Saale-Holzland. Eduard Grommas aus Hermsdorf begann bei der FDJ-Löschgruppe in Kraftsdorf. Der Hermsdorfer Feuerwehr will er treu bleiben, bis ihn „der liebe Gott abholt“.

„Edi, komm mal, du hast Besuch“, ruft Margarete Grommas nach dem Öffnen der Haustür in den Flur hinein. Es dauert ein kleines Weilchen, bis „Edi“ erscheint. Doch als er die Gäste in seinem Wohnzimmer erblickt, huscht ein Schmunzeln über sein Gesicht. Hände werden geschüttelt, Glückwünsche ausgesprochen und einer der Besucher, Hermsdorfs Bürgermeister Benny Hofmann (parteilos), liest mit lauter, fester Stimme vor: „Der Thüringer Feuerwehr-Verband verleiht in Dank und Anerkennung für 75-jährige Mitgliedschaft in der Feuerwehr und Wirken für das Gemeinwohl Kamerad Eduard Grommas, Freiwillige Feuerwehr Hermsdorf, das ‚Große Brandschutzehrenzeichen am Bande, Stufe III‘.“ Ein mit Frühjahrsblühern bepflanzter Korb wird dem 92-Jährigen obendrein überreicht. Bis heute sei der Senior der erste Kamerad in der 125-jährigen Geschichte der Hermsdorfer Feuerwehr, der diese Auszeichnung erhält. „Ich bin jetzt in der Ehren- und Altersabteilung und will der Feuerwehr treu bleiben, bis mich der liebe Gott abholt.“

Er müsse sich setzen, sagt Eduard Grommas und bittet den Bürgermeister und seine Begleiter, Hermsdorfs Stadtbrandmeister Robert Plötner und Feuerwehrmann Uwe Keppel, es ihm gleichzutun. Margarete Grommas serviert Getränke und Häppchen und nimmt ebenfalls am Tisch Platz – so lässt es sich plaudern.

Urkunde, Abzeichen und Blumen überreichten Stadtbrandmeister Robert Plötner (links), Hermsdorfs Bürgermeister Benny Hofmann sowie Uwe Keppel von der Feuerwehr Hermsdorf (rechts) an Eduard Grommas für 75 Jahre Engagement für die Feuerwehr.
Urkunde, Abzeichen und Blumen überreichten Stadtbrandmeister Robert Plötner (links), Hermsdorfs Bürgermeister Benny Hofmann sowie Uwe Keppel von der Feuerwehr Hermsdorf (rechts) an Eduard Grommas für 75 Jahre Engagement für die Feuerwehr. © OTZ | Ute Flamich

„Ohne Feuerwehr ging bei mir nichts“, erzählt Eduard Grommas. Er, der als Kind deutsch-polnischer Eltern in Alytus in Litauen geboren wurde, sei mit seiner Familie im Jahr 1941 mit Beginn des Deutsch-Sowjetischen Krieges ins damalige Deutsche Reich eingebürgert worden. Die Familie lebte unter anderem in Ostpreußen, Rostock, Wernigerode und in Burg bei Magdeburg bis sie 1945 nach Kraftsdorf kam. Dort sei er noch zur Schule gegangen und in die FDJ-Löschgruppe der Gemeinde eingetreten. Nach der Schule habe er eine Ausbildung zum Maler ergriffen und seine Gesellenprüfung absolviert. Zu dieser Zeit hatte er bereits von der Jugendfeuerwehr in die aktive Wehr gewechselt.

