Alexander Hebenstreit über Spielklassen und deren Struktur im Wandel der Zeit.

Wer bremst, verliert. Den Spruch kennt vermutlich jeder. Über dessen Wahrheitsgehalt lässt sich gewiss streiten und doch frage ich mich, was dann erst mit denjenigen passiert, die nicht nur abbremsen, sondern stehen bleiben. Die stetige Anpassung an veränderte Gegebenheiten – auf die man oftmals keinen Einfluss hat – ist eine absolute Notwendigkeit, wenn man im Geschäft bleiben will. Wie auch immer dieses Geschäft aussehen mag.

„Das haben wir schon immer so gemacht“, ist zwar ein prächtiges Totschlagargument, um irgendwelchen ungeliebten Neuerungen einen Riegel vorzuschieben, aber nur in den seltensten Fällen zielführend. Dass etwas vor zehn Jahren gut funktioniert hat, ist noch lange keine Garantie dafür, dass es auch heute noch so ist.

Und so muss man sich auch im Sport immer wieder neuen Realitäten stellen, die in den Weiten der Thüringer Provinz – aber auch in vielen anderen Teilen der Republik und darüber hinaus – seit Jahren vor allem ein Muster kennen: Diejenigen, die die klassischen Mannschaftssportarten betreiben, werden immer weniger. Die Gründe mögen vielfältiger Natur sein, der Trend ist jedoch monoton. Besonders gut lässt sich das zu dieser Jahreszeit feststellen. Die Fußballer haben bereits den Anfang gemacht, nun stehen auch Hand- und Volleyballer, Tischtennisspieler und Kegler in den Startlöchern und fiebern der neuen Saison entgegen.

Zur traurigen Routine ist es dabei geworden, dass man Jahr für Jahr auf die Zusammensetzung der einzelnen Ligen schaut, welche Mannschaften denn von der Bildfläche verschwunden sind. Entsprechende Einschläge bleiben fast nirgends aus; positive Gegenbeispiele gibt es, sie sind aber die absolute Ausnahme. Und wenn sich irgendwo eine neue Mannschaft etabliert, dann passiert das in der Regel zulasten (mindestens) einer anderen. Wenn das nicht sofort sichtbar wird, dann eben im Jahr darauf.

Und was folgt daraus? Spielklassen werden zusammengelegt oder so eingeschrumpft, dass sie diesen Namen kaum noch verdienen. Irgendwo ist es aber auch die Wahl zwischen Pest und Cholera: Entweder man nimmt Fahrtstrecken und einen entsprechenden Zeitaufwand in Kauf, die vielen Hobbysportlern einfach zu groß sind, oder man hat eben nur noch eine Handvoll Spiele.

Doch so oder so: Stehenbleiben hilft nicht, man muss sich anpassen. Wer Weitsicht beweist, muss nicht selten große Widerstände brechen. Denn die Notwendigkeit von Strukturreformen wird von der Allgemeinheit oftmals erst erkannt, wenn es eigentlich schon zu spät ist.