Henry Trefz rechnet die E-Autofrage mal unpolitisch durch.

Wir können uns in Sachen Elektromobilität jetzt hier Kohle- und Atomstromanteile um die Ohren hauen, Umweltschäden beim Lithiumabbau, wie gefährlich lautloses Fahren für Schwerhörige sein kann und all diese ideologischen Grabenkämpfe. Nach demnächst acht Jahren und 100.000 Kilometern elektrischer Fahrt habe ich vor allem beim Warten am Ladekabel diese Unterhaltungen alle hundertfach geführt. Es mir nachzumachen, empfehle ich schon lange nicht mehr, denn noch gibt es wenige Ladesäulen, die Gratisstrom abgeben, die sind aber inzwischen fast so selten, wie Goldnuggets in der Schwarza.

Und spätestens, wenn ich den interessierten, meist älteren (weißen) Männern abrate, um die künftige Nahrungskonkurrenz am einsamen Wasserloch in der Steppe fernzuhalten, wächst das Interesse wie von Zauberhand. Denn auch wenn es viele nicht zugeben: Rechnen können dann doch die meisten. Und wurde ich noch beim exorbitanten Anschaffungspreis belächelt, bei Ladezeiten von mindestens einer halben Stunde (im Winter gern mehr) noch bemitleidet, wechselt die Stimmung beim Wort Gratis-Strom von Spott zu leisem Neid. Auf die niederen Instinkte ist eben doch Verlass.

Dass ich ihnen hinterher rufe, es könne sich keiner auf ein solches Angebot dauerhaft verlassen, es könne morgen vorbei sein und dann dürfe man sich auch nicht beklagen und überhaupt, zu Hause an der Steckdose werde der Akku über Nacht viel schonender voll, hören die meisten da schon gar nicht mehr zu.

Aber behaupten Sie hinterher bloß nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt!