Rudolstadt. Unternehmer, Ex-Bürgermeister und Pfarrer schicken einen offenen Brief an den Stadtrat von Rudolstadt.

Mit einem offenen Brief haben sich der Unternehmer Hans-Ulrich Batzke, Rudolstadts früherer Bürgermeister Hartmut Franz und Pfarrer Diethelm Offhauß jetzt an die Fraktionen des Rudolstädter Stadtrates gewandt. Hintergrund sind die Vorfälle um die Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus am Montag in Rudolstadt.

„Das Denkmal am Platz der Opfer des Faschismus in Rudolstadt ist der Ort, an dem schon seit Jahrzehnten an die Verbrechen des Naziregimes erinnert wird. Auch am Montag wurde von der Stadtverwaltung zur Kundgebung eingeladen, zu der die Stadt und die Fraktionen des Stadtrates, auch die AfD, Blumengebinde niederlegten. Der Verlauf der Veranstaltung war aber ein anderer als in den Vorjahren. So wurde die Ansprache des Pfarrers Weiß durch laute Zwischenrufe eines Parteimitgliedes der Linken unterbrochen. Junge Parteilinke drängten sich mit einer Israel-Fahne in die erste Reihe, rissen die Schleife des von der AfD abgelegten Gebindes ab und entfernten es. Wir, die Unterzeichner des Briefes, bemühen uns, beginnend mit der Veranstaltung im Löwensaal nach der Kommunalwahl 2019, Konfrontation durch Zuhören abzubauen und Toleranz gegenüber der Meinung anderer anzumahnen. Wir glauben, dass das Verhalten von einigen Beteiligten an der Gedenkveranstaltung auf dem OdF-Platz diesem Bemühen entgegenläuft. Wir möchten die Stadtratsfraktionen auffordern, sich in der Öffentlichkeit zu diesem Vorgang zu positionieren“, heißt es in dem Schreiben.

Erinnerung an Menschenkette 1994

Zugleich erinnern die Unterzeichner daran, warum Rudolstadt diese Gedenkveranstaltung in der Form seit vielen Jahren durchführt. „Die Stadträte unserer Stadt beschlossen nach dem Aufmarsch von Rechtsradikalen aus Wunsiedel zum Hess-Todestag im Jahr 1992, an dem Ort, an dem ein Bekenntnis gegen Rassismus und Menschenverachtung und für Freiheit und Toleranz abgegeben wird, festzuhalten. Ebenfalls vom Stadtrat wurde die Empfehlung des ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog aufgegriffen, den 27. Januar, den Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, auch in Rudolstadt zu begehen“, so die Unterzeichner des Briefes. Seit dem hat es auf diesem Platz viele Kundgebungen gegeben. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an die Menschenkette im Jahr 1994, als 400 Rudolstädter ein Zeichen für Zivilcourage und Toleranz setzten.