößneck geschaut.“

Dankbar sei er auch über die enorme Solidarität im Vorfeld der Veranstaltungen. „Nur durch die Spendenbereitschaft unserer Unterstützer und Freunde, konnten wir diesen Tag realisieren!“ Dabei hätten auch Menschen ihren Beitrag geleistet, die selbst wenig haben. Auch die angereisten Gäste gaben etwas dazu, wenngleich sie ohnehin durch Anreise und Unterkunft finanziell belastet waren. „Besonders ergriffen bin ich von Spenden sowie personeller Unterstützung von Menschen, die eigentlich nichts mit dem Thema zu tun haben, mir aber trotzdem helfen, weil sie mir vertrauen und das Engagement der Gruppe unterstützen möchten“, so Görlach.

Der Tag wurde letztlich durch ein kulturelles Angebot gekrönt: Das Konzert mit dem schottischen Liedermacher Kevin Gore! Der weltreisende Musiker Mr. Moon erhielt ebenfalls Gelegenheit, die Gäste von der Bühne aus zu begeistern, und unterstützte Gore teilweise mit seiner Violine. Begonnen hatte das Konzert die aus Moers angereiste Tina Jünnemann mit einigen Songs der schottischen Unabhängigkeitsbewegung.

Kulturelle Angebote für die Schotten gab es auch die Tage zuvor. So besuchte eine insgesamt zehnköpfige GfSI-Delegation das Deutsch-Deutsche Museum in Mödlareuth und das Thüringer Meer. „Ihr habt hier so eine wunderschöne Landschaft“, sagte Elvira Breitenbach aus Frankfurt am Main. „Wenn ich nicht schon zu alt wäre für einen Umzug, ich würde auf der Stelle hier her ziehen. Diese Gegen hier ist schlicht atemberaubend. Die ganze Aktionswoche war für mich ein Genuss, ganz besonders der heutige Tag. Ich habe während der Konferenz viel neues über die Unabhängigkeitsbewegung und den drohenden Brexit gelernt. Dabei war dann das Konzert die absolute Krönung.“