Saale-Holzland: Grommas war als Instrukteur im Kreisamt der Volkspolizei in der Abteilung Feuerwehr tätig

Seine Frau Margarete habe er 1951 auf dem Tanzsaal in Kraftsdorf kennengelernt. „Wir saßen ganz hinten auf Tischen und haben zusammen Kino geschaut. Meine Frau hatte eine Freundin, die mit meinem Freund befreundet war und die hat uns beide verkuppelt“, sagt Eduard Grommas. Geheiratet wurde drei Jahre später in Hermsdorf, der Heimatstadt von Margarete. Weil sie in Hermsdorf eine neue Heimat gefunden hatten, wechselte Eduard Grommas 1954 von der Wismut Feuerwehr zur Hermsdorfer Feuerwehr. Später war er im Kreisamt der Volkspolizei in der Abteilung Feuerwehr als Instrukteur tätig. „Da habe ich alles gemacht, was die Belange der Feuerwehr betrifft, von der Kontrolle bis zur Ausbildung.“ Die letzte berufliche Station war für Eduard Grommas die Arbeit bei den Keramischen Werken Hermsdorf, wo er als Leiter des Zentrallagers tätig war. Gleichzeitig war er in der Feuerwehr der Keramischen Werke, bis diese im Zuge der Wende aufgelöst wurde.

Saale-Holzland: Die ganze Familie hat mit der Feuerwehr zu tun

Mittlerweile hat auch Andreas Grommas, der jüngere der beiden Söhne des Ehepaares, im Wohnzimmer seiner Eltern Platz genommen. Zuvor hatte er noch einen Blick auf Urkunde und Orden geworfen und seinem Vater gratuliert. Er selbst sei seit 1979 bei der Feuerwehr, sagt der 63-Jährige. „Erst in den Keramischen Werken, dann Freiwillige Feuerwehr und danach bin ich 1991 zur Leitstelle nach Hermsdorf gegangen. Seit 2002 bin ich bei der Berufsfeuerwehr in der Leitstelle Jena.“ Sein Bruder Uwe Grommas (69) sei ebenfalls für kurze Zeit bei der Feuerwehr in den Keramischen Werken gewesen. Auch Margarete Grommas mischt im Feuerwehrwesen mit und ist seit vielen Jahren im Feuerwehrverein. „Da gibt es eine Altersgruppe und die Frauen haben sich zum Rommé spielen getroffen. Die Männer zum Skat“, sagt sie, die in diesem Jahr 90 wird.

Dass „Edi“ einst in der Jugendfeuerwehr angefangen habe und der Feuerwehr bis heute treu geblieben ist, erklärt der Senior selbst so: „Das sind Sachen, die sich im Leben ergeben. Es hängt damit zusammen, wen du kennenlernst und baut sich auf.“ Der heute 92-Jährige war zuletzt Oberbrandmeister. Wehrleiter sei er nie gewesen, dafür Gruppenführer, Zugführer, Maschinist und Rettungswagenfahrer.

Ein Brand sei ihm in all den Jahren besonders im Gedächtnis geblieben: Ein komplizierter Brand in einer Hermsdorfer Firma in den 1950er Jahren. „Die waren im Bereich Medizintechnik tätig. In dem Gebäude, das brannte, wohnte auch eine Familie, die wir über die Fenster retten mussten.“

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Neben der Feuerwehr sei es der Motorsport gewesen, dem sein Herz gehörte. Deutschlandweit war er bei Automobilsportveranstaltungen dabei. Gemeinsam mit Sportfreund Dietmar Baron habe Eduard Grommas auch eine Oldtimer-Motorsportveranstaltung ins Leben gerufen, die bis heute einmal jährlich vom MC Holzland Hermsdorfer Kreuz veranstaltet wird.

Das „Große Brandschutzehrenzeichen am Bande, Stufe III“ für 75 Jahre Mitgliedschaft in der Feuerwehr.
Das „Große Brandschutzehrenzeichen am Bande, Stufe III“ für 75 Jahre Mitgliedschaft in der Feuerwehr. © OTZ | Ute Flamich

Die Feuerwehr habe ihn lange fit gehalten. „Das Abseilen und Leitersteigen und was man alles gemacht hat.“ Auch wenn es ihm gesundheitlich nicht mehr so gut gehe, das Autofahren in seiner Heimatstadt traue er sich noch zu. Was er sich für seine Zukunft wünscht? „Ein friedliches Ableben“, antwortet Eduard Grommas.