Pößneck. Unbekannter plädiert mit Graffiti für das Anderssein und versteht darunter die Missachtung bürgerschaftlichen Engagements

Von wegen, junge Leute sitzen nur noch auf der Couch, sind den ganzen Tag mit ihren Smartphones beschäftigt und bewegen sich nicht mehr an der frischen Luft. Im Fall der immer wieder stattfindenden Straftaten auf der Altenburg in Pößneck wünschen sich die Altenburgfreunde fast schon die pauschale Unterstellung.

Was ist passiert? Nach der Silvesternacht vor zwei Jahren wurde eine neue Sitzbank sehr stark beschädigt vorgefunden. Unbekannte hatten offensichtlich, ohne nachzudenken, einen Einweggrill auf der Holzbank benutzt. Sie hinterließen einen Brandfleck, der nicht mehr zu entfernen war. Dann führten wohl aufkommende Frühlingsgefühle zur Herzchenmalerei auf den als einmalig geltenden Zechsteinriffen. Weil rosa­farbener Lackspray benutzt wurde, ist diese Verschandelung der Natur nicht mehr voll­ständig entfernbar. Jetzt, wohl in der vergangenen Woche, wurden Sitzbänke mit wasserfesten Stiften und Farbe verunstaltet. Die Massivholzbänke wurden von Pößnecker Bürgern oder auch Unternehmen gespendet und von fleißigen Altenburgfreunden aufgestellt, damit einheimische und auswärtige Besucher aller Generationen im Naherholungs­gebiet verweilen und die schönen Ausblicke auf die Stadt genießen können.

Nachdem die Sachbeschädigungen angezeigt wurden, nahm der auf Graffitistraftaten spezialisierte Polizeihauptmeister Hubert Thiem von der Polizei­inspektion Saale-Orla Schleiz beziehungsweise Polizeistation Pößneck das Gekritzel in Augenschein. Insgesamt musste er an vier Bänken Schmierereien feststellen. Der Sach­schaden wird auf etwa 800 Euro festgestellt. Zumindest müssen die betroffenen Holzflächen nun professionell geschliffen, versiegelt und neu lackiert werden. Die aufgemalten sogenannten Tags sind zwar teilweise bekannt und auch an anderen Stellen in Pößneck zu finden, konkrete Hinweise zum Täter hat Thiem jedoch noch nicht.

Auf einer Bank wurde sogar ein Spruch fast fehlerfrei und in Schönschrift hinterlassen: „Alle wollen besonders sein, aber wehe, jemand ist anders.“ Mit dem Anderssein, was auch immer damit gemeint ist, haben die Altenburgfreunde grundsätzlich kein Problem. Sie wünschen sich nur, dass man die Arbeit der Mitmenschen achtet.

Im Übrigen stand auf der gleichen Bank auch das Wort „Donkey“, englisch für Esel. War das eine Selbstkritik des vermeintlichen Graffitikünstlers?

Die Altenburg gehört der Stadt Pößneck, somit wurde Eigentum der Allgemeinheit beschädigt.

Eventuelle Zeugen von Graffitistraftaten werden gebeten, sich unter Telefon 03663/4310 zu melden.