Saale-Holzland. Wahl und Stichwahl waren am Dienstagabend nötig, um den Vorsitz der Verwaltungsgemeinschaft Hermsdorf zu besetzen. Wie der Abend im Stadthaus ablief.

Stephan Sachse aus Bad Klosterlausnitz ist neuer hauptamtlicher Vorsitzender der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Hermsdorf. „Ich bin immer noch hochpulsig und überrascht. Ich muss das jetzt erst einmal verarbeiten“, sagte er nach der Wahl.

Auf der Gemeinschaftsversammlung am Dienstagabend im Stadthaus in Hermsdorf erhielt der 46-Jährige aus Bad Klosterlausnitz im zweiten Wahlgang eine Stimme mehr als Mitbewerberin und langjährige VG-Vorsitzende Constance Möbius (parteilos). Somit wird Stephan Sachse in der Amtszeit vom 1. Juli dieses Jahres bis Ende Juni 2030 die Geschicke der VG Hermsdorf leiten und Constance Möbius ablösen. Der dritte Kandidat, Sandro Vogel (50) aus Hermsdorf, ist im ersten Wahlgang ausgeschieden.

Saale-Holzland: Drei Kandidaten standen zur Wahl um den VG-Vorsitz in Hermsdorf

Etwa 35 Bürger, darunter zahlreiche VG-Mitarbeiter, hatten an der Versammlung teilgenommen. Weil es seitens der Gäste unter dem Tagesordnungspunkt „Einwohnerfragestunde“ keine Anfrage gab, konnte zügig mit der Bewerbungs- und Wahlprozedur begonnen werden.

Die drei Kandidaten, die zunächst vor dem Saal des Stadthauses warten mussten, wurden einzeln und in der Reihenfolge der Abgabe ihrer Bewerbungsunterlagen in den Saal gebeten. Stephan Sachse hatte als erster die Möglichkeit, sich vorzustellen. Danach sprach Constance Möbius über ihre Intention, sich nach zwölf Jahren zum dritten Mal um den VG-Vorsitz zu bewerben. Sandro Vogel folgte als letzter.

Stephan Sachse: „Meine Stärke ist, dass ich belastbar bin.“

Alle drei Bewerber sind nach ihrer persönlichen Vorstellung von Versammlungsleiter Ralf Steingrüber auch um die Beantwortung zweier Fragen gebeten worden: Was ist eine kommunale Satzung, was eine freiwillige und was eine pflichtige Satzung? Und: Was versteht man unter einer Personalentwicklung und wie könnte diese für die VG aussehen?

Eine weitere Frage an jeden Bewerber stellte Mörsdorfs Bürgermeisterin Sylke Schneider: Welche sind Ihre persönlichen Stärken und Schwächen? Der neu gewählte VG-Vorsitzende sieht eine Schwäche darin, dass er von Leuten, mit denen er arbeitet, manchmal zu viel verlange. „Meine Stärken sind, dass ich gern auf Arbeit gehe, manchmal zu viele Überstunden mache, zu viele Hobbys habe, viel unterwegs und belastbar bin.“

An der Wahlurne: Sylke Schneider, Bürgermeisterin von Mörsdorf.
An der Wahlurne: Sylke Schneider, Bürgermeisterin von Mörsdorf. © OTZ | Ute Flamich

Frank Wiedenhöft, Bürgermeister von St. Gangloff, fragte ebenfalls bei den Bewerbern nach. Von Stephan Sachse, der seit 19 Jahren im Ordnungsamt tätig ist, wollte er wissen, ob dieser Erfahrung mit Widerspruchsbearbeitungen habe. „Habe ich schon gemacht“, antwortete dieser. Zudem wollte Wiedenhöft wissen, ob Sachse die Bürgermeister der VG „nicht allein in der Schusslinie“ stehen lasse, wenn diese Entscheidungen treffen, mit denen die Bürger eventuell nicht mehr einverstanden sind. Wiedenhöft verwies auf die Entwicklung in der Gesellschaft und auf immer mehr Frust, der in der Bevölkerung entsteht. Ganz konkret sprach er davon, dass er in seinem Ort von Reichsbürgern unter Druck gesetzt werde. „Da kann man nur hartnäckig bleiben“, sagte Sachse und erzählte, dass auch das Ordnungsamt Bad Klosterlausnitz, wo er derzeit noch arbeitet, mit Forderungen „bombardiert“ werde.

Ergebnis der ersten Wahl: 9 Stimmen für Möbius, 9 für Sachse und 1 für Vogel

Nachdem sich die drei Kandidaten vorgestellt und die entsprechenden Fragen beantwortet hatten, ist einstimmig eine Wahlkommission gewählt worden. Heike Stahl, Vorsitzende der Wahlkommission, informierte, dass die drei Bewerber in alphabetischer Reihenfolge auf dem Wahlzettel stehen. Gewählt werden konnten nur diese drei Kandidaten, keine weiteren. Die Wahl, die anonym durchgeführt wurde, gewinnt, wer mehr als die Hälfte der ausgezählten Stimmen erhält. Sollte es keine Mehrheit geben, ist eine Stichwahl nötig. Bei Stimmgleichheit entscheidet das Los.

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Die Auszählung der ersten Wahl ergab 9 Stimmen für Möbius, 9 Stimmen für Sachse, 1 Stimme für Vogel. In der darauffolgenden zweiten Wahl siegte Sachse mit 10 Stimmen, Möbius erhielt 9 Stimmen. 19.43 Uhr fragte Heike Stahl Stephan Sachse, ob er die Wahl annehme. „Ja, deshalb habe ich mich beworben“, antwortete dieser. Es wurde geklatscht, Blumensträuße wurden verteilt und Dank ausgesprochen. Stephan Sachse bedankte sich bei den Wählern für das entgegengebrachte Vertrauen.

Heike Stahl, Leiterin des Hauptamtes der VG Hermsdorf (links), geht nach 46,5 Jahren in den Ruhestand. Constance Möbius ist nach zwölf Jahren als Leiterin der VG Hermsdorf nicht wiedergewählt worden.
Heike Stahl, Leiterin des Hauptamtes der VG Hermsdorf (links), geht nach 46,5 Jahren in den Ruhestand. Constance Möbius ist nach zwölf Jahren als Leiterin der VG Hermsdorf nicht wiedergewählt worden. © OTZ | Ute Flamich

Constance Möbius übernahm nach ihrer Niederlage an diesem Abend noch die Aufgabe, Heike Stahl nach 46,5 Jahren Arbeitsleben in den Ruhestand zu verabschieden. Die Hauptamtsleiterin der VG Hermsdorf verlässt die Verwaltung in eineinhalb Wochen.

Die Verwaltungsgemeinschaft Hermsdorf im Saale-Holzland-Kreis besteht aus fünf Gemeinden: Der Stadt Hermsdorf sowie den Gemeinden Mörsdorf, Reichenbach, Schleifreisen und St. Gangloff mit insgesamt etwa 11.100 Einwohnern.