Ziegenrück/Eßbach. Nachlass von Gustav Schröer bei Buchbinder Dirk Zaumsegel und seiner Frau in Ziegenrück

Zum 70. Mal jährt sich der Todestag von Gustav Schröer, Heimatschriftsteller aus der Oberlandregion. Grund, einen Blick auf Leben und Werk dieses Schriftstellers zu werfen, der über 80 Bücher schrieb, in vielen Zeitungen Artikel veröffentlichte und 24 Jahre lang in Eßbach als Waldschulmeister wirkte.

Der Ziegenrücker Buchbinder Dirk Zaumsegel und seine Frau Jana beschäftigen sich mit regionaler Geschichte. In Kalendern verarbeiten sie historische Begebenheiten aus dem Saale-Orla-Kreis und darüber hinaus. Seit mehreren Jahren bieten die beiden auch Bücher von Gustav Schröer neben Werken anderer Autoren aus dieser Zeit an. „Interessenten dafür gibt es immer“, sagen sie. Ihnen kam zu Gehör, dass die Witwe des Enkels von Schröer jemanden sucht, der Interesse am schriftlichen Nachlass ihres Mannes hat. Das war Anlass für die Ziegenrücker, sich mit den Nachkommen des Heimatschriftstellers in Verbindung zu setzen. Auf diese Weise erfuhren die Ziegenrücker Interessantes zu Leben und Wirken des Autors aus erster Hand.

100.000 Seiten – meist in Sütterlinschrift

Familie Zaumsegel erklärte sich bereit, den schriftstellerischen Nachlass des Autors zu übernehmen, so wird verhindert, dass dieses umfangreiche Werk verloren geht. „Damit gehen die Zeilen Schröers wieder an ihren Anfang zurück und der Kreis schließt sich“, meint Dirk Zaumsegel. Der Buchbinder und seine Frau richten ihr Hauptaugenmerk darauf, den schriftlichen Nachlass des Autors vollständig zu erhalten und zu bewahren.

Neben dem archivierten Schriftverkehr Schröers, den seine Frau Käthe akribisch sortierte und aufhob, umfasst die Sammlung auch Manuskripte von Erzählungen und seinen über 80 Büchern. Fast alles ist in der altdeutschen Handschrift Sütterlin zu Papier gebracht. „Mit der Übernahme wurde auch die Aufarbeitung des gesamten Schriftgutes für uns freigegeben. Für viele Schröer-Interessierte ergibt sich nun die Möglichkeit, in den nächsten Jahren auch seine unbekannten Werke zu lesen. Bei knapp 100.000 Seiten – meist in Sütterlin – ist das für uns nahezu eine Lebensaufgabe geworden“, so der Ziegenrücker Buchbinder.

Gustav Schröer wurde am 14. Januar 1876 in Schlesien geboren. „Als ich um den 25. März 1896 von der Erfurter Regierung erfuhr, dass ich vertretungsweise die Kantorstelle in Ziegenrück zu übernehmen hätte, wusste kein Mensch ob der Ort im Harz, im Eichsfeld im Thüringer- oder im Frankenwald liegen würde“, schrieb er. In Ziegenrück amtierte Schröer nur für ein Vierteljahr. Danach erhielt er die selbstständige Lehrerstelle in Eßbach, in der er blieb. „Was ich geworden, was ich geschrieben, ich danke es dem unvergleichlich schönem Lande an der Oberen Saale“, meinte er.

Aus der Feder von Gustav Schröer stammen unzählige Romane, die größtenteils in der Region der Oberen Saale spielen. In dem Buch „Der Freibauer“ verarbeitete er seine Erlebnisse von Eßbach und Liebengrün. Weitere Orte wie Altenbeuthen finden sich im Roman „Der Schulze von Wolfenhagen“. Das Flößerleben lernt man kennen in „Der Herrgott und ein Mann“. Um Ziegenrück und die Schwedenschanze geht es nicht nur im Roman „Heimat wider Heimat. Ziegenrück wird hier Langenbruck genannt. In „Der Schelm von Bruckau“ erscheint Ziegenrück als Bruckau. Weitere Orte, die man den Romanen zuordnen kann sind zum Beispiel Drognitz, Hirschberg, Lückenmühle, Ottermühle, Reitzen­geschwenda, Schleiz und Schöndorf.

Bis zum Zweiten Weltkrieg wurden Schröers über 80 Romane immer wieder neu aufgelegt (Gesamtauflage mehrere Millionen). Auch in Schweden, Finnland, Holland und Lettland erschienen Übersetzungen. In der DDR wurden Schröers Bücher nicht mehr gedruckt. „Die Flucht von der Murman-Bahn“, berichtet von einem russischen Kriegsgefangenenlager und erzählt die Geschichte eines Liebschützers sowie „Volk und Schmiedefeuer“ standen sogar auf dem Index.